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EditorialNicht auch noch eine Corona-App! Schließlich geht es darum, wie wir leben wollen

Editorial / Nicht auch noch eine Corona-App! Schließlich geht es darum, wie wir leben wollen
In Moskau sollen die Überwachungskameras bei der Virus-Bekämpfung helfen, europäische Staaten legen viel Gewicht auf die Kontrolle über eine neue App für die Smartphone-Nutzer Foto: AFP/Kirill Kudryavtsev

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App drauf, aus der Krise raus. Per Smartphone soll Europa die Pandemie zähmen. So der Wunsch zahlreicher Experten und Politiker. Eine solche Möglichkeit, Kontaktpersonen zurückzuverfolgen und Infektionsketten zu brechen, wird neben Sicherheitsabständen und Masken zu einem zentralen Baustein in der Coronavirus-Bekämpfung hochstilisiert.

Die meisten Datenschützer zeigen keine Bedenken, wenn es freiwillig geschehe und die Nutzer rundum informiert seien. Doch geht es um mehr als Datenschutz. Es geht darum, wie wir leben wollen. Niemand kann heute ausschließen, dass eine solche App nach der Pandemie ihre Fürsprecher behält. Wie das bei allen Sicherheitsmaßnahmen der Fall ist. An die breitflächige Kameraüberwachung haben sich die meisten inzwischen gewöhnt. Die Macht der Gewohnheit der Überwachung sozusagen.

Luxemburgs Regierung ist zu Recht misstrauisch. Jedoch könnte der Druck aus dem Ausland auf die Menschen in Luxemburg steigen, wenn Reisefreiheit nur mit solcher Kontaktkontrolle einhergehen sollte.

Was uns zur Freiwilligkeit führt. Die Nutzung der App dürfe nicht verpflichtend sein. Das sagen alle. Zumindest fast alle. Zumindest noch. Doch wenn Freiheiten wie in einem Computerspiel erst freigeschaltet werden müssen, ist es mit der Freiwilligkeit wieder vorbei. Nur wer mitmacht, darf ohne Pflichtquarantäne reisen, könnte es bald heißen. Einige könnten so freiwillig gezwungen werden.

Und wie ist es mit Bars, Restaurants, Kinos, Konzerten, Schwimmbädern, Fitnesscentern, Sportevents, religiösen Zusammenkünften? In China gilt bereits: Wessen Handy gesund blinkt, darf rein. Unvorstellbar bei uns? Leider ist gerade wenig unvorstellbar geworden. Was in diesen Zeiten weltweiter Unsicherheit heute gilt, tut es morgen vielleicht schon nicht mehr. Der Lockdown verdeutlicht das – eine Maßnahme, die zuvor außerhalb unseres Vorstellungsvermögens lag.

Auch Monate nach dem Ausbruch der Pandemie kann keiner ihr Ende vorhersagen. Die ersten Entscheidungen zur Virus-Abwehr mussten die Staaten sehr plötzlich treffen. Ohne Erfahrung im Umgang mit einer solchen Krankheit war Weitsicht schwierig. Was das bedeutet, spüren wir jetzt: Die getroffenen und nahezu klaglos mitgetragenen Maßnahmen sind in ihrer Wirkung ebenso massiv, wie die Folgen unabsehbar bleiben.

Getroffen wurden sie nach dem Vorbild eines autoritären Staates. Angesichts einer nicht einschätzbaren Gefahr geschah dies aus dem Mangel an Alternativen und nicht aus Überzeugung. Wir sollten jetzt einen Schritt weiter sein. Deswegen: Bitte keine Corona-App! Die Technik lässt sich nicht abschätzen, weder was Genauigkeit noch was Sicherheit angeht. Dass jetzt Apple und Google eine gemeinsame Lösung anpreisen, kann nicht beruhigen. Die Rettung der Menschheit vor Übergewicht würde man ja guten Gewissens wohl auch kaum der Burger- und Limonaden-Industrie in die Hände legen. Ein zurzeit unzuverlässiges und später möglicherweise dem Missbrauch offenstehendes Überwachungstool sollten die Bürger Europas ablehnen. Solange sie das freiwillig können.

Tom
26. April 2020 - 19.51

Also ich glaube schon, dass sehr viele Menschen die Nase gestrichen voll haben und wenn Sie wirklich soweit gehen sollten, eine solche App zur Pflicht zu machen, dann gehen die Menschen auch wieder auf die Straße.

Außerdem hatte die Regierung selbst außer, déi Lénk und die Adr an sich nichts gegen eine solche App. Bettel hat sich nicht dagegen gestellt, wenn doch bitte klärt mich auf, das würde ich mir gern anhören... In den Sitzungen habe ich nichts von der Gambia dagegen gehört.

marc wollwert
23. April 2020 - 21.41

tun wir doch endlich etwas wehrhaftes solange es noch moeglich ist:das handy einfach in den muelleimer schmeissen.oder besser im recycling abgeben,der umwelt wegen.

winston
23. April 2020 - 15.58

Big Brother is watching you.Loosse mer hoffen,dass dat alles erem op Null gesat get wann dei Kris eriwer ass.Net dass d'Politiker dei Iwerwachungsmethoden all beibehalen.Ech froen mech haiansdo op dei Corona Kris net derzou benotzt get fir eis Demokratie an eng Schein-Demokratie emzesetzen.

Sputnik
23. April 2020 - 14.27

Wie wär's mit einem Sensor der, im Allerwertesten steckend,mit oder ohne Kabel(Bluetooth),dem Handy und somit den Überwachungsstellen permanent deine Fieberkurve durchgibt. Über 38° und man wird sofort geortet und aus dem Verkehr gezogen.
Unmöglich,gibt's nicht.

H.Horst
23. April 2020 - 13.25

Datenschutzbedenken nehme ich keinem ab der twittert oder bei Instagram und fb postet.

J.Scholer
23. April 2020 - 11.51

@Munhowen:“ Wenn et dem Iesel ze wuel get, geet hien op d‘Ais danzen.“ Mit diesen Worten umschreibe ich die Konsum- und Spassgesellschaft , die über Jahre hinweg , von der einfachen App über das Abschaffen von Bargeld bis zum E Banking jeden modernen Schnickschack applaudiert hat und nun dieser technisch, digitale Fortschritt den Bürger wie einst Galeerensträflinge an die eiserne Kette , pardon digitale Überwachung , legt. Mit Blick auf Israel, wieweit die Überwachung demokratische Systeme , unter Deckmantel von Terrorismus bis jetzt zur Pandemie, bleibt die Demokratie allerdings nur noch Fassade , wo in den Hinterhöfen autokratische Machtstrukturen die Fäden ziehen.Was nun die Spass-,Konsumgesellschaft angeht, die in die Schranken gewiesen wurde, sehe ich es positiv, mir das Minimale lieber , der Mensch , die Natur in den Fokus gestellt gehört.

Munhowen Carole
23. April 2020 - 10.02

Endlich mal was Wesentliches zum Thema « Covid19 ».
Mit dem Lancieren dieses (x-ten) Virus ist es einigen Interessenten doch endlich gelungen, ihr aller Liebstes durch zu setzen.
Nämlich?
Nämlich, die wie es aus einigen Mündern seit Wochen schallt, der vermeintlichen Spass-Gesellschaft endlich mal eins über die Rübe zu hauen. Und diese ausser Rand und Band geratene Spass-Gesellschaft endlich voll rechtens kontrollieren zu dürfen.
Einige Kräfte, Politiker (siehe Österreich, Ungarn, Frankreich, usw.), mächtige Konzerne (siehe Bill Gates wird im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Tribüne zur « Zwangsimpfung » gewährt),
geldgeile von der Privatindustrie gesponserte « Wissenschaftler/Epidemiologen/das Robert Koch Institut, usw.) die sind dabei, unsern Rechtsstaat aus den Angeln zu heben.
Und innerhalb unserer Gesellschaft kann ich leider nur beobachten, wie die Mehrheit sich wie brave Schäfchen benimmt und nix beanstandet.
Sehr traurige Feststellung!
Würd mich mehr freuen, wenn ich mich irren täte.

HTK
23. April 2020 - 9.01

Snowden hat uns geraten die Kamera am PC zu verdecken wenn wir arbeiten.Es ist anscheinend möglich daß eine NSA z.B. dir dabei zuschauen kann. Also,was wollen wir schützen? Die Privatsphäre natürlich. Alles was darüber hinausgeht und dem Schutz dient,also Überwachungskameras,Skanner,Apps,usw. sollten wir akzeptieren.Ausserdem,man kann ja einmal ohne Handy unterwegs sein,oder ...ausschalten.

Aender T.
23. April 2020 - 8.52

Ich habe kein "smart-device" mit permanenter "flatrate". Mein Handy ist 7 Jahre alt, und ich kommuniziere per SMS wenn es nötig ist.
Was passiert dann mit mir? Muss ich mir so ein teures Gerät kaufen? Oder wird es so etwas wie ein "Staats-Smartphone" geben? Zahlt der Staat mir auch die monatlichen Gebühren? Und ein neues Gerät, wenn die Hersteller im Innovationswahn funktionierende Geräte inkompatibel und obsolet machen?
Diese Fragen stelle ich mir nicht nur für diese "Corona-App", sondern allgemein, in einer Welt, in der alles über diese Geräte ablaufen soll. Verlässliche Buspläne gibt es nicht mehr, und die Anzeigen raten mir, im Internet nachzuschauen. Bargeld wird abgeschafft, mein Handy soll meine Geldbörse sein. QR codes überall, kryptisch, enigmatisch, für alles muss es eine App sein . . .und immer wieder von der Steckdose abhängig...
Wer bin ich denn noch, wenn der Akku leer ist, und ich noch nicht tot?