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Der Alltag ist grau geworden

Der Alltag ist grau geworden
(dpa)

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Die USA sind knapp einer Katastrophe entkommen - wochenlang drohte die Staatspleite. Präsident Obama feiert am Donnerstag Geburstag. Ein kleiner Rückblick und erste Gratulanten.

Kein Wunder, dass Barack Obama Barack zusehends grauer wird. Trotzdem wirkt er neben vielen «grauen Mäusen in der Politik wie ein junger Mann.Jetzt wird er 50. Was hat er, was andere nicht haben?

Müde und ausgepumpt wirkt Barack Obama dieser Tage. Ansonsten ist der US-Präsident, der in seiner Freizeit gerne Basketball spielt, ja bekanntlich fit wie ein Turnschuh. Doch das Gezerre um die maroden Finanzen, die Angst vor dem Horror einer Staatspleite haben Spuren hinterlassen. An diesem Donnerstag wird der Mann im Weißen Haus 50 Jahre alt – die Zeiten, da man Stress ohne Ende einfach wegstecken kann, sind in diesem Alter bekanntlich vorbei. Und der Alltag droht ein bisschen grauer zu werden.

Das Haupthaar bekommt ohnehin zusehends helle Strähnen. Neu ist die Verfärbung zwar nicht, Insider hatten bereits kurz nach Amtsantritt erste Veränderungen bemerkt. «Nur 44 Tage im Job, und schon wird er grau», konstatierte die «New York Times» seinerzeit. So schnell sei das bei keinem Vorgänger gegangen – damals war Obama gerade mal 47.

Knallharter Job

Verschleißt ihn das Amt? Kein Zweifel: die Zeiten sind knallhart. Nur wenige US-Präsidenten haben mit derartigen Hammer-Themen zu kämpfen: Zwei Kriege muss Obama beenden, die schwerste Wirtschaftskrise seit der Großen Depression bekämpfen. Immer wieder heißt es, «Gods own Country», das mächtigste Land der Erde, sei im Niedergang begriffen. Welche Baustelle soll er da zuerst angehen?

Insider sprechen vom «Phänomen Obama»: Die Phase des «Yes we can», die hochfliegenden Visionen («Amerika und die Welt verändern») dauerten nur ein paar Monate. Dann verpuffte die Magie, der Zauber des Neuanfangs war verflogen. Kaum ein anderer Präsident ist laut Umfragen so schnell in Ungnade gefallen wie Obama.

Frischer Wind

Doch graue Strähnen hin oder her, noch immer stellt Obama seine Amtskollegen in Sachen Jugend und Frische in den Schatten. Etwa kürzlich beim G8-Gipfel im französischen Deauville: Erst als Obama auftauchte, kam die wartende Menschenmenge so richtig in Wallung, erstrahlten die Gesichter, wurden freudig Hände gereicht. So lässig wie Obama schlenderte niemand daher. Ein junger Mann mit unbeschwertem Siegerlächeln. Angela Merkel, David Cameron und selbst Nicholas Sarkozy wirkten wie ältere, blasse Geschwister.

Überhaupt Lockerheit, Jugendlichkeit: Welcher andere Staats- und Regierungschef spielt in seiner Freizeit schon Basketball? Wer schreibt so nebenbei ein Kinderbuch? Und welcher Präsident macht Furore, wenn er in der Badehose abgelichtet wird?

«Phänomen Obama»

Das «Phänomen Obama» ist schwer zu fassen. Fest steht, er hatte keine Fortüne in seinen dreieinhalb Jahren als «mächtigster Mann der Welt». Manches ist danebengegangen: Die Wirtschaft dümpelt noch immer vor sich hin. Den Schandfleck Guantánamo hat er – obwohl versprochen – nicht ausmerzen können. Im Nahen Osten hat ihm Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Doch in schweren Stunden setzt Obama auf Humor. Was nur wenige wissen: Der US-Präsident ist ein geborener Komödiant. Unlängst etwa, als ihn der bizarre Streit um die Geburtsurkunde zu nerven begann, ging er zum Gegenangriff über. Über Wochen schafften es Baulöwe Donald Trump und die Medien, die absurde Frage, ob der Präsident tatsächlich Amerikaner ist, lebendig zu halten. Täglich widmeten sich die großen TV-Sender dem Unthema, das eigentlich längst geklärt war.

Dann schlug der erste schwarze Präsident der US-Geschichte auf seine Weise zurück. Der Sohn einer weißen Amerikanerin und eines Afrikaners aus Kenia, geboren im 50. US-Bundesstaat Hawaii, ließ bei einem launigen Dinner seine «offizielle Geburtsvideos» auf die Leinwand werfen. Es war die Szene aus dem Zeichentrickfilm «König der Löwen» – als der Löwe Mufasa stolz seinen neugeborenen Sohn Simba präsentierte.

Medwedew erster Gratulant
Am Donnerstag feiert Obama seinen 50. Geburtstag. Erster Gratulant war der russische Präsident Dmitri Medwedew: Er wünschte dem Jubilar schon am Mittwoch per Telefon «Happy Birthday» – einen Tag, bevor Obama das halbe Jahrhundert offiziell voll macht.

Und natürlich plauderten die beiden mächtigen Männer nicht nur über das Älterwerden, wie aus einer Mitteilung von Obamas Sprecher Jay Carney hervorgeht. Demnach sprachen die Präsidenten auch über die Verhandlungen über den Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation (WTO). Beide hätten die «bedeutenden Fortschritte» betont, die seit ihrem letzten Telefonat vor wenigen Wochen erzielt worden seien, so Carney. Obama habe ferner die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit Russlands mit anderen WTO-Ländern hervorgehoben, um die Verhandlungen bis Ende des Jahres zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Feiermarathon begonnen

Die ersten Geburtstagspartys standen am Mittwochabend (Ortszeit) im historischen Aragon Ballroom in Obamas Heimatstadt Chicago (Illinois) an. Aber ganz ohne Politik ging es auch da nicht – der Präsident sammelte zugleich Geld für seine demokratische Partei und für seinen Wahlkampf.

1500 Obama-Fans kamen noch billig davon: Sie zahlten 50 Dollar für einen Schwof mit dem Präsidenten samt einem Konzert mit den Stars Jennifer Hudson und Herbie Hancock. 35 800 Dollar pro Person (gut 25 000 Euro) – die zulässige Höchstgrenze für Spenden – kostete dagegen die Teilnahme an einem anschließenden Festessen mit dem Geburtstagskind. Der Löwenanteil der Erlöse soll dem Parteivorstand zufließen.

Obama wollte noch in der Nacht zum Donnerstag ins Weiße Haus zurückkehren. Über seine weiteren Feier-Pläne wurde zunächst nichts bekannt.