ETF ist eine der Abkürzungen, die man derzeit in der Fondswelt am meisten hört. Das Kürzel steht für „Exchange Traded Funds“ und ist zurzeit ein echter Trend. Bei ihnen handelt es sich um Art Investmentfonds, die an der Börse gehandelt werden. Ihr Ziel ist es, so gut wie nur irgend möglich einen Index nachzubilden. Diese Tätigkeit wird in der Fachsprache „tracken“ genannt. Die Abweichung zum nachgeahmten Index heißt übrigens „Tracking error“.
Keine Stärke Luxemburgs
Der Marktanteil Luxemburgs bei grenzüberschreitenden Investmentfonds betrug Ende 2010 einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zufolge 74,6 Prozent. 2011 betrug der Anteil nur noch 72 Prozent.
Luxemburgs schärfster Konkurrent in Sachen Fonds – Irland – gewann indes an Marktanteil. Eine Erklärung ist sicherlich darin zu suchen, dass zwei Arten von Fonds in der Gunst der Investoren gestiegen sind, bei denen Irland, so Experten von PwC, besser aufgestellt ist als das Großherzogtum: Geldmarktfonds und Börsen gehandelte Indexfonds, die sogenannten ETF.
Der Trend ist gewaltig! Das Volumen solcher Fonds beträgt Schätzungen zufolgen zwischen 1,6 Billionen und 1,7 Billionen Dollar. Diese Art von Fonds wird oft als „passiv“ bezeichnet, da der Fondsmanager nicht die Aktien oder Obligationen aktiv aussucht, die er für richtig hält, sondern sich strikt an die Vorgaben eines Indexes hält, den er versucht zu kopieren und der nach seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten funktioniert.
Nachzügler
Ziel eines solchen Fonds ist es, nicht wie bei ihren „aktiven“ Kollegen den Markt zu übertreffen, also sogenanntes Alpha zu generieren, sondern der Investor soll zu geringen Kosten an der Entwicklung eines Marktes, z.B. dem deutschen Aktienmarkt, teilhaben können. In diesem Fall würde er z.B. einen ETF kaufen, der dem deutschen Aktien-Index DAX folgt. Bei etwas weniger als einem Fünftel dieser ETFs handelt es sich um solche, die Indizes für festverzinsliche Papiere nachahmen. Ihr Volumen ist seit 2007 von 60 Milliarden Dollar auf 281,7 Milliarden Dollar gestiegen. Sie sind Nachzügler in der ETF-welt, wie Stephen Cohen, Investmentchef beim der Blackrock-Tochter iShares, gegenüber dem Tageblatt erklärt.
Ursprünglich hatte sich die ETF-Branche den Aktien verschrieben und ahmte Indexes der Gattung DAX und FTSE nach.
Möglich sind aber ETFs mit allen denkbaren Indizes – eben auch solchen, die festverzinsliche Papiere wie Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen listen.
Liquide und einfach in der Handhabung
Den Trend erklärt Cohen mit der Finanzkrise. Als sie in 2008 ausbrach, wurden Aktien volatiler, sie schwankten mehr – mit anderen Worten, ihr Risiko nahm zu. Zudem waren viele der Produkte, die damals in Mode waren, wie etwa strukturierte Finanzpapiere, nicht sehr liquide. Sie zu verkaufen konnte sich als schwierig herausstellen. Die Investoren suchten also nach einem Produkt, das zwar der Investition in Aktien nahekam, jedoch zusätzlich liquide, transparent und einfach zu handhaben ist. Sie fanden dieses Produkt in den ETFs, wie Cohen erklärt.
Heute entdecken Investoren gleiche Vorteile bei festverzinslichen Papieren. Ein Teil des Wachstums bei dieser Art ETF schreibt Cohen jedoch einem anderen Faktor zu.
Die ETFs bieten kleinen Anlegern Zugang zu einem für sie neuen Markt. Festverzinsliche Papiere werden oft nur außerbörslich gehandelt, im sogenannten OTC-Geschäft. (OTC steht für Over the counter, zu deutsch „über den Tresen“). Er gibt das Beispiel Staatspapiere: Will ein kleiner Anleger sich ein Portfolio anlegen, das aus Schuldverschreibungen der verschiedensten Länder der Welt besteht, sieht er sich vor die Herausforderung gestellt, all diese Papiere zusammenzusuchen und zu kaufen. Oft kann er das überhaupt nicht.
ETFs sind aber in der Regel für Kleinanleger erhältlich, so dass der erwähnte Sparer einen solchen Fonds kaufen kann, der einen Index nachbildet, der Staatspapiere listet. Am Anfang steht also eine Reihe von Staatspapieren, die in einer Liste, einem Index, zusammengefasst sind. Der Kursverlauf dieses Index wird von einem Fonds kopiert, der an der Börse gehandelt wird. Diesen Fonds kauft dann unser Sparer.
Drei Arten
Cohen unterscheidet zwischen drei Arten von „fixed income ETFs“. Jene, die wie im obigen Beispiel in Staatspapiere investieren, jene, die in Unternehmensanleihen mit unterschiedlichen Ausfallrisiken investieren und jene, die in Schwellenländer investieren.
Und auch innerhalb dieser Gruppen gibt es wieder Trends. „Der Anleihemarkt der Eurozone hat sich in den letzten fünf Jahren komplett verändert“, so Cohen. Zu Zeiten, als der Euro unter Investoren noch als stabil galt, waren breite Indizes gefragt erklärt er, also solche, die viele Länder gleichzeitig abdecken. Heute hat Cohens Unternehmen gleich acht ETF im Angebot die Indexes folgen, die sich einem einzigen Land widmen – Schuldscheine etwa der Deutschen Regierung mit unterschiedlichen Laufzeiten abdecken.
„Der Markt hat sich verändert und wir müssen den Investoren das Werkzeug geben, sich dieser Veränderung anzupassen“, so Cohen. Bei der Ausarbeitung neuer Produkte orientiert sein Unternehmen sich an den Wünschen der Kunden. Sie entscheiden letztlich, welchem Index ein neuer Fonds folgt.
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