Jede organisatorische Angelegenheit wird im „Bureau du tournoi“ besprochen. Neben Turnierdirektorin Dan Maas stellt sich auch Malou Hartmann den vielfältigen Aufgaben und Problemen, die täglich zu ihr ins Büro gebracht werden.
Von Pascal Gillen
Als Malou Hartmann gestern Abend beim Spiel von Julia Goerges und Monica Puig aus ihrem Büro auf die Ränge blickte, lächelte sie kurz auf. Bei all dem Stress, den die Luxemburgerin am Tag und in der Woche des Tennisturniers ertragen muss, sind es vor allem zwei Sachen, die sie wieder daran erinnern, warum sie die Arbeit auf sich nimmt. „Wenn das Spiel gut besucht und die ‹Equipe du tournoi› (alle ehrenamtlichen Helfer) zufrieden ist, dann geht es mir am Ende des Tages gut“, erklärt Hartmann. Die meiste Zeit des Tages verbringt sie an der Seite von Turnierdirektorin Danielle Maas und -koordinatorin Jacqueline Olsem.
Keine Stille
Doch wer denkt, es würde im „Bureau du tournoi“ in Ruhe gearbeitet werden können, hat sich geirrt. Das Telefon klingelt im Minutentakt, ständig laufen Menschen die Treppe hoch, um Fragen zu klären, und selbst die Spielerinnen lassen sich dort blicken, um Anliegen anzusprechen. „Während des Turniers läuft in diesem Büro alles zusammen. Anfragen von Spielerinnen, Sponsoren und Ehrenamtlichen. Es ist sehr vielfältig und man weiß am Anfang des Tages nie, was man in den kommenden Stunden erwarten kann.“
Die Arbeit für das Turnier beginnt für Hartmann zu Beginn des neuen Jahres. Oft erledigt sie dabei die bürokratischen Angelegenheiten mit den Sponsoren. Das ist Hartmanns wichtigstes Themengebiet. Auch hinsichtlich der Geldgeber stellt es die Organisatoren vor ein großes Problem, wenn prominente Spielerinnen absagen. Am vergangenen Dienstag, kurz nach der Absage von Maria Scharapova, herrschte im „Bureau du tournoi“ große Aufregung. „Wir müssen den Sponsoren eine Erklärung abgeben, die wir nicht immer haben. Wenn Angelique Kerber uns absagt, weil sie verletzt ist, verstehen wir das. Aber wenn Scharapova uns am Tag vorher noch sagt, dass der Privatjet bereitstünde und dann am Tag drauf um 11 Uhr absagt, wird das für uns zu einem großen Problem.“
Hartmann kritisiert dabei Art, die Tennisgrößen wie die Russin oder auch Serena Williams abgesagt haben. „Vielleicht kommen sie nicht, weil es ihnen zu gut geht und sie keinen Respekt vor kleineren Turnieren haben, die auf solche Spielerinnen angewiesen sind. Ohne unsere Sponsoren und Freiwilligen würden wir das Turnier nicht organisiert bekommen, aber ein großer Punkt ist eben auch das Publikum. Wir müssen unseren Zuschauern etwas bieten können“, so Hartmann.
Man muss flexibel sein
Die Luxemburgerin, die zu den Gründungsmitgliedern des IWTP (International Women’s Tennis Promotions) zählt, der bald seinen 30. Geburtstag feiert, spricht vom stressigsten Turnier der Geschichte. Begründen tut sie das mit den vielen Absagen und den Verletzungen der Spielerinnen. „Wir hoffen immer auf ein schönes Finale. Auch wenn Spielerinnen wie Cori Gauff ausscheiden, ist das nicht gut. Aber sie hatte eine volle Woche in Linz und ist platt, mit so etwas muss man dann auskommen.“
Die in Echternach lebende IWTP-Präsidentin ist außerdem noch als beigeordnete Schatzmeisterin aktiv. Nachdem die Spielerinnen ausgeschieden sind, stellt Hartmann ihnen das Preisgeld aus. Die Profis, die es nur bis in die Qualifikation schaffen, erhalten es in bar; die Spielerinnen, die in der Hauptrunde ausscheiden, bekommen einen Check ausgestellt.
Es ist ein vielfältiger Job, bei dem Hartmann stets flexibel sein muss. Selbst ihr Mittagessen nimmt die Luxemburgerin neben ihrem Laptop in ihrem Büro zu sich. „Es wird abends auch mal nach 2 Uhr, bis ich zu Hause bin. Aber die Woche macht jedes Jahr großen Spaß und am Ende wird es sich wieder lohnen, die ganze Arbeit auf sich genommen zu haben“, erklärt Hartmann.
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