Schon mal was von den World Games gehört? Die wurden 1981 zum ersten Mal ausgetragen und finden wie die Olympischen Spiele alle vier Jahre statt. Im ewigen Medaillenspiegel belegt Luxemburg, das bei der heute beginnenden Auflage 2017 im polnischen Wroclaw (Breslau) durch Abwesenheit glänzt, übrigens den 44. Platz unter 63 Nationen.
Bei den World Games werden Sportarten angeboten, die eine recht große Verbreitung haben, allerdings nicht im Programm der Olympischen Spiele stehen. Die World Games sind also, wenn man so will, der Unterbau der Spiele und ähneln dem „großen Bruder“ stark. So gibt es Eröffnungs- und Schlussfeier und natürlich Medaillen.
Sportarten, die ins olympische Programm aufgenommen werden wollen, müssen sich erst einmal bei den World Games bewähren. In Polen wird in 33 Disziplinen um den Sieg gekämpft, das Teilnehmerfeld ist mit ca. 3.000 Sportlern noch recht überschaubar und im Gegensatz zu den „richtigen“ Spielen werden ausschließlich bestehende Wettkampfstätten genutzt. Frisbee, Rettungsschwimmen, Lacrosse, Sumo, Tauziehen, Paragliding oder Faustball, an exotisch anmutenden Sportarten fehlt es den World Games nicht.
Aber auch etabliertere Disziplinen wie Karate, Wasserski und Wakeboard, Tanzen, Squash oder Powerlifting stehen auf dem Programm. Trotzdem sind sie alle sogenannte Randsportarten, die so gut wie nie in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Einzige Möglichkeit, in Zeiten der erdrückenden Dominanz des Fußballs in der öffentlichen Wahrnehmung etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen, ist die Aufnahme ins olympische Programm. Doch das ist nicht so einfach, denn das Hauptproblem der Olympischen Spiele ist der Gigantismus. Während die Teilnehmerzahl zwischen 1992 und 2012 mehr oder weniger konstant (hoch) gehalten wurde, nahmen an den Spielen von Rio im letzten Jahr fast 11.500 Athleten teil. Eine Rekordzahl.
Olympische Sommersportarten soll es in Tokio 2020 insgesamt 33 geben. Selbst wenn sie weniger exotisch als die Disziplinen bei den World Games daherkommen, so fristen viele unter ihnen ebenfalls ein Schattendasein. Um nicht komplett in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, erfinden sich einige Sportarten neu. Wie zum Beispiel der Moderne Fünfkampf, eine vom Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Pierre de Coubertin, ins Leben gerufene Disziplin zur Ermittlung des komplettesten Athleten. Um nicht aus dem Olympischen Programm zu fliegen, wurde der Wettbewerb gestrafft und TV-gerecht verändert.
Immerhin steht man so noch alle vier Jahre ein wenig im Mittelpunkt. Eben dann, wenn es um olympisches Gold, Silber und Bronze geht. Und kommt so zumindest periodisch in die Nähe der Fleischtöpfe des Sports, während die allermeisten der anderen Disziplinen in der Öffentlichkeit so gut wie keine Beachtung finden. Dabei sind gerade sie es, die die wunderbare Vielfalt des Sports ausmachen und die Unterstützung am nötigsten hätten.
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