Es war mehr als die sprichwörtliche «Schnapsidee», die heute zum Erfolg der Mikrobrauerei «Bare Brewing» geführt hat. Die «Leidenschaft fürs Bierbrauen» sei entscheidend, unterstreicht einer der drei Gründer, Nico Kleer. Im Gespräch mit Daisy Schengen verriet er, dass ihr Bier demnächst aus dem Süden Luxemburgs kommen wird.
Wie entstand die Idee, Bier zu brauen? War es schon immer Ihr Wunsch?
Nico Kleer: Etwa vor fünf Jahren fingen wir mit dem Hobby Bierbrauen an. Ursprünglich entstand die Idee tatsächlich in einem Café. Schnell zeigte sich, dass unser Produkt gut war. Zunächst probierten es unsere Freunde, später stieg die Nachfrage, sodass wir beschlossen, regelmäßig und mehr zu brauen.
Ich lernte außerdem Tom und Joël (Tom Reis und Joël Back, Anm. d. Red.) kennen, die zwei anderen Hauptpersonen hinter «Bare Brewing». Zusammen entschieden wir, das Bierbrauen professioneller anzugehen. Außerdem entstand unser gemeinsames Unternehmen aus dem Zusammenschluss der «Hielbrew» und dem «C’Ink».
Wie viele Biersorten bieten Sie an?
Zurzeit haben wir drei Biere im Angebot: Ein Pilsener, ein White IPA (India Pale Ale, Anm. d. Redaktion) – ein Weißbier gekreuzt mit einem IPA – und ein «Black IPA». Es ähnelt einem «Stout», hat aber einen höheren Hopfenanteil («Stout», eine Sorte dunkles Bier).
Was bringt für Sie drei die Zukunft als Hobby-Brauer?
Wir haben zwar eine Brauerei, aber noch nicht alle nötigen Dokumente, um richtig loszulegen. Daher haben wir seit Anfang des Jahres damit begonnen, unser Bier bei anderen Brauereien, wie «Den Heischter» und «Ourdaller», herstellen zu lassen, sodass wir ab diesem Jahr unser Hobby professioneller angehen.
Inzwischen haben wir in Differdingen auch das passende Lokal gefunden, in dem wir in den nächsten Wochen und Monaten die Brauerei einrichten werden. Wir hoffen, ab Anfang nächsten Jahres dort unser Bier brauen und verkaufen zu können.
Ist auch eine Brauereikneipe darin vorgesehen?
Nein, eigentlich nicht. Wir sind keine Wirte, außerdem hat jeder von uns einen Vollzeitjob. Das Bierbrauen ist ein Hobby, das jedoch professionell betrieben wird. Es ist mit viel Arbeit verbunden, aber es ist eine Art Arbeit, die wir gerne tun. Es ist unsere Leidenschaft.
Wie haben die «Großen» aus der Luxemburger Bierbranche auf «Bare Brewing» reagiert? Haben Sie von Ihrer Existenz Notiz genommen?
Es ist ja nicht so, dass wir sehr viele «große» Akteure hierzulande haben. Außer mit der «Diekircher Brauerei» (gehört zum belgischen Konzern AB InBev, Anm. d. Red.) haben wir ein sehr gutes Verhältnis zur «Brasserie Simon» aus Wiltz, mit Herrn Lentz von Bofferding. Außerdem sind wir Mitglied der «Conféderation des brasseries et des brasseurs du Luxembourg», in der wir uns mit anderen Akteuren austauschen.
In gewissem Sinne sind wir alle Konkurrenten, dennoch bedienen wir unterschiedene Kundengruppen: sie das breite Publikum und wir die Bierliebhaber, die besondere Getränke mögen. Die großen Betriebe profitieren außerdem von den Kleinen, die die Nischen mit speziellen Produkten füllen. Letztendlich wollen wir alle, dass die Verbraucher Luxemburger Bier trinken.
Biersorten-Fachchinesisch
Kenner unterscheiden zwischen unter- und obergärigem Bier. Dabei sind die unterschiedlichen Temperaturen gemeint, bei denen die Hefebakterien im Bier zu arbeiten beginnen. Bei untergärigen Bieren liegt sie zwischen 8 und 20 Grad, bei obergärigen zwischen 14 und 25 Grad.
Bekannte Biersorten
- Pilsner Bier (Pils): Nach der gleichnamigen Stadt im ehem. Böhmen benannt, untergärig, mit mehr Hopfen.
- Weißbier: bezeichnet entweder das verwendete Getreide (Weizen) oder die Farbe – ein helles obergäriges Bier.
- Craft: bezeichnet keine einzelne Sorte, sondern eine Brauereirichtung, die sich der handwerklich aufwendigen Herstellung von hochwertigen Bieren mit besonderen Zutaten wie Orangenschalen oder Kakaoaromen verschrieben hat.
- Stout: dunkles/schwarzes, obergäriges Bier.
- Pale Ale (PA): Das englische «Pale» steht für hell oder blass, «Ale» bezeichnet allgemein obergärige Biere. PA ist daher ein obergäriges, weniger bitteres Bier, da niedriger Hopfengehalt. Wurde im 18. Jahrhundert in England entwickelt, aus der Notwendigkeit heraus, Bier für die Schiffsreise zu den britischen Kolonien, in diesem Fall Indien, haltbarer zu machen.
- India Pale Ale: Ein obergäriges Bier, mehr Hopfengehalt als PA.
- Kölsch: Obergäriges goldgelbes Bier, nach rheinischer Tradition gebraut, im Raum Köln.
Biergeschichte zum Anfassen
Im Nationalen Braumuseum, das 1999 im Wiltzer Schloss eingerichtet wurde, lässt sich die über 6.000 Jahre alte Geschichte des Bierbrauens anschaulich erleben. Die Besichtigungen werden mit und ohne Bierprobe angeboten.
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag von 9.00 bis 12.00 und von 14.00 bis 17.00 Uhr
Kontakt:
Syndicat d’initiative
et de tourisme
35, rue du Château
L-9516 Wiltz
Tel.: (+352) 95 74 44
E-Mail: info@touristinfowiltz.lu
Das Reinheitsgebot
Durch eine Verordnung von Herzog Wilhelm IV. vom April 1516 wurde zunächst in Bayern verbindlich festgelegt, dass Bier nur aus Wasser, Gerste (Gerstenmalz) und Hopfen bestehen darf. Dieses sogenannte Reinheitsgebot gilt noch heute für alle in Deutschland gebrauten Biere.
Bierfeste und Festivals
Das sicherlich bekannteste Fest im Zusammenhang mit Bier ist das mehrtägige «Al Dikkrich» in der Garnisonsstadt. Jedoch finden stetig neue Veranstaltungen statt, die den Gerstensaft in Luxemburg huldigen. So ging z.B. am vergangenen Wochenende das Craft-Beer-Festival «Kirchbéier» auf Kirchberg über die Bühne und bescherte Fans dieser Biersorte wahre Genussmomente.
Mehr Infos:
www.aldikkrich.lu
Kirchbéier Craft Beer Festival
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