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Ab heute darf an Mosel und Sauer wieder geangelt werden

Ab heute darf an Mosel und Sauer wieder geangelt werden

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Wer den nötigen Anglerschein besitzt, kann ab diesem Freitag seiner Passion wieder freien Lauf lassen.

Eingefleischte Angler dürften erleichtert sein: Ab heute (Freitag, 15.6.) können sie ihrem Hobby wieder an den Luxemburger Grenzflüssen Mosel und Sauer nachgehen. Die Schonzeit, die alljährlich am 1. März beginnt, endete am 14. Juni. Wer den nötigen Anglerschein besitzt, kann also ab diesem Freitag seiner Passion wieder freien Lauf lassen.

Die Zeiten haben sich geändert, seit der unvergessene Léo Moulin in den frühen 1960er Jahren mit seiner sonoren Stimme Batty Webers Lied «Wann se muerges fësche ginn» sang. Die Gesellschaft ebenfalls. Heute stehen keine «Fëscher» mehr jedes Wochenende Schlange am Luxemburger Hauptbahnhof, um die Angel hochhaltend, den Rucksack umgeschnallt, den Zug nach Ettelbrück zu besteigen. Und um bei Goebelsmühle – nach zwei Stunden Fahrt – auf «107 an enger Rei» zu stoßen, die ihr Anglerglück dort ebenfalls versuchen.

«Street Fishing», ein neuer Trend

Franck Meis zufolge ist die Zahl der Angler, die regelmäßig an Wettbewerben teilnehmen, in den letzter Zeit zurückgegangen: «Es gibt hier nicht genügend Nachwuchs.» Allerdings sei in den vergangenen Jahren ein Trend, der aus Frankreich stammt und seinen Ursprung am Pariser Canal Saint-Martin hat, auch auf Luxemburg übergeschwappt: das so genannte «Street Fishing». «Vor allem junge Leute sind davon begeistert», so Meis.

Zwischen 10.000 und 15.000 Hobbyangler

«Sie brauchen nicht viel dazu: neben dem Erlaubnisschein eine montierte Angel, eine Weste oder einen Rucksack fürs Geschirr, und dann geht’s los. Mit dem Auto die Mosel entlang und hie und dort wird für eine Viertelstunde angehalten und geangelt.» Lohnt sich der Standort, sprich beißen die Fische an, bleibt man etwas länger. Lohnt es sich nicht, fährt man einfach weiter.» Heute würde vielen die Zeit fehlen, um etwa an Wettbewerben teilzunehmen.

Franck Meis schätzt die Zahl der Hobbyangler in Luxemburg – auch wenn es nur rund 2.000 gibt, die über eine Sportangler-Lizenz verfügen – auf zwischen 10.000 und 15.000, eine beeindruckende Zahl.

Kommen wir noch einmal zum Anfang dieses Beitrags zurück. Die Luxemburger Gesetzgebung verbietet das Angeln an den Grenzflüssen Mosel und Sauer alljährlich vom 1. März bis zum 14. Juni. Franck Meis zufolge müsste dieses Reglement endlich einmal überarbeitet werden: «Es ist unlogisch, dass hierzulande zwischen Schengen und Wasserbillig während fast vier Monaten nicht geangelt werden darf, während gleich hinter beiden Ortschaften, in Deutschland und in Frankreich, das Angeln fast ganzjährig erlaubt ist.»


Hohe Strafen

Wer sich der Fischwilderei schuldig macht – also etwa ohne gültigen Erlaubnisschein an verbotenen Stellen oder während der Schonzeiten angelt oder beim Fischen nicht zugelassenes Material verwendet –, muss mit teils hohen Strafen rechnen. Bis zu 10.000 Euro Geldstrafe und ein Monat Gefängnis stehen auf die diversen Vergehen.

Untersagt ist unter anderem:
– während der Nachtzeit zu angeln,
- das Fangen von mehr als drei Salmoniden (Forellen, Äschen) und einem Hecht pro Tag,
- das Fischen im Nachen während des Fahrens oder Treibens,
- jede Art des Fischfangs von Inseln, Brücken und den an das Wasser angrenzenden Teilen von Schleusen aus,
– das Ködern mit gebietsfremden Fischarten sowie Krebsen, Kaulquappen, Fröschen (…)

Die genauen Reglements für das Angeln an Binnen- und Grenzgewässern findet man auf der Webseite der Föderation der Sportfischer.


3 FRAGEN AN…  Jos Scheuer, Präsident der FLPS

Ab heute darf wieder an der Mosel geangelt werden. Kann man die Moselfische bedenkenlos verzehren?
Absolut! Alle Fische, die nicht zu fettig sind – den Aal beispielsweise sollte man gar nicht essen – und die weniger als 30 Zentimeter groß sind, kann man ruhigen Gewissens verspeisen.

Wie sieht es überhaupt in puncto Fischbevölkerung in der Mosel und den anderen Fließgewässern aus?
Es sind alle Arten von einheimischen Fischen vertreten, aber die Quantität hat dramatisch abgenommen. Das ist u.a. auf den Kormoran zurückzuführen. Jeder Kormoran braucht am Tag rund ein Pfund Fisch, um sich zu ernähren. Das ist ein Tabuthema, das nicht angesprochen wird. Der zweite Faktor, der eine wichtige Rolle spielt, ist der Rückgang an Insekten, was mit der Wasserqualität zusammenhängt. Es ist traurig, dass es an der Mosel immer noch keine Kläranlage gibt. Zu schaffen machen auch die Auswirkungen des zunehmenden Kanuverkehrs an der Sauer, hauptsächlich bei niedrigem Wasserstand. Hier wird demnächst eine neue Studie durchgeführt werden, Streit scheint da programmiert.

Wie wird das Angeln allgemein von der Gesellschaft angesehen?
Ich spüre Tendenzen, die Fischerei immer mehr ins Abseits zu drängen. Wir mussten uns, was das neue Tierschutzgesetz angeht, wehren. Die Jagd und die Fischerei sind ja nun ausgenommen. Doch auch, etwa was die Ufer an der Mosel angeht, scheint es, als wolle man hier keine Angler mehr sehen. Immer weitere Abschnitte werden von den «Ponts et Chaussées» so hergerichtet, dass man dort nicht mehr gefahrlos stehen und angeln kann.


Luxemburger hängt an der Angel – und hat sein Hobby zum Beruf gemacht

Das Angeln war ihm quasi in die Wiege gelegt worden. Vater, Mutter, Schwester: Alle frönten sie dem Hobby an der frischen Luft. Kein Wunder, dass auch Franck Meis irgendwann die Angel haltend an einem Flusslauf stehen würde. Dass er aber später einmal sein Hobby zum Beruf machen könnte, konnte er damals noch nicht erahnen. Auch nicht, dass er irgendwann Weltmeister im Sportangeln werden würde.

Ein Paradies für Angler: Etliche hundert Quadratmeter Verkaufsfläche mit allem, was ein «Fëscherhäerz» höherschlagen lässt – vom Köder und der Angel bis hin zur passenden Kleidung und sogar Booten –, findet man im «Fishing World», dem Laden von Franck Meis in Bettemburg. Doch wie kam der einstige Lastwagenfahrer eigentlich dazu?

Erste Rute mit sechs Jahren

Drehen wir die Zeit einmal um rund vier Jahrzehnte zurück. «Mein Patenonkel schenkte mir zu meinem sechsten Geburtstag einen sogenannten ‹Spinner›, eine 2,10 Meter lange Angelrute, die vor allem zum Forellenfischen eingesetzt wird.» Seine ersten Erfahrungen als Angler konnte er so am Küntziger Weiher sammeln.

«Dadurch erwachte in mir eine Leidenschaft. Eigentlich konnte ich mich dem Ganzen auch gar nicht entziehen. Mein Vater und meine Mutter nutzten jeden freien Tag zu Angelausflügen, und meine Schwester und ich mussten ja mit, weil sie uns nicht alleine zu Hause lassen wollten.»

Für Franck bedeutete dieses «Müssen» jedoch keinerlei Zwang. Er freute sich jedes Mal darauf, auf die Tage an der frischen Luft, das obligate Picknicken und natürlich auf das Angeln. Aus dem Kind wurde ein Jugendlicher und schon damals war es sein größter Traum, einmal Weltmeister im Angeln zu werden (siehe auch nebenstehenden Kasten).
Hobbyangler Franck wurde zum Sportangler mit der nötigen Lizenz und jeder Menge Ehrgeiz. Rasch konnte er erste Erfolge einheimsen. Seine ganze Freizeit – Franck Meis war inzwischen als Lastwagenfahrer berufstätig – floss in die Anglerleidenschaft.

«Und dann sprach Henri Hengel mich an, ob ich nicht interessiert sei, aufgrund meiner Passion, den Job als Fahrer an den Nagel zu hängen und stattdessen in seinem Fischereigeschäft zu arbeiten.» Hengel betrieb früher in der Hauptstadt das «Tier Sport Center», das heute nicht mehr existiert. Das war Ende der 1990er Jahre. Franck Meis ließ sich etwas Zeit und fasste dann den Entschluss, sein Hobby zum Beruf zu machen. «Ich hatte zwar viel Ahnung, was den Angelsport angeht, aber absolut keine, was das Führen eines Geschäftes betrifft.»

Mit demselben Ehrgeiz, den er als Sportangler an den Tag legte, ging er dann auch diese neue Herausforderung an. «In Livingen entstand 1999 der erste ‹Fishing World›-Laden. Ich stieß 2001 dazu. Es war nicht immer einfach und als Henris Frau starb, zog er sich aus dem Geschäft zurück und wollte, dass ich es alleine weiterführen sollte.»

Es folgte der Umzug nach Bettemburg, wo Franck Meis einen alten Bauernhof fast im Alleingang umbaute. «2002 eröffneten wir den Laden.» Ohne die finanzielle Unterstützung eines Freundes, des Zahnarztes Fernand Beffort, wäre es ihm jedoch unmöglich gewesen, den Betrieb zu übernehmen. «Das erste Jahr war wirklich sehr hart, wir hatten hohe Schulden. Nach zwei, drei Jahren warf der Betrieb Gewinn ab. Es lief so gut, dass wir 2013 beschlossen, in Wasserbillig ein zweites Geschäft zu eröffnen. Das war im März.» Zwei Monate später verstarb dann der Freund und Partner Beffort.

«Das war ein herber Verlust und für mich ein bedeutender Rückschlag.» 2017 verkaufte Franck Meis den Laden in Wasserbillig, weil er «nicht so lief, wie ich es mir erwartet hatte».
In Bettemburg hingegen floriert das Geschäft. Vor allem in den Tagen vor dem Saisonstart. Schon bevor sich die Türen öffnen – um 9.30 Uhr – stehen die Kunden davor. «Wir haben derzeit alle Hände voll zu tun», freut sich der 47-Jährige, dem es bis heute nicht leidtut, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben.