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EditorialDemut und Rückbesinnung in der Corona-Krise

Editorial / Demut und Rückbesinnung in der Corona-Krise
„Rien ne va plus“ heißt es momentan auf den Fußballplätzen dieser Welt Foto: AFP

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Die Alarmglocken schrillen im Profisport, vor allem im Fußball. Jammern auf hohem Niveau ist angesagt. Dabei wäre gerade jetzt Zeit für ein wenig Demut.

Dass der moderne Fußball als Synonym für Größenwahn gelten kann, wird in diesen Krisentagen besonders deutlich. Tagtäglich gibt es neue Nachrichten, wie welche Liga einen Weg aus ihrem Dilemma zu finden gedenkt. Da werden Entscheidungen getroffen, obwohl ein Ende des weltweiten Lockdowns noch gar nicht absehbar ist.

Natürlich geht es nicht darum, das viel zitierte „Allgemeingut“ Fußball zu retten. Und natürlich geht es auch nicht um die Fans, denen das Spiel wichtig ist. Denn sonst würden die Profivereine so etwas wie Geisterspiele sicher nicht in Erwägung ziehen. Es geht einzig und allein um Geld. Um TV-Verträge und astronomische (Spieler-)Gehälter. Also darum, das zu retten, was zu retten ist.

International betrachtet machte der FC Liverpool in dieser Woche von sich reden. Ausgerechnet der Verein, der sich gerne anders gibt, wollte staatliche Hilfe in Anspruch nehmen. Doch die Eigner machten eine Rolle rückwärts, als die Welle der Empörung über sie hereinbrach. Nun wird das Unternehmen, das in den letzten Jahren zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Fußballklubs der Welt gehörte, die Versorgung der sich im Corona-Zwangsurlaub befindenden Mitarbeiter selbst übernehmen und dafür keine öffentlichen Mittel beantragen.

In Italien ist unterdessen eine Polemik über den Gehaltsverzicht von Profifußballern und -trainern entbrannt. Wobei die Argumente, die einer Ablehnung der Maßnahme zugrunde liegen, durchaus stichhaltig sind. Denn es gibt im Profifußball in den unteren Ligen auch Kleinverdiener, die eine Gehaltskürzung hart treffen würde. So richtig ernst zu nehmen sind die Aussagen der Gegner eines Verzichts aber trotzdem nicht. Denn der moderne Fußball ist vieles, aber ganz sicher keine Solidargemeinschaft. 

Gerard Lopez, Luxemburger Präsident des OSC Lille, sagte in Anbetracht der befürchteten Millionenverluste der französischen Liga, der Fußball brauche ein stärkeres Finanzsystem. Dabei ist das, was der Fußball (genau wie die Gesellschaft im Allgemeinen) wirklich braucht, etwas Demut und eine Rückbesinnung auf das Wesentliche. Wer ernsthaft möchte, dass es nach der Krise so weitergeht wie vorher, der fürchtet lediglich um sein Stück Kuchen im Milliardengeschäft. Und wie moralisch verdorben das Profitstreben im Fußball mittlerweile ist, kann jeder in Büchern wie „Football-Leaks“ nachlesen. Zeit genug sollte momentan jedenfalls sein. 

Das Gejammer der Vereine ist im Übrigen selbst in Luxemburg zu vernehmen. Auch hierzulande steht der finanzielle Aufwand schon lange in keinem Verhältnis mehr. Und auch hierzulande ist nun die Zeit zum Reflektieren gekommen. Zum Beispiel über die Frage, ob Spielergehälter von bis zu 10.000 Euro im Monat für fünf Trainingseinheiten pro Woche und ein Spiel vor wenigen Hundert Zuschauern wirklich angemessen sind. Sportminister Dan Kersch fand im Le Quotidien jedenfalls deutliche Worte. Staatliche Hilfe brauchen die Klubs keine zu erwarten. Das ist auch gut so, denn diese wird nach der Krise an anderen Stellen dringender benötigt.

Der Fußball wird überleben. Nicht in der Form, wie wir sie bis vor wenigen Wochen noch kannten. Vielleicht weniger globalisiert, dafür lokaler. Träumen wird der wahre Fan in dieser harten, fußballlosen Quarantänezeit ja wohl noch dürfen …

Nëckel
11. April 2020 - 14.09

@Wolter Jacques / 10.4.2020 - 23:08 : Dat gëtt mech elo wonner; wann eng LU-Mannschaft verléiert, gëtt ëmmer gesoot, si wären jo just Amateuren. Dann dârft jo guer näischt bezuelt gin, oder ? Soss sin et jo keng Amateuren méi.

Wolter Jacques
10. April 2020 - 23.08

Eng gewooten an esuguer lächerlech Ausso iwert den lëtzebojer Fussball di absolut net der Realitéit entsprëcht a fir vill Leit e Schlag an d’Gesiicht ass. Spiller matt 10.000 € sin eng Raritéit wann et iwerhaapt een esou gëtt, och an deenen 5-6 mi finanzstarken Verainer. Fir de Rescht lait Realitéit vun den allermeeschten Spiller éischter bei 1.000 € / Mount an gréisstenseels drënner.
Ouni vun den Equippen aus den ënneschten Divisiounen an den villen volontaires ze schwetzen di matt den Dausende Kanner daagan daagaus um Training sin an op Matcher fueren. Fussball ass di gréissten crèche am Land! Ouni staatlech Jëllef, hëchstens e subside vun hiirer Gemeng. Et sin d’Verainer di daat organiseieren an gréisstenseels matt Dëppefester, Jugendturnéier a soss Organisatiounen finanzéieren.
An och de Minister misst seng loi sportive esou gudd kennen a wëssen, dass mir keng Profiliga sin an als asbl absolut net de budget hun di Spiller kënnen um Mindestloun bezuelen. Daat wieren ca 800.000 EUR pro Joer fir Seniorsequippe. Et gin keng 3 Verainer am Land di esou e Budget fir de gantze Verain matt 15 Jugendequippen hun.
Also weg, e bësse méi Sériositéit an Aere Baiträg a net einfach blann populistesch draschloen.

Andre SCHMIT
9. April 2020 - 18.56

Bravo Herr Michel dies musste mal gesagt werden...

Schmit Andre
9. April 2020 - 18.14

Lieber Herr Michel

Als Vertreter eines kleinen Vereins mit über 70 Jugendlichen mit fast Gratis Rundumbetreuung plus gratis Ausflug fand ich ihren undifferenzierten Artikel eher peinlich. Wenn wir uns demnächst darüber unterhalten müssen wie wir die verloren gegangenen Einnahmen unserer Buvette kompensieren sollen werden wir uns Ihrem Verständnis nach in Demut an die Eltern wenden müssen um die " Cotisation" von sage und schreibe EUR 60 p.a. zu verdreifachen.
Herr Kersch hat in dieser Krise schon einmal verpasst nichts zu sagen als er nämlich meinte die " Patrons" könnten ja die restlichen 20 % des Arbeitslosengeldes beilegen. Hat er sich je gefragt von wo die immer noch 100% seines Gehaltes eigentlich herkommen?

titi
9. April 2020 - 14.17

Le moment est venu de remettre les pendules à l'heure.

Feierstëppler
9. April 2020 - 13.22

Fussball würde auch weiterhin ohne das grosse Geld gespielt. Was sollen die meisten Profifussballer denn sonst tun? Aber so lange genügend Massen an Menschen das System unterstützen, wird sich auch weiterhin nichts ändern. Manche Vereine bleiben auf der Strecke und andere kommen empor. Am Ende habe wir ja alle die Freiheit dies abzulehnen und zu Amateurklub in der Nachbarschaft zu gehen. Auch da werden Tore geschossen und verteidigt. Es liegt an uns, das System zum Fall zu bringen. Dafür braucht man aber ein grosse Menge an Unterstützern...

Leila
9. April 2020 - 12.51

"Ob ein Robben oder Ribéry auch schon am Hungertuch nagen? Schöne heile Welt."

Eher nicht, aber ob er noch ein vergoldetes Steak öffentlich ißt - eher unwahrscheinlich, obwohl ...wer weiß?

J.Scholer
9. April 2020 - 11.37

Sportzirkus und leider auch das allgemeine Kulturschaffen sind in Krisenzeiten kein notwendiger Überlebensfaktor. Auch wenn Sport, Kultur einigen Mitmenschen in Krisenzeiten den alltäglichen Trott versüßen, so muss man sich doch Gedanken machen , ob in den Bereichen des Sportes, der Kultur die enormen Gehälter im Gegensatz zu den systemrelevanten Berufen, anderen Schwerstarbeiter gerechtfertigt sind und solche Unsummen nicht ein Schlag ins Gesicht jedes rechtschaffenen Bürger sind.

Graucho
9. April 2020 - 10.03

Arme Profis.Jahrelang Millionen verdient und nach zwei Wochen Grippe den Staat um Unterstützung bitten. Ob ein Robben oder Ribéry auch schon am Hungertuch nagen? Schöne heile Welt.