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Beim achten „Lëtzebuerger Filmpräis“ gibt es einen politisierten Rollentausch

Beim achten „Lëtzebuerger Filmpräis“ gibt es einen politisierten Rollentausch

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Die achte Auflage des «Lëtzebuerger Filmpräis» war ein Politdrama der etwas zahmeren Sorte. Die Branche, die sich selbst in der Krise sieht, pendelte zwischen pompöser Selbstinszenierung und Anspielungen auf die budgetären Schwierigkeiten, in denen sie steckt. Schauspielen mussten an diesem Abend vor allem die anwesenden Politiker.

«Schäiss.» So begann die Dankesrede der Schauspielerin Vicky Krieps, die anschließend erläuterte, sie habe wirklich nicht damit gerechnet, für ihre Rolle in «Gutland» ausgezeichnet zu werden, weshalb sie eben keine Rede vorbereitet hatte. Des Weiteren sei sie nach einem Nachtdreh nach Luxemburg gefahren und deswegen etwas verpeilt.

Folglich improvisierte die Schauspielerin in einem authentischen Moment (man weiß, dass diese bei solchen Zeremonien meist Mangelware sind), sie würde den Preis eigentlich gerne mit allen nominierten Schauspielern teilen. Sie machte das Publikum auch darauf aufmerksam, wie viel Arbeit es für die für den Abend engagierten Schauspieler Isaac Bush und Elisabet Johannesdottir koste, das Publikum zu entertainen. Das sei zwar auch die Rolle, die Begabung und die Leidenschaft des Schauspielers, aber viele seien sich halt nicht bewusst, wie viel Arbeit dahinterstecke.

«Gutland» sahnt ab

«Gutland» wurde kurz danach dann gleich nochmal prämiert – für den besten Film, für den u.a. auch das schöne Werk «Barrage» mit Isabelle Huppert nominiert war. Govinda Van Maele bedankte sich anschließend bei den zahlreichen Laien, die im Film schauspielten – und betonte, seine Rede wäre vielleicht genauso lang und langsam wie sein Film selbst. Der Preis für die beste Serie ging an «Bad Banks» – Regisseur Christian Schwochow konnte leider nicht vor Ort sein, da er gerade die dritte Staffel von «The Crown» dreht. Damit wurde der internationale Erfolg der Serie nochmal lokal wertgeschätzt.

Budgetäre Schwierigkeiten …

Vorher hatte Showmaster Guy Helminger den Abend mit einer 15-minütigen Rede eingeläutet, im Laufe derer ein jeder – die großherzogliche Familie, Guy Daleiden und sein „Film Fund“ sowie auch die anwesenden Politiker – sein Fett abbekam. So kommentierte der Schriftsteller trocken, die anwesenden Politiker würden vielleicht deswegen so erstaunt dreinschauen, weil es eben das erste Mal sei, dass sie an einem kulturellen Event teilnehmen würden.

Und tatsächlich: Es waren fast genauso viele Schauspieler wie Politiker vor Ort, nur dass es an diesem Abend eben die Politiker waren, die ihre Rolle so kurz vor den Wahlen tadellos spielen mussten, während die meisten Schauspieler an jenem Abend aus ihren Rollen herausschlüpfen konnten.

Die Vertreter der Filmszene appellierten immer wieder an die zahlreich anwesenden Politiker, man möge doch so schnell wie möglich daran denken, das Budget für die luxemburgischen Filmproduktionen zu erhöhen. Dies sei umso wichtiger, da luxemburgische (Ko-)Produktionen mittlerweile auch immer öfter im Ausland erfolgreich seien und verstärkt auf Festivals in Wettbewerben laufen. Dies unterstrichen u.a. der Direktor des «Film Fund Luxembourg» Guy Daleiden, Nicolas Steil von Iris Productions.

Angespielt wurde darauf, dass das staatliche Budget für die Filmbranche dieses Jahr bereits sehr früh ausgeschöpft war, sodass sie nun auf eine Budgeterhöhung spekuliert.
Dass die 34 Millionen Euro nicht ausreichen, erklärt sich zum Teil dadurch, dass das Budget nicht an die Expansion und die Professionalisierung des Sektors angepasst wurde.
Xavier Bettel reagierte jedoch nicht so, wie man es sich in der Filmbranche erwartet hätte, und gab im Juli ein Audit in Auftrag, von dem nun, wie ein rezenter Artikel von Reporter es erläutert, ein erster Entwurf vorliegt.

Der Kulturentwicklungsplan schlägt vor, dass das Kulturministerium das Budget der Filmbranche, das bisher vom Staatsministerium verwaltet wird, übernehmen solle – da dieses Budget im Vergleich zu anderen Bereichen wie dem Theater oder der Literatur äußerst großzügig ist (eine Filmproduktion benötigt natürlich mehr Geld als die Veröffentlichung eines Buches), würde dies einem Erstarken des Kulturministeriums gleichkommen.


Die Gewinner des „Lëtzebuerger Filmpräis“ 2018:

  • Bester luxemburgischer Spiel- oder Animationsfilm 
    Gutland von Govinda Van Maele – «Les Films Fauves»
  • Bester Spielfilm (in Koproduktion)  
    Noces von Stephan Streker – «Tarantula Luxembourg»
  • Bester Animationsfilm (in Koproduktion)
    The Breadwinner von Nora Twomey – «Melusine Productions»
  • Bester Dokumentarfilm
    La supplication von Pol Cruchten – «Red Lion»
  • Bester Kurzfilm
    Fils von Cyrus Neshvad – Cynefilms
  • Beste Produktion in der Kategorie «TV und neue Medien»
    Bad Banks von Christian Schwochow – Iris Productions
  • Bester kreativer Beitrag zur Produktion eines Spielfilms oder Dokumentarfilms
    Uli Simon für die Kostüme von Egon Schiele
  • Bester kreativer Beitrag zur Produktion eines Animationsfilms
    ‹Animation›-Team von Melusine Productions/Studio 352 für The Breadwinner
  • Beste Darstellung
    Vicky Krieps für ihre Rolle in Gutland

 

Ein riesiges Buffet mit Sushi, Entrecôte und Co.

Für die Show wurden die Spannungen zwischen Politik und Film aber dann beiseitegelegt: Kulturminister Xavier Bettel überreichte den Preis für den besten luxemburgischen Film und reagierte ausweichend auf die Forderungen der Branche: Er beschränkte sich auf kräftiges Händeschütteln mit dem Team um «Gutland» und kommentierte die Forderungen nicht wirklich.

Dass ein jährlicher Filmpreis wenig Sinn machen würde, da es nicht genug Produktionen für die verschiedenen Kategorien gibt, stellte man im Laufe der Preisverleihung immer wieder fest. So sorgte z.B. die Liste der Nominierten für den besten künstlerischen Beitrag in einem Animationsfilm für einige Lacher, weil Vertreter des Studios 352 gleich dreimal hintereinander für denselben Preis aufgelistet wurden.

Des Weiteren stellte Schauspieler Luc Schiltz fest, dass die Kategorie «Beste künstlerische Leistung» eine etwas wilde und wenig kohärente Mischung darstellt. In der Tat werden hier u.a. Filmmusik, Kostüme und Drehbücher zusammen aufgelistet.

Die finanziellen Schwierigkeiten merkte man der Filmbranche allerdings kaum an: Am Buffet wurde von Sushi über Pilzrisotto bis hin zur Entrecôte mit Sauce béarnaise und Waffeln mit Erdbeeren fast jeder gastronomische Wunsch erfüllt, ein Ginix-Stand, auf dem über 30 Liter Gin ausgeschenkt wurden, hatte wohl ebenso viel Erfolg wie das gigantische Getränkebuffet. An diesem Abend wurden die budgetären Probleme zwischen kulinarische Klammern gesetzt.

Hier zeigt sich dann die Zwiespältigkeit einer solchen Verleihung: Einerseits geht es natürlich um die Selbstglorifizierung einer Szene, die dazu dient, den Politikern zu zeigen, wie wichtig und gesund die Filmbranche doch ist, andererseits reibt sich dies mit der wiederholten Aussage, der Branche würde es schlecht gehen. Da, wo die letzten Jahre die Oscar-Zeremonien immer wieder politisch erschütternde Thematiken in den Vordergrund schoben (#MeToo und Rassendiskriminierung), war der «Lëtzebuerger Filmpräis» eine etwas narzisstische Nabelschau.

Guyt
25. September 2018 - 0.48

35 Mio für anscheinend 1000 Filmschaffende. Und noch mehr wird gefordert! Skandalös ist so etwas, besonders wenn ma weiss , dass ursprünglich das ganze als Anschubfinanzierung gedacht waren.Presse und Politikern sonnen sich im lächerlichen Glanz der luxemb. Filmclique auf Kosten der Steuerzahler und anderen Kulturzweien

Mephisto
24. September 2018 - 14.18

Die möchten Steuergeld, noch und nöcher.

Haben die auch schon Filme gedreht die Publikum anzogen, also Geld in die Kassen spülten ?

Also nicht nur wertlose Auszeichnungen erhielten ?

Dass Kulturmenschen sich gern selbst beweihräuchern und stets die Hand aufhalten ist ja nicht neu.

gestressten
24. September 2018 - 12.29

Selbstbeweihräucherung auf Kosten des Steuerzahlers einfach nur toll!

Anne
24. September 2018 - 11.29

Well daat do lauter aarem Leid sin ,sin déi frouh sech emol den Bauch vollzestoppen wann et näicht kascht.