Im Augenblick werden die Veterinäre in unsern Nachbarländern mit den Folgen einer Virusinfektion befasst, die zu schweren Missbildungen bei Schafen, Ziegen und Rindern führen kann. Das neuartige Virus wurde im Rahmen einer Erkrankungswelle bei Rindern in Schmallenberg (Nordrhein-Westfalen) entdeckt. Dort kam es seit Sommer 2011 zu einer Häufung von Fieber, Milchrückgang und Appetitverlust bei 80 Tieren. Kurz zuvor zeigten sich diese Symptome auch bei Rindern in den Niederlanden. Die Krankheit wird durch ein Insekt übertragen.
Bei den Veterinärbehörden in Rheinland-Pfalz zum Beispiel werden dieser Tage vor allem Jungtiere wie am Fließband abgegeben. Die Läufe der qualvoll vollendeten Tiere sind seltsam verdreht und der Kopf sitzt schief: Das sind typische Anzeichen für das Schmallenberg-Virus bei einem Lamm, berichtete die «Saarbrücker Zeitung» am Montag.
Noch kein Fall in Luxemburg
In Luxemburg ist noch kein Fall bekannt. Es gab drei Verdachtsfälle, die jedoch alle nichts ergaben, erklärte am Montag der Leiter der luxemburgischen Veterinärinspektion, Félix Wildschütz gegenüber Tageblatt.lu. Anders bei unseren deutschen Nachbarn. In mindestens sechs Bundesländern ist das Virus bei Schaf-, Rinder- und Ziegenhaltungen in 106 Betrieben festgestellt worden. Mehr als die Hälfte der betroffenen Züchter liegt in Nordrhein-Westfalen. Betroffen sind 8 Rinder-, 92 Schaf- und 6 Ziegenhaltungen.
Außerdem meldeten die Niederlande, Belgien, Großbritannien und Frankreich Fälle von «Schmallenberg-Virus», hauptsächlich bei Schafen. In Lothringen sind zwei kranke Tiere bestätigt. Dazu kommen laut französischem Landwirtschaftsministerium 25 Verdachtsfälle. Dort wurde die Krankheit vor allem bei missgebildeten Lämmern im Gehirn festgestellt.
Für Menschen ungefährlich
Die Tierärzte nehmen Proben aus Milz, Gehirn und Blut. Forscher forschen nach dem Ursprung des Schmallenberg-Virus und seien dabei, einen Impfstoff zu suchen. Die Krankheit sei für Menschen jedoch absolut ungefährlich, betonte der Direktor. Auch die Produkte der kranken Tiere (Fleisch, Milch) könne man ohne Bedenken weiter konsumieren. Die eigentliche Epidemie sei schon lange abgeklungen, erklärt der Leiter der Behörde. Im letzten Sommer seien die meisten Tiere krank geworden. Auch im Herbst hätte man durch die milden Temperaturen noch Fälle gemeldet. Die Symptome glichen jenen einer Grippe und wurden daher oft unterschätzt. Nach kurzer Zeit seien die Tiere wieder gesund gewesen. Auch im Blut konnte kein Virus nachgewiesen werden.
Die Krankheit sei besonders gefährlich für trächtige Tiere, da sie erhebliche Missbildungen provozieren kann, so Wildschütz. In Europa seien die Züchter und Veterinäre über die Fälle informiert worden. Die Herden würden jetzt genau überwacht. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der erste Fall in Luxemburg entdeckt werde, so Wildschütz.
Züchter haben Angst
Bei den Landwirten geht indes die Angst um. Bei einer massiven Steigerung der Fälle müsse man mit großen wirtschaftlichen Einbußen rechnen. Zumal verschiedene Länder Vorsichtsmaßnahmen gegen die Verbreitung des Virus getroffen haben. Russland zum Beispiel hat vergangene Woche die Einfuhr von Schafen und Ziegen aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden gestoppt.
In Luxemburg gibt es laut Veterinärbehörde etwa 10.000 Schafe und Ziegen sowie mehr als 200.000 Rinder. In Lothringen, wo jetzt die ersten Fälle bekannt wurden, leben 172.000 Schafe und mehr als 950.000 Rinder.
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