Headlines

Europäische Häme

Europäische Häme
Rechte Demonstranten in Chemnitz. Foto: dpa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Neun Monate vor der EU-Wahl haben die Rechten ihren Plan, stellt Armand Back fest.

Der Faschismus ist wieder auf dem Vormarsch. Er kommt in neuem Gewand, die Menschenfeindlichkeit ist geblieben. Der Hass richtet sich nicht mehr (oder noch nicht so umgreifend) gegen Juden. Dieses Mal sind die Muslime die Fremden, die Feinde – weitere werden hinzukommen.

In Chemnitz zogen am Sonntag knapp tausend Neonazis und Hooligans durch die Straßen. Der Mob machte Jagd auf Ausländer. Das weckt Erinnerungen an das Jahr 1933.
In Ungarn wird Flüchtlingen, die sich gegen einen negativen Asylbescheid wehren, die Nahrung verwehrt; Hunger als Abschreckung, und Premier Viktor Orban brüstet sich damit. Italiens Vize Matteo Salvini hat die Häfen für Bootsflüchtlinge geschlossen, sodass nun die Justiz gegen ihn ermittelt. Diese Liste der Kaltherzigkeit ließe sich fortsetzen.

In Österreich hat im Jahr 2016 der damalige Präsidentschaftskandidat der FPÖ, Norbert Hofer, dunkel gedroht, dass man sich noch wundern werde, was alles möglich sei. Hofer wurde nicht Präsident, seine Partei aber sitzt mittlerweile in der Regierung. Seitdem ist in Österreich tatsächlich vieles möglich geworden. Vor allem ist Hetze wieder salonfähig, gegen Migranten, Ausländer, Türken, Linke. Der Fraktionschef der FPÖ, Johann Gudenus, prangert etwa öffentlich die Sozialhilfe einer siebenköpfigen Asyl-Familie an. Mit den Informationen, die Gudenus liefert, ist die Familie identifizierbar geworden. Über Eltern und Kinder ergießt sich in den Folgetagen eine Welle aus Hass. Hass gegen Kinder ist somit beabsichtigte Stimmungsmache einer Regierungspartei. Europaweit ist die Schwelle dessen, was einmal als unsagbar galt, in schwindelerregendem Tempo gefallen. Die Hemmungen sind weg, also raus mit der Fratze: Wenn der Spitzenpolitiker gegen Menschen hetzt, freut sich die Internetmeute umso bedenkenloser über im Mittelmeer ersoffene Schwangere.

All das passiert in der EU und war noch vor Jahren in seiner geballten Unmenschlichmachung der Opfergruppen undenkbar. Die viel beschworenen europäischen Werte weichen zurück, hervor kommt die europäische Häme.

Immer mehr Menschen springen auf diesen Zug auf. Sich überrumpelt und übergangen fühlend von der die Globalisierung und ihre Auswirkungen auf das Soziale begleitenden Politik wollen sie auf die Bremse treten und gehen den Falschen auf den Leim. Seine Hoffnungen in Rechtsextreme und Faschisten zu stecken, ist ein Irrweg. Das ist er schon alleine deswegen, weil untereinander zerstrittene Nationalstaaten, zu denen die prominentesten Vertreter der gar nicht so neuen europäischen Rechten zurückwollen, Stabilität und Wohlstand bedrohen. Die Folgen für die weniger Wohlhabenden unter uns wären dramatischer als die Aufnahme Hunderttausender Fremder.

Und trotzdem: Rechts sein gilt fast schon als hip. Wer sich noch für eine menschliche Behandlung von Schutzsuchenden starkmacht, wird belächelt – als wären Menschenrechte bloß irgendeine Denkmode, die man zwar vielleicht früher einmal im Kopf trug, die aber jetzt, wo das kalte Herz und die Häme im Trend liegen, so etwas von passé ist.

Als wenn das nicht schon bedenklich genug wäre, sind in neun Monaten Europawahlen. Auf diese bereiten sich die Rechtspopulisten und Rechtsextremen bereits vor. Die Feinde Europas werkeln an einer großen Rechtsaußen-Fraktion, die sie, die bisher im Europaparlament gespalten waren, vereinen soll. Momentan deutet vieles auf ein Gelingen dieses Vorhabens hin. Dann wird die EU nicht mehr nur auf nationalstaatlicher Ebene angegriffen. Dann beginnt ihre Zersetzung vom Inneren aus. Die Häme wird groß sein.

GuyT
7. September 2018 - 1.35

Nachtrag:
"Die Skepsis gegenüber den Medienberichten zu rechtsextremistischen Hetzjagden in Chemnitz werden von mir geteilt. Es liegen dem Verfassungsschutz keine belastbaren Informationen darüber vor, dass solche Hetzjagden stattgefunden haben", sagte Verfassungschef Maaßen . Es gebe keine Belege dafür, das ein in TV und Internet gezeigtes Video, das Hetzjagden zeigen soll, authentisch ist.
Aehnlich haben sich auch die lokalen Tageszeitungen(mit Reporter vor Ort), der Staatsanwalt und der Ministerpräsident Kretschmer geäussert.

Grober J-P.
29. August 2018 - 11.17

Was ist denn nun, sind die Fremden schuld an der Misère? Ich könnte weinen vor Wut wenn ich sehe wie unsere so liberalen Politiker sich aus der Verantwortung reden! Dem rechten Mob sollte man 2 Monate Ausschwitz oder Dachau verschreiben. Habe mal versucht mit so einem Wutbürger über seine Misère zu reden, keine Einsicht, alles Fremde wurde abgelehnt egal aus welcher Ecke auch immer. Dieser Mann lebte in seiner eigenen Welt.

Jemp
29. August 2018 - 9.18

Welches Bargeldverbot? Wo? Welche Propagandamedien? Von was reden Sie?

working poor
28. August 2018 - 22.52

Der diplomierte Computerfachmann, der morgens vor der Arbeit Zeitungen austrägt, und abends nach der Arbeit Pizzas ausliefert, um über die Runden zu kommen, wird ihnen recht geben. Schuld daran sind die Geldsäcke mit ihren Konzernen, und die "Volksparteien" lecken ihnen den Hintern. In Frankreich, in Deutschland, England, usw...

Jacques Zeyen
28. August 2018 - 20.26

Absolut richtig.
Zumal die meisten dieser Leute alles erlebt und nichts zu verlieren haben.Denen geht's in Europa besser im Gefängnis als bei denen daheim. Allerdings kann es nicht sein,dass dafür die Zombies aus den Kellern kommen und das Kommando übernehmen.

Paula
28. August 2018 - 19.35

Das weiss nicht Paula, das sagt die Staatsanwaltschaft. Link zu einem Artikel auf „Zeit online“ diese Zeitung hat nicht gerade den Ruf „Lügenpresse“:

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-08/chemnitz-tatverdaechtige-notwehr-rechtsextremismus-sachsen

Paula
28. August 2018 - 19.21

Einige spezifische Gedanken:
- Verbot von Kinderehen
- Kinderrechte
- selbstbestimmt leben
- Religionsaustritt
- Meinungsfreiheit
- Bildung für alle
- Opferschutz
u.v.m.
Das will aber nicht heissen, dass nichts mehr zu tun wäre und auch nicht, dass es wohl die eine oder andere Fehlentwicklung gab. Das ist aber ein separates Thema.

-

Grober J-P.
28. August 2018 - 19.20

Paula weiß heute schon ,dass es ein Syrer und ein Iraker sind. Und wenn die Lügenpresse sich diesmal wieder geirrt hat? Erinnern wir uns an NSU, an brennende Asylantenwohnheime, und weiter zurück als die rechten Parolen sogar propagandamäßig in waren. Wann wird der Mob denn entschuldigt, ich fürchte das wird nicht mehr lange dauern. Wie sagte Bertolt schon mal: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich, oder so ähnlich. Hier sollte man ansetzen und nicht bei den armen Flüchtlingen. Mit der Armut, in jeder Hinsicht, des Mobs haben die nichts zu tun.

Johannes
28. August 2018 - 18.08

@Paula:
Nur eine Frage stellt sich mir:
Beim Anblick dieses rechtsextremen, die Menschnrechte mit Füßen tretenden Mobs; haben Sie spezifisch an welche von Ihnen zitierte "gesellschaftliche Entwicklung des Westens" gedacht?

Paula
28. August 2018 - 17.54

Korrektur: ..... vorbei sein.

Paula
28. August 2018 - 17.43

Wenn die Zahl der Menschen aus Kulturen - die gesellschaftlich nicht die Entwicklung mitgemacht haben wie wir im Westen, einen gewissen Prozentsatz übersteigt, dann gibt es Probleme. Probleme, die teilweise hausgemacht sind, weil man diesen Menschen zu wenig abverlangt. Die Menschen haben ganz bewusst, nicht etwa ein muslimisches Land, sondern Europa für sich ausgewählt, sei es weil sie vor Krieg flüchten oder einfach ein besseres Leben wollen. Im Namen der Toleranz, die Linke und Grüne so gerne predigen, wird akzeptiert, dass diese Menschen hier ihre „Werte“ weiterhin leben, obwohl diese mit unseren nicht vereinbar sind, u.a. die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung von Mann und Frau, Jungen und Mädchen, die mir besonders am Herzen liegt. Man bedenke nur, was eine Selbstverständlichkeit wie ein Verbot der Vollverschleierung, für Diskussionen ausgelöst hat und zu einem nicht zufriedenstellenden Gesetz geführt hat.

Und jetzt zu ihrem Artikel, Herr Back: hier fehlt der nicht unwichtige Hinweis, dass in Chemnitz, am Tag vorher, der Besucher eines Fests, durch mehrere Messerstiche getötet wurde. Dringend tatverdächtig sind ein Syrer und ein Iraker. Das entschuldigt nicht den Mob; aber nicht alle Aufgenommenen sind liebe Jungs und die Zeiten, in denen unangenehme Wahrheiten vertuscht werden, sollten ein für allemal vorüber sein.

Marc
28. August 2018 - 13.13

hätte die etablierte Schickeria sich den Ängsten ihrer Bevölkerung vor Jahren angenommen oder ernst genommen bräuchte sie heute nicht zu panikieren. Merkel hat 2016 noch zusätzlichen Schub geliefert ansonsten gebe es die Vorfälle von Chemnitz so nicht. Fürchte dass dies erst der Anfang ist, war alles vorher zu sehen.

Jacques Zeyen
28. August 2018 - 13.02

Wenn man sich diese Fratzen auf dem Bild anschaut,so muss man zum Schluss kommen,dass da der IQ knapp unter der Körpertemperatur liegt.Aber das sind nur die Ausführer,die Gröhler,die Exekutive. Die gefährlichen Hetzer sind oft intelligent und sitzen im Verborgenen. Sie arbeiten mit der Angst der Menschen vor dem Verlust von Freiheit und Wohlstand(sofern vorhanden). Und da die Politik nicht das tut was man erwartet,nämlich das Problem lösen,haben die Hetzer freie Hand.
Wenn Moslems angegriffen werden,so doch weil dieser "friedfertige" Islam durch seine militante Fraktion(die Sprengstoffexperten) seine Glaubwürdigkeit verliert.Aber das ist noch kein Grund sich entsprechend aufzuführen auf die Gefahr hin,sich auf dasselbe Niveau herabzulassen.

tarzan
28. August 2018 - 11.59

kaltherzigkeit?? trifft sicher nicht auf die deutschen zu. sie geben schon 10% ihre staatshaushaltes fuer merkels blackout aus.

Grober J-P.
28. August 2018 - 10.44

Oh Herr bewahre uns vor der geistigen Beschränktheit dieser rechten "Volksvertreter". Die haben nichts aus der Geschichte gelernt und werden es auch nie begreifen. Nur zusammen können wir gegen den Missstand ankommen. Frage: wie soll das funktionieren mit den Nationalisten, gemeinsam in Deutschland, Frankreich, Ungarn, Polen, ist doch ein Widerspruch an sich.

John
28. August 2018 - 10.21

Herr Müller, auch sie sind mit ihrer Aussage entlarvt! Der Vergleich macht Sie zum Bettler!

Müller
28. August 2018 - 9.02

Dieser Artikel könnte auch von den Propagandamedien aus Deutschland, den Öffentlich, Rechtlichen stammen. Da wird der arbeitenden, Bevölkerung die den Wohlstand in Deutschland sichert, auch von morgens bis abends propagiert, wie schlecht und falsch alles ist, wenn man nicht im Sinne der "Volksparteien" handelt. Junker hat in seiner ganzen Zeit als EU-Präsident noch nichts für Luxemburg getan, sowie Merkel in Ihrer ganzen Amtszeit als Kanzlerin für die Deutschen. Hoffentlich wachen die Menschen noch früh genug auf, und hinterfragen mal einige Dinge, die politisch über Ihren Köpfen hinweg entschieden werden. Bestes Beispiel ist das Bargeldverbot. Dann ist es vorbei mit der bürgerlichen Freiheit!