Von Guido Romaschewsky
Würde Maler William Turner noch leben, ihm wäre vor Schreck der Pinsel aus der Hand gefallen: Beim Blick übers Ösling und die benachbarte Grenzregion muss man heute feststellen, dass sich die einst unberührte Ardennenlandschaft im Dienste der Windernte rapide „verspargelt“. Manche finden nichts dabei und sehen vorrangig den hehren Zweck des „sauberen“ Stroms. Andere stellen sich jedoch Fragen wie: Sind Windparks mit Naturparks vereinbar?
In den letzten Jahren schossen vornehmlich im Norden Luxemburgs Windräder wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden – schließlich versprechen die durchschnittlichen Windstärken auf den ca. 500 Meter über Meereshöhe gelegenen Ardennen-Plateaus hohe Energie-Erträge. Die Windparks Kehmen-Heiderscheid, Weiler und Heinerscheid („Hengescht“) sind mit ihren bis zu zehn Windrädern und installierten Leistungen von 19,6 bis 21 Megawatt die bis dato stärksten Anlagen des Landes. In drei anderen Parks im Norden drehen sich mittlerweile bis zu sechs Räder. Demnächst soll bei Harlingen-Tarchamps (Kanton Wiltz) ein weiterer mit fünf Rotoren in Betrieb gehen, im Kanton Redingen sind sechs neue „Windmühlen“ geplant.
Nicht ganz unschuldig am starken Rückenwind für die Windenergie ist eine europäische Strategie, in deren Rahmen sich Luxemburg zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2020 elf Prozent des Strombedarfs aus regenerativen Quellen zu decken. An sich ein löbliches Ziel, schließlich möchte man ja aus der Atom- und Kohlekraft raus und zumindest teilweise die Energiewende schaffen.
Auf der anderen Seite sind da pittoreske Landschaften mit ausgewiesenen Reservaten wie z.B. den Naturparks Our oder Hohes Venn-Eifel, die besonderen Schutzvorschriften unterliegen – über deren Einhaltung sich angesichts der neueren Entwicklungen aber nicht nur Landschaftsfotografen Fragen stellen dürften.
Die Südhälfte Luxemburgs war bisher von dieser Problematik allenfalls punktuell betroffen. Doch das wird sich jetzt ändern. Denn auch hier wird die Windenergie verstärkt Einzug halten mit den von der Gesellschaft Soler angekündigten Projekten der Windparks „Ärenzdall“, Mersch, Garnich, „Südwand“ und Dalheim – wo zurzeit ein Windmessmast zur Auslotung des äolischen Potenzials steht. Soler ist ein Joint Venture der Unternehmen „Société électrique de l’Our“ und Enovos und ist der größte Betreiber, Teilhaber und Projektierer luxemburgischer Windparks. Sollten die Initiatoren ihr Vorhaben so durchführen können, wie sie es geplant haben (das muss nicht immer der Fall sein – siehe die ad acta gelegten bzw. umstrittenen Projekte von Rümelingen oder Differdingen), dann wird hier, keine 2 km vom Dorf Dalheim entfernt, 2019 mit dem Bau von acht Windrädern mit einer Gesamtleistung von 18,4 Megawatt begonnen. „En bloc“ aufgestellt, werden sie in dieser geografischen Lage einen demonstrativen Gegenpol zum gut sichtbaren und verhassten Atomkraftwerk Cattenom bilden – einen Gegenpol mit starker Symbolkraft für saubere, „nachhaltige“ Energie. Gegenpol aber auch im bloßen Sinne von etwas Neuem, Riesigem, das zur Stromerzeugung in die Landschaft „gepflanzt“ wird.
Auch Windanlagen haben einen Preis, der nicht mit rein finanziellen Größen (ein einzelnes Windrad kostet ca. 5,5 Millionen Euro) bemessen werden kann. Projektbetreiber Soler erklärt auf seiner Homepage, dass sämtliche Aspekte von Infraschall-Erzeugung und Schattenwurf bis zu den Auswirkungen auf Fledermaus, Rotmilan, Wachtel sowie Zugvögel sorgfältigst analysiert werden. Das meiste davon schreiben Umweltgesetze vor. Auch hat es seine Richtigkeit, dass Anlagen immer mal wieder über mehrere Nächte oder Wochen aus Fauna-technischen Gründen außer Betrieb genommen werden.
Naturschutz? Na ja … Und die Landschaft?
Neben den primären Naturschutzauflagen scheint dagegen die landschaftliche Silhouette, wie der Mensch sie wahrnimmt, eher stiefmütterlich behandelt zu werden. Für die Dalheimer Windanlagen werden voraussichtlich Masten von über 130 Metern zum Einsatz kommen (wie sie auch für weitere Windparks immer mehr zum Standard werden), zumal der Aufstellungsort nicht überragend hoch liegt (300-310 m ü.M.). Die acht Räder mit ihren Rotorblattlängen von ca. 50 Metern werden im Endeffekt weithin sichtbar und die Sonnenuntergänge für die Dalheimer von wenig romantischen, unruhigen Schattenwürfen begleitet sein.
Ein ernst zu nehmendes Kriterium für die Standortwahl von Windparks ist die größtmögliche Entfernung zur nächsten Wohnbebauung. U.a. dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass im dichter besiedelten Süden Luxemburgs im Gegensatz zum Ösling eher eine weitständige Verteilung einzelner Anlagen gewählt wird. Bestes Beispiel hierfür ist das Projekt „Südwand“: Hier werden die Gesellschaften Sudgaz (Beteiligung 60%) und Soler (40%) auf die Gemeinden Sanem, Monnerich, Dippach, Reckingen/Mess und Roeser verteilt insgesamt neun Windräder mit je 3 MW Leistung aufstellen.
Wo sich nur einzelne wenige Räder in der Landschaft drehen, kann das durchaus etwas Beschauliches haben. So wie zu den Anfängen der Windkraft in Luxemburg in den 1990er Jahren: Man fand es ganz nett, vielleicht auch weil man diese Energiequelle damals noch nicht „für voll“ nahm. Die kleine Anlage auf dem Mompacher „Pafebierg“ startete 1996, und ihre vier Windräder (die demnächst durch ein einziges, stärkeres ersetzt werden) waren stets ein Hingucker auf der Autobahn Trier-Luxemburg. Und von 1998 stammt die sich bis heute einsam drehende „Wandmillen“ des Energieparks Remerschen hoch über dem Moseltal.
Doch diese Beschaulichkeit findet auf der gegenüberliegenden Talseite ein jähes Ende: Die saarländischen Windparks Perl (7 Räder) und Wehingen-Tünsdorf (9) sowie der benachbarte Windpark Kirf (13) in Rheinland-Pfalz bilden ein regelrechtes Windräder-Spalier auf dem Höhenzug jenseits der Mosel. Sie sind Beispiele dafür, wie sorglos häufig mit dem Gut Landschaft und Fläche umgegangen wird, um Zeitgeist-gerecht so schnell wie möglich so viel „grünen“ Strom wie möglich zu erzeugen. Viele bislang arme Gemeinden wollen sich zudem durch satte Pachteinnahmen mit Windparks finanziell gesundstoßen.
Resultat: Wildwuchs an Windkraftanlagen in den schönsten Naturräumen und Schutzzonen des Hunsrücks und der Eifel. Dass sich dort und in anderen Regionen Protestbewegungen und Bürgerinitiativen (Stichwort „Gegenwind“) gegen den grassierenden „Windwahnsinn“ oder den „Megawatt-Westwall“ bilden, ist eine natürliche Konsequenz solcher Fehlentwicklungen. Und dass hier mittlerweile schon Grüne gegen Grüne kämpfen, steht fast symbolisch für die Schwierigkeit, den Spagat zu schaffen zwischen dem Willen, einerseits „saubere“ Energien zu fördern, und dem Bestreben, Landschaft und Natur dennoch in einem lebenswerten Zustand zu erhalten.
Bleibt zu hoffen, dass Luxemburg Wege findet, diesen Spagat besser zu bewältigen, und weiß, wo auf seinem alles andere als unerschöpflichen Territorium die Verträglichkeits- und Erträglichkeitsgrenzen liegen. Was übrigens nicht nur für rotierende Windkraft-Anlagen gilt.
Do musse mir eis all un der eegener Nues huelen. Wien verschwänt sou vill Energie, wien verbraucht sou sëlleche Stroum? Nët nëmmen d'Industrie, mir alleguer, ouni Ausnahm. Ët ass jo kee méi bereet op Confort a Luxus ze verzichten. Huelt deene méischten emol den Handy ewech, da brecht hier Welt zesummen. Dat ass nëmmen ee Beispill. Wou solle mir dann d'Elektresch hierhuelen? Jo, dem Turner géif de Pinsel aus der Hand falen, wann hien dës nei Zort vu Parke géif gesinn. Eis Virfahren géife sech am Graaft emdrëhen virun dëser Verschampeléierung vun der Natur. An dann: ouni Wirtschaftswuesstem bleift jo anscheinend d'Welt stoen. Deemno fuere mer monter weider wéi bis ewell, ouni Rücksicht op d'Ëmwelt. Mir hu jo elo, mat den Onwiedere an de Schied, déi se mat sech bruecht hunn, gesinn wouhin d'Mësshandlung vun der Natur féiert. Awer dat gouf ët jo ëmmer schons. Oder och nët!
De Jacques Zeyen huet recht, wann e seet, dass och all déi "propper" Energien am Endeffekt net wäerten duergoen, fir dee risegen Energiebedarf - een Appetit, dee mer duerch eng ëmmer méi digitaliséiert Welt och nach zousätzlech eropdreiwen - kënnen ze decken. Et ass och meng Meenung, dass bis mer nach méi effikass Stroumquellen developpéieren, mer eigentlech net ganz dierften op Atomkraaft verzichten (sorry, wann elo nees vill Leit vehement protestéieren) . Natierlech "haasse" mer hei Cattenom etc. Et mussen definitiv ural Schrott-Reakteren zougemaach ginn - mee wann een der e puer vun der modernster Zort um Netz léisst, kann dat och hëllefen, fir net anerwäerts eis Landschafte mussen ze verschandelen. Géint e puer Wandrieder als komplementär Quell seet jo och keen eppes - mee en Haapt-Energieträger soll a kann dat net ginn.
Kommt emol an de Süden, da kuckt der op Cattenom, da wësst der wéi schéin déi Wandrieder sinn.
Wann deenen eng geschitt, dann ass eng Téitsch an der Wiss, bei Cattenom misste mer fir e puer dausend Joer an der Belsch an Zelter liewen.
Also féiert keng op.
Worauf wollen wir verzichten? Die Atomkraft ist "out". Warum? Tchernobyl! Da waren Reserve-Spezialisten am Werk die sich ein kleines Experiment geleistet haben und das ist in die Hose gegangen. Dann Fuku. Wer baut in einem Land das am pazifischen Feuergürtel liegt ein AKW am Strand(!) Tsunami ist ein japanischer Begriff. Wer mit der Atomkraft solche Scherze wagt ist selber Schuld. Die Atomkraft ist die effizienteste Energiequelle,solange die Wasserstofffusion nicht entwickelt ist. Wir verspargeln die Natur mit Windrädern und kleben Solarpanele in fußballfeldgröße an jeden Südhang. Schön und gut. Aber wird das unseren Bedarf auf Dauer decken? Nein.
Wir werden Kohle verbrennen müssen. Und das ist genau das was wir jetzt brauchen um den Klimawandel zu fördern. (Buchtip: Gaias Rache von James Lovelock)