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Finanzwelt: Der Verbraucher erhält die Macht

Finanzwelt: Der Verbraucher erhält die Macht

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Neue Regeln werden Europas Finanzwelt verändern. Laut den Zielen der EU-Kommission soll der Sektor «grün» werden und eine aktive Rolle im Kampf gegen den Klimawandel einnehmen. Der Finanzplatz wittert neue Geschäfte und ist dabei, sich vorzubereiten. Wie grün Europas Finanzwelt jedoch wirklich werden wird, wird der Verbraucher entscheiden.

«Heute ist der Markt für grüne und nachhaltige Finanzprodukte noch nicht reif, noch nicht erwachsen», erläutert Tom Pfeiffer von Deloitte gegenüber dem Tageblatt. Es sei aktuell aber wirklich viel in Bewegung, so der für das Thema Nachhaltigkeit zuständige Partner beim Beratungsunternehmen weiter. «Der Finanzsektor ist auf dem Weg dorthin. Und die Industrie wird ihm folgen. Sie will ja auch weiterhin Investoren für ihre Projekte finden.»
Hintergrund seiner Zuversicht sind neue Regeln für die Finanzwirtschaft – an denen die EU-Kommission derzeit arbeitet. Ziel der Maßnahmen, die zum Teil bereits angekündigt wurden, ist, den Finanzsektor zu einem starken Akteur im Kampf gegen den Klimawandel zu machen.

Bessere Rendite mit Nachhaltigkeit

Pro Jahr werden zusätzliche Gelder in Höhe von 180 Milliarden Euro für Investitionen benötigt, um die Pariser Klima-Ziele zu erreichen, hat die EU-Kommission ausgerechnet. Um das zu erreichen, setzt sie auf den Verbraucher und auf den Finanzsektor.
Dabei bedeutet «nachhaltiges Investieren» nicht, dass der Verbraucher weniger Gewinn erhalten muss als bei «üblichen Finanzprodukten», so Pfeiffer weiter. Neue Erkenntnisse würden zeigen, dass der gleiche Gewinn gleich hoch – oder sogar höher – sein kann. Die bessere Rendite erklärt er dadurch, dass Unternehmen, die nachhaltig arbeiten und langfristig denken, besser für Krisenfälle gerüstet sind als traditionelle Firmen.
«Und all das verändert sich jetzt», so der Luxemburger weiter. In Pflicht-Informationen über Unternehmen sollen künftig beispielsweise auch Umweltrisiken angegeben werden. «Das kurzfristige Denken von Quartal zu Quartal soll abgelöst werden.» Wie genau diese Informationen über Unternehmen aussehen werden, ist noch unklar – klar ist nur, dass die Finanzinstitute sie angeben werden müssen.

Die Informationen dienen schlussendlich dazu, den Verbraucher zu informieren und ihm eine Wahl zu bieten: «Wollen Sie ihr Geld in einen nachhaltigen Fonds, grüne Anleihen oder in traditionelle Finanzprodukte investieren?», soll die Frage vom Bankberater heißen. «Und ich kann mir kaum vorstellen, dass Verbraucher sich dann für traditionelle Anlagen entscheiden», so Pfeiffer. «Da sind die Risiken viel höher.»
Die Finanzindustrie bringt sich in Stellung. Sie rechnet mit einer sprunghaft ansteigenden Nachfrage nach grünen Finanzprodukten. «Man kann die Bewegung richtig fühlen.» Aber derzeit passiere alles noch auf freiwilliger Basis.

Luxemburg ist gut positioniert

Betroffen von den neuen Regeln sind sowohl Finanzprodukte, die Banken ihren Kunden verkaufen, als auch solche von Versicherungsunternehmen. «Und in der ersten Hälfte des Jahres 2019 soll es konkreter werden.»

«Wie präzis bis dahin alles wird, ist noch offen», unterstreicht Tom Pfeiffer. «Ich glaube aber, dass es noch schwierig wird. Die Einschätzung von Risiken ist relativ einfach – aber die Definition der Frage: Was ist grün? … .» Diese Themen ist die EU-Kommission dabei, anzugehen. Neue Arbeitsgruppen sollen die 2016 gestartete Initiative weiter in die richtige Richtung bringen.

«Der Finanzplatz Luxemburg ist an sich gut positioniert», so Pfeiffer weiter. Beispielsweise seien 31 Prozent aller nachhaltigen Fonds in Luxemburg registriert und die Luxemburger Börse sehr aktiv in dem Bereich. Auch gebe es eine ganze Reihe von Initiativen wie etwa den «Climate Finance Accelerator», um Menschen aus unterschiedlichen Sektoren zueinander zu bringen.

«Trotzdem gibt es noch nicht genügend Experten», so Tom Pfeiffer mit Blick auf die Finanzwelt. «Wir befinden uns in einer Übergangsphase.» Es gebe zwar Finanz- und Nachhaltigkeits-Experten, aber kaum jemand, der in beiden Bereichen Erfahrung hat. Es braucht Experten, um Audits von Nachhaltigkeit durchzuführen, oder Spezialisten für die Zertifizierung von grünen Anleihen. «Auch Kundenberater müssen neu geschult werden. Wenn die Änderungen 2019 erst einmal gemacht sind, dann kann es schnell gehen», ist er überzeugt. Mit einer Revolution rechnet Tom Pfeiffer, der sich nun seit sechs Jahren beruflich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, dennoch nicht: «Es wird alles schrittweise passieren», ist er überzeugt. «Aber es wird passieren. Wie bei Bio-Produkten: Früher war es ein Luxusgut – und heute findet man sie in jedem Supermarkt.»

CESHA
20. Juli 2018 - 8.51

Auf Empfehlung einer "grünen" Bank Anleihen eines Holzpellets-Fabrikanten gekauft und einen Totalverlust erlitten. Seitdem kein Vertrauen mehr in alternative Geldanlagen :-(