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«Ich esse einen Apfel»

«Ich esse einen Apfel»
(dpa)

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Die einen machen für sich Werbung, die anderen teilen ihren Mitmenschen mit, dass sie auf dem Klo waren. Prominente nutzen Twitter, um Kontakt zu ihren Fans zu halten. Aber manche Botschaft geht nach hinten los.

«Ich esse Salat und träume von einem Cheesburger.» Ein Satz wie er von vielen Frauen auf diesem Planeten stammen könnte. Doch dieser Satz interessiert potenziell mehr als 20 Millionen Menschen – so viele folgen zumindest Lady Gaga auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Nicht nur die schrille Sängerin hält ihre Fans mit kleinen Nachrichten, sogenannten Tweets, auf dem Laufenden. Von Britney Spears bis Boris Becker: Tausende Prominente bauen per Internet Kontakt zu ihren Fans auf. Doch wer will die Abermillionen Tweets eigentlich alle lesen? Während Politiker wie US-Präsident Barack Obama Twitter gezielt auf Wählerfang gehen, verbreiten Stars aus dem Showgeschäft oft nur Banalitäten.

«Über Twitter oder auch Facebook baut sich ein Bindung zwischen Promi und Followern auf, der Prominente kann sich so immer wieder in Erinnerung rufen», sagt Manuel Mattern, Chef der Beratungsfirma für Internet & Social Media, youcom.de. So können eigene Infos schneller gestreut werden als in der Presse. Und: Die Hoheit der Verbreitung liegt beim Promi selbst, er kann die Nachrichten kontrollieren.

Promi-Gezwitscher

Dabei wird nicht nur Gehaltvolles getwittert. So lässt die britische Sängerin Adele ihre Mitmenschen wissen: «Ich sitze im Bett, schaue Gladiator und esse einen Apfel». «Wenn einer twittert, er macht den Kühlschrank auf, dann ist das natürlich bekloppt», findet Mattern.

Zu den aktivsten Twitter-Freunden gehört auch der ehemalige tennis-Star Boris Becker. Der äußert sich nicht nur zu Fußballspielen («Bayern hat Real eingekreist») und postet allerlei Familienbilder. Auch vor Politik schreckt er nicht zurück («Can somebody please stop the Civil War in SYRIA ! This is crazyyyyyyyyy»).

Schnelle Nachrichten

Journalisten greifen auf die Kommentare gern zurück – schließlich gehören Twitter-Accounts mittlerweile zu den wichtigen Quellen für Prominachrichten. Allein schon der Tweet, dass Hollywoodstar Demi Moore nach der Trennung von Ashton Kutcher einen neuen Twitternamen hat («@justdemi» statt «@mrskutcher»), wurde weltweit zur Nachricht. Kein Wunder: Waren Demi und Ashton doch das Twitterpaar schlechthin. Ihre Beziehung scheiterte aber trotz – oder gerade wegen – des offensiven Getwitters über ihre Beziehung (Unterhosenfotos von Demi inklusive).

Ashton selbst geriet in die Kritik, als er sich per Kurznachricht übereilt über den Rausschmiss eines Football-Trainers empörte. Der soll jedoch verschwiegen haben, dass einer seiner Assistenten jahrelang Jungen sexuell missbraucht hatte. Kutcher ruderte zurück: Er habe den Hintergrund der Geschichte nicht gekannt.

Nutzer kritisieren

Den Unmut ihrer Follower zogen auch das britische Busenwunder Katie Price und Manchester-United-Fußballer Rio Ferdinand auf sich. Sie twitterten begeistert über den Schokoriegel «Snickers» – und verärgerten vieler User. Es sei nicht klar zu erkennen, dass es sich dabei um bezahlte Werbung handelte, lautete der Vorwurf. Die britische Werbeaufsicht ASA entschied anders: Durch die Abfolge und Kennzeichnung von mehreren Twitter-Einträgen sei deutlich zu erkennen, dass das Ganze Werbung sei, hieß es.

Immer mehr Promis verdienen an den Werbebotschaften Geld. Die US-Agentur Ad.ly wirbt zum Beispiel mit Stars wie Mariah Carey oder Paris Hilton, die gewisse Markennamen in ihren Twitterbotschaften verbreiten. Bis zu 25.000 Dollar können die Promi-Tweeter für eine Werbebotschaft kassieren. Doch ob Werbetweets wirklich im Sinne der Prominenten sind, ist fraglich. Berater Mattern meint: «Werbung bei Twitter wird von der Internetgemeinde nicht goutiert, wenn das Product Placement zu auffällig ist, hagelt es Kritik.»

(Annette Reuther/dpa/Tageblatt.lu)