Luxemburgs Premier- und Kommunikationsminister hat diese Woche ein volles Programm in den USA. Nach der UNO-Vollversammlung in New York, dem Läuten der Eröffnungsglocke der New York Stock Exchange und einem Treffen mit dem Gründer von Alibaba, Jack Ma, ging es gleich weiter nach San Francisco.
Sein Ziel: Kontakte haben, Kontakte pflegen und neue Kontakte herstellen. Und das alles im Bereich der Wirtschaft – spezifischer: im Bereich der digitalen Wirtschaft. Es gehe darum, den Unternehmen die Vorzüge Luxemburgs sowie die Änderungen der letzten Jahre zu erklären, so der Kommunikationsminister am Mittwochabend vor Luxemburger Journalisten.
«Wir wollen zeigen, dass wir Vorreiter sind», so Xavier Bettel. «Das ist wichtig – und das wird von den Gesprächspartnern anerkannt.» Als Beispiele nannte er unter anderem das Space Mining, die vielen Initiativen im Bereich Start-ups (neue Firmeninkubatoren und neue Finanzierungsmöglichkeiten) sowie die Entwicklungen im Finanzbereich (Zuzug einer siebten chinesischen Bank und FinTech).
2.000 Mitarbeiter in Luxemburg
Interessante Konzerne als Ansprechpartner gibt es in Kalifornien mehr als genug. Hier an der Pazifikküste, neun Zeitzonen und 10.000 Kilometer von Luxemburg entfernt, befindet sich die Geburtsstätte vieler der bemerkenswertesten Technologiekonzerne. Hier haben große Unternehmen wie Walt Disney Company, Warner Bros Virgin Galactic, Tesla Motors, Netflix, Sun Microsystems, Google, Paypal, Facebook, Ebay, Cisco Systems oder LinkedIn ihre Hauptsitze. Und einige von ihnen erhalten nun Besuch aus Luxemburg.
Als erster Gesprächspartner stand für Xavier Bettel am Mittwoch Amazon auf dem Programm. Der Konzern ist seit einigen Jahren in Luxemburg präsent und auf dem besten Weg, um zu einem der größten privaten Arbeitgeber des Landes zu werden. Er beschäftigt bereits heute 2.000 Angestellte in Luxemburg und sucht nach weiteren 300 Mitarbeitern. Rund 1.000 Luxemburger Verkäufer vertreiben ihre Produkte über die Plattform. «Es ist eine Erfolgsgeschichte», so Bettel. «Sie sind zufrieden – und wir auch.»
Am Mittwoch versuchte er, den Internetkonzern Amazon zudem von den Vorzügen Luxemburgs als Forschungsstandort zu überzeugen. Vorstellbar wäre eine Kooperation mit der Luxemburger Universität. Erst vor wenigen Wochen hatte Paypal, ein Zahlungsdienstleister aus Silicon Valley, angekündigt, eine FinTech Chair an der Luxemburger Uni zu finanzieren. Dieses Unternehmen, das mittlerweile 90 Personen in Luxemburg beschäftigt, wurde am Donnerstag von der Delegation besucht, die den Premierminister begleitet.
Besuch bei Google
Am Donnerstag steht dann ein Besuch des Kommunikationsministers bei Google auf dem Programm. Mit einer Entscheidung zum Thema des Google-Datenzentrums in Luxemburg wird jedoch nicht gerechnet. «Ich sehe sie nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal», so Bettel. Themen des Gesprächs sollen selbstfahrende Autos und der Brexit sein. «Zu Luxemburger Projekten werde ich Fragen beantworten – falls es welche gibt», fügte Bettel hinzu. «Ich bin nicht hier, um Verträge zu unterzeichnen.» Das Ziel der dreitägigen Wirtschaftsmission sei die Kontaktpflege und das Aufbauen von Vertrauen.
Noch auf dem Programm stehen am Donnerstag das IT-Unternehmen Cisco Systems, Audacy sowie ein Besuch bei Pantera Capital, einem großen Investor in die Blockchain-Technologie. Später am Tag geht die Reise weiter nach Los Angeles.
Hier rückt am Freitag der Weltraum in den Vordergrund. Besucht wird der Flugzeughersteller Boeing, der vor Kurzem ein neues Satelliten-Abkommen mit SES abgeschlossen hat, sowie der Sitz von SpaceX. SES hatte Anfang dieses Jahres als erster private Kunde einen Satelliten mit einer wiederverwendeten Antriebsrakete von SpaceX in den Weltraum befördert. Und im Januar 2018 plant die Firma LuxGovSat, einen Satelliten mit SpaceX in den Weltraum zu befördern.
Digitalisierung des Landes
In all diesen neuen Zukunftsbereichen, von Blockchain bis New Space, will die Regierung Luxemburg positionieren. «Wir machen mit bei den großen Projekten von morgen», so Bettel. Luxemburg sei Lokomotive. Man wolle nicht im letzten Wagen sitzen. Die Überlegung dahinter ist, dass im Rahmen der Digitalisierung viele Jobs verschwinden werden. Da aber gleichzeitig viele neue Jobs entstehen, müssen Land und Bürger vorbereitet sein.
Es ist somit weder die erste noch die letzte Reise eines Luxemburger Ministers in diese Weltregion. Erst vor weniger Monaten war beispielsweise Wirtschaftsminister Etienne Schneider auf Weltraummission in Kalifornien unterwegs. Finanzminister Pierre Gramegna wirbt seinerseits für den FinTech-Standort Luxemburg, während andere Minister sich intensiv mit der digitalen Ausbildung im Lande beschäftigen. Die Regierung sieht die Digitalisierung des Landes als große Gemeinschaftsaktion, unterstrich Bettel.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können