Viele Menschen betrachten Wirtschaft als Thema für Experten. Etwas, das schwierig zu verstehen ist und niemanden interessiert. Das ist ein Fehler. Das Thema betrifft jeden, und das auf vielen unterschiedlichen Ebenen.
Im großen Stil hat der Präsident von Venezuela nun gezeigt, was passieren kann, wenn grundlegende wirtschaftliche Prinzipien ignoriert werden. Die Krise, in der das Land heute steckt, war mehr als vorhersehbar. Um das zu verstehen, braucht es keinen Experten.
ZUM FOTO
Das Archivbild von 1923 zeigt das Abwiegen von Geldscheinen in Deutschland, die während der Inflation nur noch Makulatur waren.
Foto: dpa
Dass es ungesund ist, wenn ein Staat seine Ausgaben mit dem Drucken von neuem Geld deckt, ist in Europa spätestens seit der Hyperinflation der 1920er-Jahre bekannt. Da in dem Fall eine immer größere Geldsumme zur Verfügung steht, um eine gleichbleibende Menge an Produkten zu kaufen, steigen die Preise. Wird dann noch mehr Geld gedruckt und verteilt, steigen die Preise immer schneller. Das Vertrauen geht verloren. Irgendwann sind selbst die eingezogenen Steuern nichts mehr wert, wenn sie erst einmal in der Staatskasse ankommen. Das ist in Venezuela mittlerweile der Fall. Die Geldentwertungsrate liegt bei mehr als einer Million Prozent pro Jahr.
Lernen tut die venezolanische Führung daraus jedoch nicht. „Die Geldmenge wuchs um 31 Prozent in der Woche bis zum 25. Januar“, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg vor wenigen Tagen. „Das ist die schnellste Expansion seit mindestens 1997 und könnte darauf hindeuten, dass eine panische Regierung die Ausgaben angesichts von Protesten, Sanktionen und dem Entzug der Anerkennung durch einen großen Teil der internationalen Gemeinschaft erhöht hat.“ Dass derartige Lösungsversuche die Geldentwertung nur weiter beschleunigen werden, ist klar.
Dass es in Venezuela schiefläuft, wussten viele wirtschaftsinteressierte Menschen bereits seit Monaten und Jahren. Formeln und Mathematik braucht niemand, um solche Zusammenhänge zu verstehen. Logisches Denken reicht da völlig.
Die Wirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil unserer Demokratien. Sobald in einem Land die Konjunktur stottert, geht ein leichtes Zittern durch die Demokratie. Venezuela ist nur ein besonders frappierendes Beispiel.
Es ist in jedermanns Interesse, die wirtschaftlichen Funktionsweisen zu verstehen. Dabei geht es nicht nur um das große Verständnis der Volkswirtschaft – oder des Finanzplatzes. Jedes Jahr geraten – auch hierzulande – viele Haushalte in eine Schuldenfalle. Alle Jahre wieder. Zudem muss jeder, der sich in Luxemburg eine Wohnung kaufen will, auch schon über ökonomische Grundkenntnisse verfügen. Eigentlich schade daher, dass das Thema Wirtschaft in der Schule so wenig zur Geltung kommt. Es handelt sich um praktisches Grundwissen.
Dabei müsste das Fach nicht einmal ein trockenes sein. Bereits bestehende Initiativen wie die „Mini-Entreprises“ machen vor, dass es möglich ist. Hier lernen Schüler (ganz praktisch), wie man ein Unternehmen gründet oder Buchhaltung führt. Doch auch wenn jedes Jahr viele Schüler mitmachen, so kommt doch nicht jeder in den Genuss einer solchen Erfahrung. Wirtschaftliche Sachkenntnis braucht trotzdem jeder.
Korrektur: Da sind plötzlich alle Millionäre und trotzdem arm wie die Kirchenmaus, wie das bei uns, während der grossen Wirtschaftskrise in den 1920er Jahren der Fall war. Damals brachten, der mündlichen Überlieferung zufolge, die Bessergestellten ihre Geldscheine in Reisekoffern zur Sparkasse. Tagsdarauf hätte es 2 Reisekoffern dazu bedurft.
Da sind alle pötzlich Millionäre und trotzdem arm wie die Kirchemaus, wie das bei uns, während der grossen Wirtschaftskrise in den 1920er Jahren der Fall war. Damals brachten , der mündlichen Überlieferung zufolge, sch die besser Gestellten ihre Geldscheine scheinbar in Reiskoffern zur Sparkasse.