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Iran, Israel und der Krieg

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Realpolitisch betrachtet muss man fast schon hoffen, dass der Syrienkrieg innerhalb der Staatsgrenzen verharrt, schreibt Armand Back. Denn die Zeichen stehen weiter auf Eskalation.

Auch die Vereinten Nationen können dem vereinten Chaos in Syrien nichts entgegensetzen. Am Samstag beschloss der Sicherheitsrat nach zähem Ringen eine Waffenruhe. Der Text ist so schwammig gehalten, dass er allen Akteuren auf den syrischen Schlachtfeldern fast alles offen lässt. Assads Truppen jedenfalls haben ohne Unterlass weiter die Region Ost-Ghuta zerbombt.

Als der IS in Syrien für besiegt erklärt wurde, jubelte die Welt. Syrien aber leidet weiter. Sein Schicksal ist heute unklarer denn je. An einem Ort fallen Fassbomben vom Himmel. Keine hundert Kilometer weiter geht das Leben normal vonstatten. Und wieder hundert Kilometer weiter führt das NATO-Land Türkei, unterstützt von größtenteils syrischen Freischärlern, einen Angriffskrieg gegen die kurdischen Kampfverbände der YPG in der Enklave Afrin. Die YPG ließen die Welt einst über das Ende des IS in Syrien jubeln. Deren Dank von damals können sie sich jetzt in die Haare schmieren. Ihre ehemaligen Alliierten, vor allem die Amerikaner, wenden sich langsam ab.

Dass ein plötzlicher Loyalitätsverlust für die Kurden nichts Neues ist, beweist ihre Reaktionsschnelligkeit. Von den Amerikanern schwenkten sie um zu Assads Truppen (und damit auch zu Russland). Teile von diesen sind bereits in Afrin angekommen.
Einmal mehr zeigt sich, dass in Syrien mittlerweile wirklich alles möglich ist – und auch für die nahe Zukunft nichts ausgeschlossen werden kann außer ein baldiger Frieden.
Die Frage ist vielmehr, ob das Land in diesem Flickenteppich aus Brandherden mit unterschiedlichen Allianzen verharrt. Oder ob es zu einem offenen Zusammenprall derjenigen kommt, die in Syrien die Strippen der Eskalation ziehen, da ein Frieden, der ihre Machtansprüche in einem Nachkriegssyrien garantieren würde, nicht möglich scheint. So kann man realpolitisch betrachtet fast schon beruhigt sein, solange sich das mörderische Weltgezanke nur innerhalb der syrischen Staatsgrenzen abspielt. Doch auch das ist alles andere als gesichert.

Die Entwicklungen der letzten Wochen holen vielmehr eine Bedrohung ans Licht, die zwar nie ausgeschlossen werden konnte, mittlerweile aber als äußerst real erscheint: ein offener Konflikt zwischen Israel und dem Iran in Syrien.

Sollte es dazu kommen – und beide Seiten sind keine Musterschüler in Sachen Nachgiebigkeit –, ist es nurmehr ein kleiner Schritt hin zu einem ausgewachsenen Krieg gegen den Iran. Dass die Amerikaner, ebenso wie Saudi-Arabien, sich in diesen einmischen würden, gilt als ausgemacht.

Ein Schreckensszenario für die ganze Region: Der zusehends instabiler werdende, da von den Regionalmächten völlig abhängige Libanon wäre unmittelbar betroffen; das vergleichsweise gefestigtere Jordanien müsste sich für eine Seite entscheiden; Gaza, wo die Iraner die Hamas unterstützen, würde brennen. Sollte es so weit kommen, müsste sich Europa auf Flüchtlingsbewegungen einstellen, die jener aus dem Jahr 2015 in nichts nachstünden. Dafür gewappnet ist man nicht.

Für Syrien, die Region und auch Europa lässt sich nur noch eins hoffen: Dass Iran wie Israel, die Türkei, die USA und Russland sowie Assad erkennen, wie sehr eine weitere Eskalation ihnen schaden würde. Wobei auch eine solche Einsicht kein Ende des syrischen Chaos bedeutete, sondern bloß seine Eingrenzung. Das ist die bittere Erkenntnis nach mehr als sieben Jahren Krieg in Syrien: Man lernt, mit der Unerträglichkeit zu leben, solange das Unkalkulierbare nicht passiert.

KTG
26. Februar 2018 - 21.19

"Von den Amerikanern schwenkten sie um zu Assads Truppen (und damit auch zu Russland). Teile von diesen sind bereits in Afrin angekommen."
Zwei Anmerkungen:
* Die Russen waren auch vorher bereits in Afrin, und in Manbidsch sind sogar Russen UND Amerikaner. Die Russen sind allerdings vor der türkischen Invasion abgezogen, denn..
* ... die Kurden haben wohl die Bedingungen der syrischen Armee nicht akzeptiert: Völliger Abzug aus den Grenzgebieten zur Türkei.

Jetzt haben sie den Salat und müssen die Armee (Alawiten und Sunnis), und damit auch die Iraner (Schiiten), reinlassen. Die Iraner sehen hier eine riesige Chance, den Türken (Sunnis bzw. deren Alliierte radikale Sunnis halt) möglichst unauffällig einen reinzuwürgen, unter Umständen sogar die Chance, den Flächenbrand auf die türkische Provinz Hatay auszudehnen, von der manche Syrer immer noch träumen, nachdem sich die Türken diese 1939 einverleibt hatten.

Alles beunruhigende Entwicklungen.

Mënsch
26. Februar 2018 - 16.30

Et ass glungen, dass den Iran dauernd kritiséiert gët Waffen an den Noën Osten ze liweren. Machen di "demokratësch" Länner dann net genee dat sälwecht?

Serenissima
26. Februar 2018 - 11.04

Är Aschätzung vun der Situatioun ass vollkommen richteg, ech sinn  of an der Regioun gewiescht am Kader vun der EU Entwécklungshëllef. Also aktuellement  kann een just hoffen dat déi Haaptprotagonisten agesinn dat eng Konfrontatioun neicht brénge kann...awer Frieden gëtt et nach laang net dofir sinn d' Interessien vun de Parteien ze verschidden: Russland well seng eenzeg Basis am Mëttelmierraum behalen, dat geet nëmmen mam Assad um Rudder, den Assad well säi ganzt Land erëm an de Greff kréien, d Israel well ëmmer nëmmen Onrou stëften, d'Iraner wëllen d'Kontroll kréien awer déi sunnitesch Araber wëllen dat net akzeptéieren, Libanon kennt ganz onstabil ginn asw...alles ass méiglech nëmmen keen Frieden leider..a mir kennen all Moment mat enger neier Vague vun Refugiéen rechnen...dat ass dat eenzegt wat sécher ass wei et elo ausgesäit...