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Mediengeschichte

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Heute vor 30 Jahren begann im nördlichen Ruhrgebiet ein Drama, das noch heute als Lehrstück in der Medienwissenschaft in Deutschland gilt.

«Können Sie sich vorstellen, dass er abdrückt?», fragt ein Journalist live vor laufender Kamera eine junge Frau, der ein Gangster eine Pistole auf den Hals richtet. «Nö, eigentlich nicht», antwortet Silke Bischoff. Keine 24 Stunden später ist sie tot.

Vom 16. bis zum 18. August 1988 hielten Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski auf ihrer wahnsinnigen Odyssee nicht nur die Polizei, sondern ganz Deutschland mithilfe entfesselter Medien in Atem. Das Gladbecker Geiseldrama war das erste Stück Reality-TV, ein Roadmovie in echt, Tatort live sozusagen. Gemacht von Journalisten, die jede Grenze überschritten. Was freilich nur möglich war, weil eine unglaublich stümperhafte Polizei sie nicht daran hinderte. Im Gegenteil, die Journalisten waren der Polizei einige Male einen Schritt voraus. So stellten die Geiselnehmer nach dem Banküberfall ihre Forderungen in einem TV-Interview. Wenig später sahen Millionen Fernsehzuschauer, wie ein Bankangestellter mit einem Würgeband um den Hals das Lösegeld ins Innere der Bank zerrte.

Mit zwei Geiseln stiegen Rösner und Degowski in das bereitgestellte Fluchtauto, live übertragen im «heute-journal». Als die Geiselnehmer später in Bremen einen voll besetzten Linienbus kaperten, stellte Rösner erneut mit der Pistole in der Hand vor laufenden TV-Kameras seine Forderungen und benutzte die Medien als Sprachrohr. Gleichzeitig stiegen Fotografen in den Bus, um Bilder von zu Tode geängstigten Geiseln zu machen. Später in Köln umzingelten Schaulustige und Journalisten den Fluchtwagen der Verbrecher in einer Einkaufsstraße. Interviews wurden geführt, auch mit den Geiseln.

«Die Geiselnehmer waren sehr tumbe Figuren, die aber einen lichten Augenblick hatten. Sie haben erkannt, was man mit den Medien anstellen kann», brachte es Ulrich Kienzle, damals Chefredakteur von Radio Bremen, auf den Punkt: Rösner und Degowski waren «plötzlich in ihrem miesen kleinen Leben bedeutend». Beim Gladbecker Geiseldrama haben somit mit der Polizei und den Journalisten zwei wichtige Institutionen versagt, so Kienzle rückblickend.

Immerhin zog man aus den anschließenden Debatten Konsequenzen. Der Deutsche Journalistenkodex wurde nach langen Diskussionen über die Verantwortung der Medien geändert, die Polizei komplett umstrukturiert. 30 Jahre nach dem Gladbecker Geiseldrama stellt sich dennoch die Frage, ob eine Wiederholung ausgeschlossen ist. Wohl kaum, denn heute gibt es Handys, das Internet und die sozialen Netzwerke. Die Medien stehen unter Druck, da der digitale Wandel ihr klassisches Geschäftsmodell gefährdet. Auf der Jagd nach Klicks ist Voyeurismus aber nach wie vor ein probates Mittel. Da wird aus einem Flurbrand schnell mal ein Inferno. Was der Glaubwürdigkeit nicht besonders förderlich ist.
In Zeiten, in denen Populisten jeglicher Couleur ungeniert alles als «Fake News» bezeichnen, was ihnen nicht in den Kram passt, und in denen die Hetze in den sozialen Netzwerken keine Grenzen mehr kennt, ist aber ebenjene Glaubwürdigkeit wichtiger denn je.

Jeck Hyde
17. August 2018 - 9.46

Jerry, sidd Der sécher?

klein
16. August 2018 - 22.15

bin jetzt noch überzeugt dass leider die Geisel aus einer Polizeikugel erschossen wurde,die haben ja mit hunderten Schüssen rumgeballert,der einfachste Weg ist dem Degowski die Schuld zu geben,natürlich sind die beiden an allem Schuld ohne den Überfall wäre all das nich passiert,und nicht den Jungen aus dem Bus vergessen!!Glaube bloss nicht dass er Degowski die Silke erschossen hat bin überzeugt dass es eine Polizeikugel war!!!

Marc
16. August 2018 - 22.06

Jo, daat ass wouer.
Déi aarem Affer leien fir d'Eiwegkeet um Kirfech an den Drecks... leeft erem doremer.

Jerry
16. August 2018 - 17.28

Do sin Féler gemaat gin haut net mei virstellbar.

roger wohlfart
16. August 2018 - 13.54

Schlimm genug, dass der wieder frei rumläuft!

Philip Michel
16. August 2018 - 13.25

Ja, ein echtes Trauerspiel. Degowski ist übrigens seit Februar frei

roger wohlfart
16. August 2018 - 9.24

Das war nicht nur hochdramatisch, das war auch ein Trauerspiel seitens der Presse und der Polizei . Die einen haben hochepuscht, die andern versagt. Ein Skandal. Diese Geiselnahme wäre womöglich anders ausggegangen ohne den Medienrummel. Das ganze Spektakel war ein gefundenes Fressen für Rösner und Degowski. Silke Bischoff hätte nicht sterben brauchen. Die Geiselnehmer sind kaltblütige Mörder und gehören für den Rest ihres Lebens hinter Gittern. Dieses tragische Geschehen zeigt, wie ein " banaler " Banküberfall ausufern kann mithilfe der entfesselten Medien.