Rivale FileSonic nahm am Montag vorsorglich einen Großteil seines Angebots vom Netz. Demnach können Nutzer zwar noch Musik- und Film-Dateien speichern, aber diese nur noch selbst abrufen und anderen nicht mehr zur Verfügung stellen.
Der deutsche Megaupload-Gründer Kim Schmitz alias Kim Dotcom beteuerte unterdessen erneut vor einem Gericht in Neuseeland seine Unschuld. Er habe keine Internet-Piraterie oder Geldwäsche unternommen. Wegen des komplexen Falls wollte Richter David McNaughton nicht sofort über den Freilassungs-Antrag gegen Kaution des 38-Jährigen urteilen. Spätestens am Mittwoch werde er seine Entscheidung kundtun. Die Stilllegung eines der weltgrößten Umschlagplätze für Raubkopien von Filmen, Serien und Musik befeuerte jüngst den Streit über zwei geplante US-Gesetze zum Kampf gegen Internet-Piraterie.
Weiterhin in U-Haft
Kim Dotcom war Ende vergangener Woche mit drei anderen Männern in Neuseeland verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft hält die Fluchtgefahr bei dem Mann für sehr hoch. Anwältin Anne Toohey argumentierte, dass der Internetunternehmer Zugang zu viel Geld sowie mehreren Identitäten habe und schon mehrfach vor der Justiz geflohen sei. Schmitzs Verteidiger Paul Davison spielte die Fluchtgefahr herunter. Sein Mandant werde kaum unerkannt am Zoll oder anderen Kontrollen vorbeikommen. Dotcom ist zwei Meter groß und wiegt mehr als 130 Kilogramm. Davison betonte, der Angeklagte kooperiere vollständig, zudem sei sein Reisepass beschlagnahmt und seine Finanzen eingefroren worden. Toohey wiederum erklärte: «Das FBI geht davon, dass die lokalisierten Gelder nicht alle Bankkonten von Mr. Dotcom in Übersee repräsentieren.» Inzwischen seien in Europa zwei mit internationalem Haftbefehl gesuchte Verbündete des Deutschen festgenommen worden.
Schmitz soll mit Megaupload die Film- und Musikstudios um eine halbe Milliarde Dollar Einnahmen gebracht haben. Laut Anklageschrift soll der erst vor wenigen Jahren ins Netz gestellte Dienst mit der Verbreitung von geschützten Filmen, Musiktiteln und Softwareangeboten über 175 Millionen Dollar eingenommen haben. Den Beschuldigten werden unter anderem Verstöße gegen Gesetze zum Schutz von Urheberrechten, Geldwäsche und organisiertes Verbrechen vorgeworfen. Laut des Megaupload-Anwalts Davison wurden lediglich Datenspeicher-Dienste angeboten. Der Verteidiger verglich den Service mit dem beliebten Videoportal YouTube von Google.
Sechsstellige Gewinne täglich
Unterdessen werden immer neue Details von Dotcoms ausschweifendem Lebenswandel bekannt. Ein Film zeigt den 38-Jährigen beispielsweise auf einer Jacht in Monaco mit barbusigen Frauen und viel Champagner. Allein das Wochenende soll zehn Millionen Dollar gekostet haben. Das FBI schätzt, dass Dotcom 2010 täglich mit Werbung und kostenpflichtigen Upgrade-Angeboten 115.000 Dollar verdiente. Die Polizei in Neuseeland beschlagnahmte Gegenstände im Wert von mehreren Millionen Dollar und 20 Luxus-Autos – darunter ein pinker Cadillac. Rund zehn Millionen neuseeländische Dollar sollen in lokale Finanzunternehmen investiert worden sein.
Der gebürtige Kieler Schmitz hat eine der bizarrsten Karrieren der New Economy hingelegt. Ab Mitte der Neunziger Jahre mischte er in der deutschen Internetszene mit. Zunächst als Hacker, später als Berater. Laut dem «Spiegel» bezeichnete er sich einstmals als klüger als Bill Gates.
2002 wurde er vom Amtsgericht München wegen Insiderhandels im Zusammenhang mit der Internetseite letsbuyit.com auf Bewährung verurteilt. Danach verschwand er für Jahre aus der öffentlichen Wahrnehmung, bevor er wieder in Neuseeland auftauchte. Was er die ganze Zeit trieb, kam erst im Dezember ans Tageslicht, als Schmitz in einem Video zusammen mit internationalen Musikstars wie Alicia Keys und P.Diddy für Megaupload Werbung machte. Schmitz hatte die Seite seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts heimlich in Hongkong hochgezogen.
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