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Der letzte Schrei in der Finanzwelt

Der letzte Schrei in der Finanzwelt
(Tageblatt/Isabella Finzi)

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Immer öfter hört man in der Finanzwelt den Begriff „Covered Bond“. Fondsgesellschaften wie DWS und ING Investment Management stellen dieses Produkt wieder in ihre Vitrine.

Mal sind es besonders hohe Absätze, mal besonders kurze Röcke. In der Modewelt wird auf den Laufstegen in Paris und Mailand definiert, was gerade im Trend liegt.
Solche Trends gibt es auch in der Finanzwelt. Einer sind im Moment Pfandbriefe, oder wie sie in der Sprache der Finanzmenschen heißen „Covered Bonds“.

Eine Erfindung der Neuzeit sind Pfandbriefe jedoch nicht. Vielmehr ein alt bewährtes und fast schon antiquiertes Finanzinstrument. In der Modewelt würde man wahrscheinlich von der „Wiederentdeckung der Saison“ reden. Immer mehr Fondsgesellschaften stellen dieses Produkt heute in ihr Schaufenster. In der Statistik der Suchmaschine Google taucht der Begriff „covered bond“ – nach drei Peaks in 2007, 2008 und 2009 – ab Anfang 2011 überdurchschnittlich oft auf.

Gewinnbringendes Geschäft

Pfandbriefe, werden von Finanzinstituten herausgegeben und funktionieren fast wie gewöhnliche Bankanleihen. Ein Anleger leiht der Bank Geld und erhält dafür einen Zins. Der kann fix oder variabel sein je nach Ausgestaltung der Anleihe. Wenn alles gut geht hat der Anleger am Ende der Laufzeit sein verliehenes Geld komplett zurückbekommen und darüber hinaus einen Zins.

Anders als bei einer gewöhnlichen Anleihe ist ein Pfandbrief mit einem sogenannten Deckungsstock besichert, der aus Hypothekenkredite und/oder Darlehen an staatliche Unternehmen besteht. Im Klartext: Es muss sehr viel schiefgehen, damit der Anleger sein Geld nicht zurückbekommt. Bislang, so Roel Jansen von ING Investment Management, habe es noch nie einen Ausfall bei Pfandbriefen gegeben.

Dennoch gibt es keine Garantie dafür, dass es den in Zukunft nicht geben wird. Um so wichtiger ist die Gesetzgebung, die hinter dem Instrument steckt. Sie unterscheidet sich von Land zu Land erheblich, wenn sie denn überhaupt existiert.
In Deutschland sind Pfandbriefe bereits seit dem 18. Jahrhundert geregelt. Auch damals gab es eine Bankenkrise. Die Banken hatten Schwierigkeiten, ihr verliehenes Geld zurück zu bekommen und brauchten dringend Mittel, um sich zu refinanzieren. Daraufhin soll Friedrich der Große den Pfandbrief ersonnen haben.

US-Pfandbriefgesetz

Kein Wunder also, dass auch heute wieder Pfandbriefe im Trend liegen. Die Politik verlangt von den Banken eine höhere Kapitaldecke und die Finanzinstitute leihen sich untereinander kaum Geld. Was könnte sich also besser eignen, als den verstaubten Pfandbrief wieder zu aktivieren?

Die Europäische Zentralbank sorgte mit groß angelegten Pfandbriefkaufprogrammen zusätzlich für mehr Nachfrage auf dem Markt und sorgte so für Liquidität. Ein Nebeneffekt, den Investoren schätzen. Sie haben so mehr Gewissheit, wenn sie es wünschen, schnell verkaufen zu können. Heute sind es vor allem Deutschland und Spanien, in denen unter verschiedenen Namen mit Pfandbriefen gearbeitet wird. In Spanien nennt man sie Cédulas hipotecarias; in Frankreich „obligations foncières“.

Neue Gesetzgebung

Der Benchmark-Index von Barclays Capital „Euro-Aggregate Securitized Covered Bonds“, setzte sich Ende April zu 26 Prozent aus Spanischen und 25 Prozent aus Französischen Covered Bonds zusammen. Deutschland machte in dem Referenzindex 16 Prozent aus.
Der Trend bringt mit sich, das mittlerweile auch Länder in denen es bislang keine Gesetzgebung zu Pfandbriefen gibt, an einer solchen Arbeiten. Die weltgrößte Wirtschaftsmacht und Ausgangspunkt der Bankenkrise in 2008, die USA, zum Beispiel. Bis es so weit ist, kann es jedoch noch dauern. Während die meisten europäischen Länder einfach das Modell der Deutschen kopiert hätten, wollten die USA eine Gesetzgebung „von Grund auf“ erarbeiten – ein genau auf die USA maßgeschneidertes Gesetz, erklärt Jansen. Mit einem baldigen Erfolg sei also in nächster Zukunft noch nicht zu rechnen.

Die Haupteigenschaft der Pfandbriefe – und das was sie derzeit so beliebt macht – dürfte also ihre besondere Besicherung durch den Deckungsstock sein.

Roel Jansen jedoch verleiht seinem Covered Bonds-Fonds einen Pfiff, indem er innerhalb seiner Kategorie gewisse Wetten eingeht.

„Sichere“ Klasse

Eine solche Wette war das Papier der Dexia-Tochter Dexma. Als die Dexia im letzten Jahr – erneut – ins Straucheln geriet, identifizierten Jansen und sein Team die Dexma als einen gesunden Teil des Bankenkonzerns.

Die Pfandbriefe hatten, im Sog der Dexia-Krise, auf dem Sekundärmarkt allerdings an Wert eingebüßt und Jansen kaufte, als sie fast ihren Tiefpunkt erreicht hatten. Als der Kurs wieder anzog, profitierte er.
Auch verteilt Jansen sein Geld anders auf die Unterschiedlichen Länder als der Vergleichs-Index. In Spanien, Großbritannien und Deutschland sei er untergewichtet; in Italien hält er relativ gesehen mehr Papiere als der Index.

Luxemburg unbeeindruckt

Bis zu einem Drittel des Fonds kann Jansen, wenn er das will, aus anderen Papieren zusammenstellen. Bislang habe er davon jedoch keinen Gebrauch gemacht, so Jansen am vergangen Donnerstag. Dennoch: Jansen empfiehlt seinen Fonds vor allem konservativen Investoren, also jenen, die nicht bereit sind, ein unnötiges Risiko einzugehen. Mit Pfandbriefen erhalte man, so Jansen, mehr Rendite als in anderen Anlageklassen mit einem vergleichbaren Risiko.

In Luxemburg sind Pfandbriefe indes kein Schlager. In seinen Unterlagen findet Jansen nur einen Luxemburger Covered Bond. Kein Wunder: In Luxemburg gebe es zwar ein Gesetz über die „Lettre de gage“, dennoch kaufe er für seinen Fonds keine Pfandbriefe aus dem Großherzogtum, sagte DWS-Fondsmanager Torsten Strohrmann gegenüber dem Tageblatt. Die Regeln darüber, was in den Deckungsstock aufgenommen werden darf und was nicht, seien ihm in Luxemburg zu freizügig.