Die Arbeitnehmer im Bausektor werden ungeduldig. Sie befinden sich in schwierigen Tarifverhandlungen und stimmen sich auf Streik ein. Die Geduld der Arbeitnehmer im Baugewerbe ist merklich am Ende. Am Donnerstagabend versammelten sich rund 200 von ihnen in Esch in den Räumen der Gewerkschaft OGBL, um sich auf gewerkschaftliche Aktionen einzustimmen. Wenn nichts passiere, so die Gewerkschaft, werden sie den Arbeitskampf auf die Straße tragen. Wütende Zwischenrufe zeugen von dem Frust, der sich unter den Arbeitern aufgebaut hat.
Worum es geht: Die Verhandlungen über einen Kollektivvertrag im Baugewerbe sind zum Tarifkonflikt geworden. Die Gewerkschaften werfen der Arbeitgeberseite vor, die Verhandlungen absichtlich hinausgezögert zu haben und dies weiterhin zu tun. Wie Jean-Luc de Mattheis vom OGBL am Donnerstag in seiner Ansprache erneut erklärte, haben die Arbeitnehmervertreter fünf Monate vor dem Ablaufen des alten Kollektivvertrages, im Februar 2016, die Arbeitgeberseite um Verhandlungen gebeten. Der alte Kollektivvertrag war im September des gleichen Jahres fällig. Zehn Monate habe es gedauert, um eine Reaktion der Arbeitgeberseite zu erhalten. Nun zögen die Arbeitgeber die Verhandlungen weiter in die Länge. Die Gewerkschaft aber fordert, dass ein potenzieller neuer Kollektivvertrag retroaktiv wirkt, also rückwirkend ab dem Ablaufdatum des alten Vertrages.
Die Arbeiter des Baugewerbes fordern mehr Lohn. Die Umsätze sind gestiegen. Ebenso die Produktivität. Das seien amtliche Zahlen und nicht etwa das Hirngespinst der Gewerkschaften, so De Matteis. Die Arbeitnehmer erwirtschafteten den Reichtum der «Patrons» und würden nicht daran beteiligt. Die Gewerkschaften legen Wert darauf, dass die «Reallöhne», wie De Matteis sagt, von allen Mitarbeitern steigen. Wie ist das gemeint? – Die Gehälter vieler Arbeitnehmer des Sektors entsprechen nicht denen, die in der «grille» des Kollektivvertrages festgelegt sind. Rund 70 Prozent würden deshalb nicht von einer Erhöhung der Tariflöhne profitieren. Das Angebot der Arbeitgeber, allen Arbeitnehmern in den nächsten drei Jahren jeweils brutto 100 Euro Prämie jährlich zu überweisen, stellt die Arbeitnehmer nicht zufrieden.
De Matteis wies am Donnerstag auch darauf hin, dass das Verwaltungspersonal nicht vom Kollektivvertrag abgedeckt wird. Für weiteren Unmut bei der Gewerkschaft sorgt, dass, laut De Matteis, die Arbeitgeber verlangt haben, dass sie jederzeit Alkoholtests bei den Mitarbeitern durchführen können. Man habe in den Verhandlungen ganze zwei Stunden über diesen Punkt diskutiert. Die Arbeitgeber täten fast so, als wären alle Arbeiter im Baugewerbe dem Alkohol verfallen, meint der OGBL-Vertreter. Trotzdem: Die Arbeitnehmer seien immer bereit zum Dialog, sagt der Gewerkschafter. Aber falls es wirklich sein müsse, würden sie kämpfen.
Arbeitgeber scheinen (vorwiegend) im Baugewerbe der Meinung zu sein dass die Arbeiter ihre Leibeigenen seien... Und die offerte von einer Prämie in höhe von 100 euro brutto Jährlich sind doch wohl ein schlechter Scherz, bzw. grenzen schon an Frechheit.