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Handelskrieg ist das größte Risiko

Handelskrieg ist das größte Risiko

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Die USA haben erklärt, Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahlimporten erheben zu wollen. Was sind die Folgen für Luxemburg – und wie soll die EU reagieren, wollte das Tageblatt von Michel Wurth (ArcelorMittal) wissen.

Tageblatt: Wie groß ist die Gefahr für die Luxemburger Wirtschaft? Könnte es zu einer nationalen Stahlkrise kommen?

Michel Wurth: Stahlkrise ist ein großes Wort. Glücklicherweise geht es der Konjunktur in Europa und in der Welt derzeit gut. Die Wirtschaft wächst – und damit legt auch der Verbrauch von Stahl zu. Dementsprechend geht es dem Sektor derzeit gut. Und das ist somit kein Hinweis auf eine kommende Krise.

Rund zehn Prozent der Produktion sind betroffen. Bedeutet das, dass Arbeitsplätze verloren gehen könnten?

Es handelt sich vor allem um hochwertige Produkte. Hier wird das Volumen zurückgehen. Das wird uns etwas schaden. Ob nun aber Arbeitsplätze verloren gehen könnten … Es ist noch zu früh, um von genauen Konsequenzen reden zu können. Es stellen sich viele Fragen: Wie werden sich die Preise entwickeln? Wie wird das Verkaufsvolumen beeinflusst werden? Finden wir andere Kunden für diese Produkte? Klar ist jedenfalls auch: Bei einer gut laufenden Konjunktur ist alles einfacher.

Haben Kunden aus den USA überhaupt die Möglichkeit, auf hochwertige Luxemburger Produkte, etwa Grey-Träger, zu verzichten?

Es ist immer eine Kosten-Nutzen-Frage. Nimmt man beispielsweise die Region um San Francisco mit ihren Erdbebenrisiken, dann hat Stahl ganz klar einen großen Vorteil, wenn man in die Höhe bauen will. Und hier haben die Träger aus Differdingen Vorteile zu bieten, die es sonst nicht gibt. Daher sind diese Produkte auch so gefragt, wie die New Yorker Skyline oder die von San Francisco beweist.

Wenn nun aber die Kosten für diese Produkte aber steigen, dann müssen Kunden entscheiden, ob sie nicht auf ein mögliches zweitbestes Produkt setzen wollen. Das müssen die abwiegen. Es könnte zuungunsten vom Stahl ausfallen. Es ist eine Wettbewerbsverzerrung.

Luxemburg würde somit klar zu den Verlierern zählen. Doch wie sieht es beim Konzern ArcelorMittal aus, der weltweit vertreten ist?

In manchen Gegenden wird ArcelorMittal von der Entscheidung profitieren. So etwa in der Nafta-Region. In Mexiko und in Kanada, die Ausnahmeregeln erhalten werden, ist ArcelorMittal stark vertreten.

Im Gegenzug wird ArcelorMittal in Europa negative Folgen zu verdauen haben wie z.B. in Luxemburg, Deutschland und Spanien. Auch ArcelorMittal Brasilien wird ganz sicher negativ getroffen werden. Von dort haben wir bisher viel in die USA exportiert. Insgesamt ist es schwer zu sagen, was die Konsequenzen für den gesamten Konzern sind. Die Folgen der einzelnen Elemente sind noch nicht abschätzbar.

Das größte Risiko jedoch wäre ein internationaler Handelskrieg. Dieser wäre Gift für das weltweite Wachstum und somit schlussendlich auch für die weltweite Stahlnachfrage. Die Entwicklung der Nachfrage nach Stahl ist eng an die Entwicklung des Wachstums gebunden.

Wird es denn zum Handelskrieg kommen?

Das hängt von der Politik ab. Wie wird die reagieren? Die Entscheidungskompetenz in Europa liegt bei der EU. Als ArcelorMittal sind wir der Meinung, dass die Regeln der Welthandelsorganisation WTO spielen müssen. Die USA argumentieren jedoch mit einem anderen Gesetz – der nationalen Sicherheit.

Unserer Meinung nach ist es eine politische Entscheidung … und das erfordert politische Diskussionen. Es soll alles versucht werden, um einen Handelskrieg und eine darauf folgende weltweite Wirtschaftskrise zu vermeiden.

Wie soll die EU Ihrer Meinung nach auf die Strafzölle reagieren?

In den nächsten Tagen werden eine ganze Reihe von Treffen stattfinden. Auch mit Vertretern des europäischen Stahlverbandes Eurofer. Die beste Reaktion jedoch sind politische Diskussionen mit den US-Behörden. Und dann sehen, welche juristischen Schritte laut WTO möglich sind.

Sie sind gegen eine harte Antwort der EU? Also gegen Strafzölle auf Importen von US-Produkten?

Die EU-Kommission will publikumswirksam reagieren. Das hat sie klar gesagt. Es ist aber auch klar, dass Strafzölle auf Motorrädern und Whiskey den Stahlproduzenten nicht weiterhelfen werden. Das bringt uns nicht weiter.

Sollte das Thema vor die WTO getragen werden, es würde einige Jahre dauern, ehe ein Resultat vorliegt …

Es ist klar, dass ein juristischer Weg kurzfristig nicht greifen würde. Es wäre ein langer Prozess. Daher bevorzugen wir den politischen Weg.

Wie schätzen Sie die Erfolgschancen einer politischen Diskussion ein?

Diese Frage sollten Sie eher an unsere Außenpolitiker richten. Es ist schwierig, politische Reaktionen vorauszusagen.

Hätte das auf Eis liegende Handelsabkommen TTIP etwas an der heutigen Lage verändert?

Ich glaube nicht. Das Argument mit der nationalen Sicherheit wäre trotzdem eine ganz andere juristische Basis. Man kann das nun infrage stellen – aber das würde auch mit TTIP nicht vor einem internationalen Gericht anfechtbar sein.

Was sind die langfristigen Folgen dieser Auseinandersetzung?

Wenn das alles länger dauert, dann wird Stahl in den USA teurer werden. Und es würde weniger produziert werden. Das wäre somit auch negativ für US-Produzenten. Substitutionsprodukte (Red.: Ersatzprodukte, die nicht aus Stahl sind) könnten zu Gewinnern werden.

Robert Polfer
17. März 2018 - 7.45

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