Seit fast drei Wochen kämpfen die Helfer in Fukushima gegen die Kernschmelze. Japans Regierung weigert sich, die Evakuierungszone zu vergrößern. Sarkozy verteidigte bei einem Besuch in Tokio die Atomkraft.
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Auch drei Wochen nach dem gewaltigen Erdbeben muss Japan mit der Gefahr eines Super-GAUs im Atomkraftwerk Fukushima leben. Die Lage in der Ruine bleibt extrem gefährlich, noch immer tritt Radioaktivität aus. Im Wasser unter dem Atom-Wrack wurde ein 10 000-fach erhöhter Wert von Jod-131 gemessen. Die Strahlenbelastung im Meer vor Fukushima stieg auf neue Höchstwerte. Dennoch lehnt die japanische Regierung es ab, mehr Menschen in Sicherheit zu bringen.
Moody’s senkt erneut Kreditwürdigkeit von Tepco
Die Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit des Betreibers des havarierten Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi in Japan zum zweiten Mal in Folge heruntergestuft. Moody’s senkte die Bonitätsnote von Tepco um drei Stufen von A1 auf Baa1 und schloss eine weitere Abwertung nicht aus.
Als Grund für die erneute Herabstufung nannte die Ratingagentur mögliche Schadensersatzforderungen an Tepco in Folge der Atomkrise. «Anhängig von der Schwere der Schäden und dem Umfang, in dem Tepco haftbar gemacht wird, könnte das Unternehmen stark belastet werden», teilte Moody’s mit.
Nach einer Schätzung der Bank Merrill Lynch könnten Schadenersatzforderungen von bis zu 120 Milliarden Dollar (rund 85,3 Milliarden Euro) gegen Tepco geltend gemacht werden. Seit dem Erdbeben am 11. März und der seitdem eskalierenden Atomkrise im Meiler Fukushima ist die Tepco-Aktie um 80 Prozent eingebrochen.
(dapd)
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy verteidigte bei einem Besuch in Tokio die Atomenergie als wichtiges Instrument zum Klimaschutz. Sarkozy ist der erste ausländische Staatschef, der Japan seit der Atom-Katastrophe besucht. Die Welt brauche Atomkraft, um den Klimawandel zu bekämpfen, sagte er laut der Nachrichtenagentur Kyodo.
Sarkozy fordert neue Sicherheitsstandards
Sarkozy forderte, dass die internationale Gemeinschaft über neue AKW-Sicherheitsstandards diskutieren sollte. Das Thema Sicherheit der Atomkraft müsse auch beim nächsten G-8-Gipfel Ende Mai in Frankreich zur Sprache kommen, sagte Ministerpräsident Naoto Kan. Japan werde aufgrund der Krise im Kraftwerk Fukushima Eins seine Atompolitik überprüfen, kündigte Kan an. Er regte an, Pläne zum Bau neuer Kernkraftwerke «grundlegend zu überdenken».
Mittlerweile hat die Betreiberfirma des Krisen-AKW damit begonnen, verstrahlte Trümmer mit Kunstharz zu besprühen, musste die Versuche aber wegen Regens wieder stoppen. Mit dem Kunstharz will Tepco unter anderem die Ausbreitung von radioaktivem Staub verhindern.
Weitere Riesen-Pumpe unterwegs
Unterdessen ist eine weitere deutsche Riesen-Pumpe auf dem Weg nach Fukushima. Das Gerät des Pumpenherstellers Putzmeister soll bei der Kühlung der überhitzten Atommeiler in Japan helfen. Eine erste Putzmeister-Pumpe spritzt seit längerem Wasser auf die Reaktoren.
Wegen der hohen Strahlenwerte im 40 Kilometer von Fukushima entfernten Ort Iitate hatte die Atomenergiebehörde IAEA in Wien geraten, den 7000-Einwohner-Ort zu räumen. Greenpeace hatte nach eigenen Messungen eine Ausweitung der Evakuierungszone rund um das AKW von 20 auf 40 Kilometer verlangt. Es gebe im Moment keine sofortigen Pläne für einen solchen Schritt, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Man werde aber den Boden um das AKW intensiver auf Strahlen untersuchen.
Hohe Starhlungswerte in Lebensmitteln
Das Gesundheitsministerium berichtete am Donnerstag, die Behörden hätten in Rindfleisch aus der Präfektur Fukushima eine erhöhte Strahlung gemessen. Der Wert für Cäsium habe leicht über dem Grenzwert gelegen.
Die hohe Strahlenbelastung hat auch Folgen für die Aufräumarbeiten nach der Erdbebenkatastrophe vom 11. März. Bis zu 1000 Leichen konnten in Fukushima noch nicht geborgen werden, wie Kyodo unter Berufung auf die Polizei meldete. Die Leichen in der Evakuierungszone seien hoher Strahlung ausgesetzt gewesen. Man befürchte, dass Bergungsteams zu viel Strahlung abbekommen könnten.
Wind trägt Partikel ins Meer
Immerhin weht der Wind für die Menschen in der Millionen-Metropole Tokio derzeit günstig. Der größte Teil der radioaktiven Partikel, die aus dem Katastrophenkraftwerk Fukushima Eins frei werden, dürfte weiterhin auf den Pazifik getragen werden, sagten Wetterforscher voraus. Aber ein Teil ziehe am Sonntag entlang der Küste auch nach Süden und könne die Region Tokio-Yokohama erreichen.
Rund drei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben vom 11. März gehen im Nordosten Japans die Aufräumarbeiten weiter. Tausende Menschen werden noch vermisst. Etwa 11 400 Tote wurden bisher gezählt. Am Donnerstag wurde die Region erneut von einem starken Nachbeben erschüttert. Der Erdstoß hatte eine Stärke von 6,0.
Überlebende harren in Notlager aus
Viele Überlebende der Beben- und Tsunami-Katastrophe harren weiter in Notlagern aus. Vor allem für die vielen alten Menschen ist es immer anstrengender, auf den harten Lagern in den Notunterkünften zu schlafen. In der Region regnet es immer wieder. Die Temperaturen liegen morgens immer noch um den Gefrierpunkt. Es werden zwar inzwischen Notbehausungen gebaut. Sie reichen aber noch nicht aus.
Auch Japans Kaiser Akihito steht den Opfern mit Gesten der Solidarität bei. Erstmals traf er direkt mit Überlebenden zusammen. Zusammen mit seiner Frau Michiko nahm sich der Monarch eine Stunde Zeit, um in der Budokan-Halle der Hauptstadt rund 290 Flüchtlingen Trost zu spenden. Um auf gleicher Augenhöhe mit den Menschen zu sprechen, kniete sich der 77-jährige Kaiser vor den Opfern hin.
Daisy Schengens Laufbahn beim Tageblatt begann 2010 als Online-Redakteurin, später in der Lokalredaktion, bevor sie leitende Redakteurin des Magazin-Hefts wurde. Ihre Schwerpunkte umfassen die Themengebiete Gesundheit und Ernährung. Die gebürtige Bulgarin hat einen Magisterabschluss in Germanistik und Politikwissenschaft an der Universität Trier. Mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem Sohn lebt sie an der Mosel. Wenn sie nicht über Genuss und Gesundheit schreibt, widmet sie sich dem Tanz(-sport).
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