In Europa gibt es den Shell Eco Marathon seit nunmehr 28 Jahren. Seit vier Jahren beteiligt sich das hauptstädtische LTAM mit einer Schüler- und „Proffen“-Mannschaft an diesem Marathon der Spritsparer, wo es darum geht, mit einem Liter Sprit so weit wie nur irgend möglich zu fahren. Diesmal waren die äußeren Bedingungen aber besonders schwierig. Denn nach der Rennstrecke von Nogaro (F) und dem Lausitzring (D) wurde auf einem völlig unebenen und verwinkelten Stadtkurs mit mehreren engen Kurven gefahren, was höhere Anforderungen an die selbstgebastelten Autos, ihre Lenkung und die Piloten stellte.
Das luxemburgische Team
Von 2009 bis 2011 beteiligte sich das LTAM mit der ersten Entwicklungsstufe seines „Ecotöff“ am Shell Eco Marathon. Dieses Jahr wurde ein neues Auto mit komplett neuer Struktur entwickelt, um besser auf dem engen Stadtkurs von Rotterdam klarzukommen.
Die luxemburgische Mannschaft setzt sich zusammen aus den Lehrern Georges Gloesener, Sam Elsen, Dean Gregorius und Philippe Cornelius sowie den Schülern Kevin Colombier, Anaïs Bauer, Christine Eckardt, Dean Kaufmann, Tom Krause, Pâris Leners, Mil May, Jeff Schneider, Yann Schomer und Sam Weffling.
Die 28. Auflage des Effizienz-Wettbewerbes war leider von zahlreichen organisatorischen Pannen geprägt.
Eine ausführliche Reportage erscheint in der Juni-Ausgabe der AutoRevue.
Was auf völlig ebenen und bestens asphaltierten Rennstrecken bisher kaum möglich war, wurde in Rotterdam (fast) zur alltäglichen Routine, da sich der eine oder andere Unfall zutrug, die aber alle glimpflich über die Bühne gingen.
Souverän
Das „Ecotöff 2“ vom LTAM blieb zum Glück von derlei Missgeschicken verschont und bahnte sich souverän seinen Weg durch das Getümmel der nahezu 200 „Raumgleiter“, wie wir die zigarrenartigen Prototypen bezeichnen wollen.
In dieser Kategorie, in der der Kreativität kaum Grenzen gesetzt sind, beteiligen sich die meisten der 3.000 teilnehmenden Gymnasialschüler. Darunter auch die luxemburgische Mannschaft, die traditionell am stärksten vertreten ist.
Eine weitere Kategorie umfasst die Urban Concept Cars, die über vier Räder und das Aussehen von „richtigen“ Autos verfügen müssen und dementsprechend schwerer und weniger gelenkig über den Parcours rollen.
Kompletter Neubau
Nachdem das LTAM die vergangenen drei Jahre mit einem identischen Fahrzeug an den Start gegangen war, bauten die Schüler um Teammanager Georges Gloesener diesmal ein vollständig neues Auto, um den Rotterdamer Gegebenheiten besser Rechnung zu tragen.
Die Motorleistung wurde auf 35 PS gesteigert, die Karbon-Karosserie komplett umgemodelt und in extremer Leichtbauweise hergestellt, die Lenkung auf die Vorderräder übertragen und wenig Reibung produzierende Radlager montiert, um nur diese Veränderungen zu erwähnen.
Das alles erforderte wahnsinnig viel Arbeit und Einsatz der gesamten Mannschaft, die mit zehn Schülern und drei Lehrern nach Rotterdam angereist war. Aber auch während des gesamten Schuljahres haben sich im LTAM mehrere Klassen mit der Entwicklung des neuen „Ecotöff“ beschäftigt. Unter anderem haben sie die Steuerungstechnik für die Übermittlung der Motordaten und der Geschwindigkeit hergestellt. Viele freie Abende und Wochenenden wurden geopfert, um ein wettbewerbsfähiges Fahrzeug auf die Räder zu stellen.
Bewundernswert
Und im Rotterdamer Ausstellungsgelände Ahoy war Freizeit schließlich Mangelware, denn von morgens bis abends wurde am „Grünen Ferrari“ gewerkelt, wie ihn der Streckensprecher bei der Eröffnungszeremonie getauft hatte. Dem Luxemburger Raumgleiter wurde nämlich die absolute Ehre zuteil, als allererstes Auto den 1.630 Meter langen Parcours in Angriff zu nehmen, und so im Angesicht der zahlreichen Zuschauer und der versammelten Pressefotografen zu starten.
Und die Luxemburger Mannschaft sollte die Erwartungen nicht enttäuschen, denn mit einem Liter Benzin legte die grünlich schimmernde, fast durchsichtige Flugzeugkonstruktion satte 537 km zurück, was im Endergebnis Rang 21 unter 43 gewerteten Fahrzeugen (74 Starter) bedeutete. Dieses Resultat ist bewundernswert, denn das LTAM arbeitet mit bescheidenen Mitteln und kann sich keineswegs mit den Teams aus Frankreich, Deutschland, Holland usw. messen, die mit komplett ausgestatteten Computermessständen und Hightechlabors anreisen und zudem über viel mehr Erfahrung und eine bis ins Detail ausgereifte Technik verfügen.
Allerdings verzichten die meisten Mannschaften auch auf einen kompletten Neubau, wie ihn das LTAM 2012 entwickelt hat. Das Siegerteam von der Uni La Joliverie aus Nantes (F) bringt es z.B. fertig, auf einer kompletten Runde nur 9 Sekunden Gas zu geben und ansonsten im Leerlauf über die Straße zu rollen. 2.833 km mit einem Liter Benzin waren daher das fantastische Endergebnis der siegreichen Franzosen, die bisher jedes Jahr als Gewinner des Shell Eco Marathon hervorgegangen sind.
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