Es gibt wohl kaum eine schlechtere Entscheidung, als innenpolitische Probleme auf dem außenpolitischen Parkett zu lösen: Doch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begeht den Fehler, den schon viele vor ihm gemacht haben. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Militär und die sinkende Popularität haben ihn dazu verleitet, sich als ganz großer Vermittler im Libyen-Konflikt zu inszenieren. Wer jedoch glaubt, dass die gestern ausgehandelte Waffenruhe langfristig zu Frieden führt, irrt gewaltig.
Macrons Strategie, den mehr als fragwürdigen General Chalifa Haftar auf der internationalen Bühne aufzuwerten, ist kurzsichtig. Nun könnte man einwenden, dass gerade dies brillante Diplomatie ist, Feinde von einst in einem Team zu vereinen. Doch das ist Wunschdenken. Macron mag einen Etappensieg errungen haben. Doch unterwegs hat er Italien brüskiert, dessen Außenminister mehr als nur verbittert war, dass sein Land am Ende nicht zu den Vermittlern gehörte. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Gefahr, die von der Präsenz des IS, der Tuareg und weiterer Milizen in Libyen ausgeht, nicht durch die ausgehandelte Waffenruhe entschärft wird.
Insofern wirkt Macrons Versuch, sich als großer Statesman zu inszenieren, vielleicht auf außenpolitisch Desinteressierte beeindruckend. Allerdings haben seine Küsschen für Haftar gezeigt, weshalb der Saubermann von einst sich auf eine Gestalt wie den mordenden General einließ: um zu Hause als internationaler Vermittler zu punkten.
Er vertritt eher die Interessen Frankreichs, die Machtinteressen seines Landes in Libyen zu stärken.Kolonialpolitik.
Er macht wenigstens den Versuch etwas in Libyen zu bewegen.
Gut so.