Bodenständige Küche mit frischen, regionalen und saisonalen Produkten, dafür stand der am Samstag verstorbene Paul Bocuse. Seine „Nouvelle cuisine“ setzte der „Koch des Jahrhunderts“ dem in den 1950er-Jahren einsetzenden Boom von Fertig-, Tiefkühl- und Konservengerichten entgegen.
Obwohl die französische Küche 2010 von der Unesco zum immateriellen Kulturerbe erklärt wurde, ist die „Malbouffe“ im „Hexagone“ durchaus ein Problem. Im Oktober beschloss die Regierung, in Anbetracht der immer weiter zunehmenden Fettleibigkeit der Gesellschaft und insbesondere der Kinder und Jugendlichen, die Einführung des Nutri-Score-Systems. Dabei werden Lebensmittel mit einem fünfstufigen Ampelfarben- und Alphabet-Code gekennzeichnet. Von Grün und A für gesund bis Rot und E für ungesund.
Ähnliches gibt es in Europa nur noch in Großbritannien, während die EU lediglich verlangt, die Nährwerte auf die Rückseite der Verpackung zu schreiben.
Laut einer OECD-Studie senkt ein farbenorientiertes Kennzeichnungssystem bei Lebensmitteln die Kalorienaufnahme um durchschnittlich vier Prozent und bewegt 18% der Menschen dazu, gesündere Alternativen zu wählen. Immerhin. Aber kann man von einem erwachsenen Menschen nicht ohnehin erwarten, dass er den Unterschied zwischen gesunden und ungesunden Lebensmitteln erkennt?
Das könnte man schon, doch in Anbetracht dessen, dass in unserer schnelllebigen Zeit viele Menschen sowohl ihre Einkäufe als auch das Kochen und Essen in Rekordtempo erledigen, ergibt eine bessere Etikettierung wohl Sinn. Zumal die Macht der Lebensmittelproduzenten und ihrer Lobbyorganisationen in den letzten Jahrzehnten eher zu- als abgenommen hat.
So hob die EU-Kommission Ende des vergangenen Jahres die Isoglukose-Beschränkungen komplett auf. Da wesentlich billiger und süßer als herkömmlicher Zucker, überschwemmt Isoglukose seitdem den EU-Markt. Das Süßungsmittel kommt vor allem in Getränken, Süßigkeiten sowie Fertiggerichten vor und steht im Verdacht, gesundheitliche Schäden hervorzurufen. Vom Organismus kann es im Gegensatz zu Zucker nicht gespeichert werden, weshalb es schneller zu Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.
Das Problem ist, dass es nur schwer im Kleingedruckten auf den Lebensmittelverpackungen zu erkennen ist. Und vor allem fällt Isoglukose genau wie die anderen auf -ose endenden Süßstoffe nicht unter die Kategorie Zucker, so dass ein Müsliproduzent auf seiner Verpackung mit „20% weniger Zucker“ oder gar mit Slogans wie „kein zugefügter Zucker“ werben darf, obwohl sein Produkt voller billigem, künstlichem und gesundheitschädlichem Zuckerersatz steckt. Was unter dem Strich nichts anderes als eine von der EU geduldete Täuschung des Verbrauchers ist.
Selbst schuld, hätte Paul Bocuse dazu wohl gemeint. Doch ganz so einfach ist es heute eben nicht mehr, siehe Isoglukose.
Sie haben Recht, es sollte heißen "wie viele andere".
Leider muss ich Sie berichtigen.
Auch Zucker, welchen wir normalerweise als Zucker bezeichnen (Würfelzucker, Kristallzucker) besteht mit über 96% aus Saccharose, also gehört auch zu den mit -ose endenden Zuckerarten