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Die unsichtbaren Krankmacher

Die unsichtbaren Krankmacher
(dpa-Archiv)

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Niesen, gerötete Augen, angeschwollene Schleimhäute – das sind die häufigsten Syndrome der Pollenallergie. Wie man das Leben mit einer Allergie erträglicher machen kann und was Allergien im Allgemeinen sind, Tageblatt.lu informiert.

Von Januar bis September dauert der sogenannte Pollenflug-Saison in Luxemburg. Mit ansteigenden Temperaturen beginnt für Viele eine anstrengende Zeit. Die auch als «Heuschnupfen» bekannte Krankheit ist eine starke Gegenwehr des Immunsystems auf die Oberflächenstruktur von Pflanzenpollen im Allgemeinen.

«Auch Pollen von Baumarten, wie die Birkenpollen, können das Leben von Allergiepatienten deutlich erschweren», erklärt der Allergologe Henning Dittmar aus Esch/Alzette im Tageblatt.lu-Gespräch. Am häufigsten behandelt der Arzt in seiner Praxis Patienten mit Heuschnupfen, Käse- bzw. Getreide- und Hausstaubmilben- oder Tierhaarallergien, insbesondere von Katzen. «Die meisten Menschen glauben, dass die Pollenallergie nur im Sommer auftreten kann. Jedoch wenn sie an Heuschnupfen und oder einer Tierhaarallergie leiden, haben sie die Symptome der verstopften oder triefenden Nase (Rhinitis Allergica) ganzjährig», so der Allergologe.

Behandlung

Die häufigsten Symptome einer Pollenallergie sind Niesattacken, gerötete und juckende Augen und eine verstopfte oder triefende Nase. «Drei Säulen der Behandlung gibt es», so Doktor Dittmar: Vermeidung, Medikamente und die sogenannte spezifische Immunisierung. Letztere trägt auch den Namen «Hyposensibilierung». Dabei erhalten die Patienten Allergene in steigender Dosis, um sie so dagegen unempfindlich zu machen.

Darüber hinaus können eine Reihe von Hausmitteln Linderung der akuten Beschwerden verschaffen, so Ildico Porcsin von der Station d’aérobiologie (Gesundheitsministerium). «Am besten nur abends lüften, dann ist die Menge der Beschwerdeauslöser am geringsten», erklärt sie. Allergiker sollen unbedingt vor dem Schlafengehen die Haare waschen, Wäsche nur drinnen aufhängen – mit diesen einfachen Tipps könne man den Plagegeistern aus der Luft ganz gut entgegenwirken.

Auf dem Internetportal pollen.lu oder unter der Telefonnummer 4411.2283 bekommen Betroffene täglich aktualisierte Berichte über Art und Konzentration der Pollen über Luxemburg. Wie bei der Pollenallergie, wo jeder Patient auf unterschiedliche Blüten-bzw. Baumpollen reagieren, ist auch die Behandlungsstrategie auf den Patienten zugeschnitten. «Taylor made» nennt Dr. Dittmar die individuelle Therapie und betont, dass es im Bereich der Allergien, keine Pauschallösung gibt.

Definition

Allergien sind Überreaktionen des Immunsystems auf normalerweise harmlose körperfremde Stoffe. Die Bezeichnung leitet sich ab aus dem griechischen «allos» (anders) und «ergon» (Arbeit) und wurde 1906 von dem Wiener Mediziner Clemens Pirquet geprägt. Der Kinderarzt hatte beobachtet, dass manche Menschen beim zweiten Kontakt mit bestimmten Stoffen sehr heftige Hautausschläge oder Atemwegsprobleme bekamen.

Heute sind mindestens 20.000 Allergieauslöser bekannt. Die meisten dieser sogenannten Allergene sind tierische oder pflanzliche Eiweißsubstanzen. Mehr als die Hälfte der Allergien geht auf das Konto von Blütenpollen. Auch Insektengifte und Eiweißstoffe aus Nahrungsmitteln wie Milch oder Nüsse sind oft Auslöser. Der erste Kontakt mit dem Allergen kann eine Sensibilisierung des Immunsystems bewirken. Bei weiteren Kontakten mit demselben Stoff erinnern sich die Immunzellen an die Substanz, was dann die allergische Reaktion auslöst.

Arten

Heuschnupfen, Bindehautentzündung, Asthma, Nesselsucht, Neurodermitis, Magenschleimhautentzündung, Übelkeit, Durchfall – Ärzte schätzen, dass heute bereits rund jeder dritte Europäer an einer Allergie leidet. Die Zahl der Betroffenen hat sich Experten zufolge innerhalb nur einer Generation verdoppelt. Mediziner schließen daraus, dass nicht nur erbliche Faktoren, sondern vor allem Umwelteinflüsse und Lebensstil eine entscheidende Rolle spielen.