„Es ist eine außergewöhnliche und schlimme Situation“, sagte Luc Frieden, Präsident der Handelskammer, am Freitagnachmittag vor Journalisten. Man wisse noch nicht, wie es weitergeht. Dass die Krise aber Folgen für die Unternehmen hat, sei klar. In der Hotellerie gebe es rund 65 Prozent Umsatzschwund zu beklagen, erklärte ein Vertreter der Branche. „Es heißt nun einen kühlen Kopf bewahren und handeln“, so Frieden weiter. Für jede schwierige Situation könne man Lösungen finden.
Um Unternehmen unter die Arme zu greifen, die nun Verdienstausfälle haben, greift die Handelskammer auf die „Mutualité de cautionnement“ zurück. Diese Struktur wurde im Jahr 1969 von der Handelskammer mit der „Confédération luxembourgeoise du commerce“ und der Horesca gegründet. Ihre Mission war es, den Unternehmen den Zugang zu Bankkrediten zu vereinfachen.
Die „Mutualité de cautionnement“ wird nun mit neuem Leben gefüllt. Unternehmen, die aktuell Schwierigkeiten in Bezug auf die Einnahmen haben, soll der Zugang zu Bankkrediten vereinfacht werden. Bei solchen Krediten bietet die „Mutualité de cautionnement“ der Bank eine Rückzahlungsgarantie für die Hälfte der geliehenen Summe (bis zu einem Maximum von 250.000 Euro).
Da die Kreditvergabe für die Bank so weniger Risiko beinhaltet, steigt die Chance der Unternehmen, die Darlehen zu erhalten. Derzeit verfügt die Struktur über ein Kapital von 10 Millionen Euro. Der Staat hat sich für eine ungenannte Summe bereit erklärt, die tatsächlich anfallenden Kosten zu übernehmen. „Wir arbeiten Hand in Hand“, fügte Mittelstandsminister Lex Delles hinzu.
„Pragmatisch und schnell“
Zudem gehe alles „pragmatisch und schnell“, verspricht Frieden. Innerhalb von 24 Stunden könne die „Mutualité“ mitteilen, ob sie die Garantie übernehme. An alle Unternehmen des Landes wendet sich die Hilfe nicht. Aber an den Handel und an die Horesca. „Und die sind derzeit am stärksten betroffen”, so Delles.
Weiter erinnert der Minister daran, dass auch bereits bestehende Hilfen für Investitionen oder Sondermaßnahmen sowie die Regelung der Kurzarbeit genutzt werden könnten. Zudem sei ein neues Gesetzesprojekt unterwegs, das finanzielle Hilfen, die später zurückgezahlt werden müssen, für Einkommensverluste einführe. Auf europäischer Ebene laufen kommende Woche weitere Gespräche. Auch über eine Verschiebung der Zahlung einiger Steuern und Abgaben wird diskutiert.
Ziel dieser Maßnahmen ist, dass die wirtschaftliche Aktivität im Lande weiterläuft – wenn auch etwas langsamer. So sollen vor allem Entlassungen und Pleiten vermieden werden.
Des Weiteren geht auch die Handelskammer auf Tauchstation. „Wir versuchen, den Betrieb an den Schaltern zu einzuschränken“, so Frieden. „Die Kontakte zwischen den Menschen soll auf ein Minimum begrenzt werden.“ Die Dienstleistungen der Kammer für Unternehmen laufen aber weiter. Ab Montag werde beispielsweise eine Hotline (42 39 39 445) eingerichtet sein, wo sich Firmen über die finanziellen Hilfen informieren können.
Pessimismus verbreitet der Präsident der Handelskammer indes keinen. „Wir können diese Krise überstehen. Die Banken werden den Unternehmen Kredite geben. Wir haben keine Bankenkrise. Wir können das meistern.” Luxemburg habe schon viele Krisen hinter sich gebracht.
Wie schützt man sich am besten vor einer Ansteckung?
Die Schutzmaßnahmen sind die gleichen wie bei anderen Infektionen der Atemwege: Hände regelmäßig und gründlich waschen, in den Ellbogen oder in ein Papiertaschentuch niesen und das Taschentuch sofort in einem abgedeckten Mülleimer entsorgen, Händeschütteln und Küssen vermeiden, engen Kontakt mit kranken Menschen vermeiden, zu Hause bleiben, wenn man krank ist, und vermeiden, das Gesicht mit den Händen zu berühren.
Seit dem 2. März ist eine Hotline für die Öffentlichkeit unter der Nummer 8002 8080 in Betrieb.
Menschen mit Symptomen einer Infektion oder solche, die aus einem Risikogebiet zurückkehren, sollen nicht zum Arzt oder in die Notaufnahme gehen, sondern die Nummer 8002 8080 (oder im Notfall 112) anrufen.
Das Coronavirus im Steckbrief
– Name: Coronavirus, Covid-19
– Übertragungsweg: Tröpfcheninfektion
– Am meisten betroffene Körperregion: Lungen
– Symptome: trockener Husten, Fieber, Atemnot
– Inkubationszeit: bis zu 14 Tagen
– Gefährlich besonders für ältere Menschen oder Personen, die schon (schwere) gesundheitliche Probleme haben
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