Menschen, die sich gerade verschuldet und ein Haus gekauft haben, trifft ein Unwetter wie dieses besonders hart. So geht es Vicky da Costa-Coutinho, die mit ihrer Familie erst im Sommer 2017 nach Greiveldingen gezogen ist. Das Haus in der Oschtergaass Nr. 3 hat es hart getroffen.
Vicky da Costa-Coutinho (40) und zwei Freundinnen sind beim Putzen. Das Gröbste ist am Samstagmittag zwar überstanden, aber der Schaden ist groß. «Das ganze Erdgeschoss stand unter Wasser», sagt sie, «Holztreppe, Türen, das Büro samt IT-Geräten, alles kaputt.» Wie andere auch wurde sie komplett von der Flutwelle überrascht. An Wegräumen oder in Sicherheit bringen war gar nicht zu denken. «Autos und Mülleimer sind am Haus vorbeigeschwommen», sagt sie, «so etwas habe ich noch nie gesehen.» Zur Tür heraus getraut hat sie sich da schon nicht mehr.
Das wiegt umso schwerer, als sie erst seit Juni 2017 in dem Haus wohnt. Zuvor hatte sie renoviert. Es ist noch nicht alles fertig, wie an der Fassade zu sehen ist. «Jetzt können wir gerade noch mal von vorn anfangen», sagt sie. Die von Premier Xavier Bettel in Aussicht gestellte Soforthilfe von 30 Millionen Euro für die Unwetteropfer wird sie in Anspruch nehmen. «Aber das muss ich in den nächsten Tagen alles herausfinden», sagt sie, «Computer, Laptop, Drucker, es ist ja alles kaputt.» Zwei Tage schätzt sie, dann sind der Schlamm und die anderen Nebenwirkungen halbwegs beseitigt.
«Innerhalb von zwei Minuten war nichts mehr zu machen»
Auch bei Fernand Kieffer (69) hat das Unwetter ordentlich gewütet. Sein Elternhaus liegt direkt neben dem kleinen Bach, der sich in Minuten in einen reißenden Strom verwandelt hat. Zwei vor dem Haus parkende Autos hat er noch retten können, das dritte ist Totalschaden.
An die Überflutung im Jahr 1979 kann er sich noch gut erinnern. Auch damals stand das Wasser vor der Tür, aber nur ein paar Zentimeter hoch. Greiveldingen liegt in einer Senke. «Da haben wir etwas vor die Tür gelegt und dann ist nichts mehr reingekommen», sagt er. Kein Vergleich zu 2018. «Es hat so stark geregnet, innerhalb von zwei Minuten war nichts mehr zu machen», sagt er. Hätte er das dritte Auto noch wegfahren wollen, wäre er wahrscheinlich nicht mehr am Leben, mutmaßt er.
«Der ganze Schlamm»
Fünf Minuten habe es gerade mal gedauert, bis im Erdgeschoss des Hauses alles unter Wasser war. Keller, Garage samt Werkzeug, Küche, alles ist kaputt. Es ist so kaputt, dass auch Premier Xavier Bettel, Innenminister Dan Kersch und Umweltministerin Carole Dieschbourg sich gestern am späten Nachmittag vor Ort ein Bild gemacht haben. Zwei Container hat er mit Haushaltsgeräten und Werkzeugen entsorgt. Hochdruckreiniger, Waschmaschine, Gefriertruhe, nichts war mehr in Ordnung. «Der ganze Schlamm, Sie sehen es ja», sagt er und deutet auf sein Haus.
Bis 1 Uhr nachts lief die dorfinterne Hilfsaktion bei ihm zu Hause, viele wollten dem alteingesessenen Greiveldinger helfen. Rund 40 Leute waren es zeitweise, die ihm und seinen Nachbarn geholfen und schubkarrenweise Geröll und Schlamm weggekarrt haben. «Es haben sogar Leute von außerhalb mit angepackt», sagt er und sieht dabei aus, als könne er das Ganze immer noch nicht richtig fassen.
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