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Luxair auf der Talsohle

Luxair auf der Talsohle
(Tageblatt-Archiv/Robert Spirinelli)

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Die Linienflugsparte bei der Luxair wird im Jahre 2012 nicht besser abschneiden als im Jahre 2011. Konzernchef Adrien Ney geht allerdings davon aus, dass nun die Talsohle erreicht ist und es ab 2013 wieder aufwärts gehen wird.

Wenn das Linienfliegen nicht wäre, könnte Adrien Ney ein glücklicher Mensch sein. Denn dann könnte er seine Luxair Gruppe Jahr für Jahr mit einem satten Gewinn vorstellen. Mit dem Linienfliegen aber ist das bei der Luxair eine schwierige Sache. Seit 2006 hat sie in diesem Bereich nie Gewinne gemacht. Bei 6,4 Millionen lag der Verlust im Jahre 2006, im Jahr darauf bei 900.000 Euro, im Jahre 2008 bei 200.000 Euro, was schon sensationell gut war. Im Jahre 2009 aber gab es einen Einbruch, von dem sich die Gesellschaft bis heute nicht erholt hat.

Der Verlust lag bei 13,1 Millionen, 2010 ging er auf 11,1 Millionen zurück, um im vergangenen Jahr eine Rekordmarke zu erreichen. Luxair verliert mit dem Linienfluggeschaft 16,3 Millionen Euro. «Das wird sich auch im laufenden Geschäftsjahr 2012 nicht ändern. Wir werden in diesem Jahr im Linienfluggeschäft einen Verlust von etwa 18 Millionen Euro machen», sagt Ney im Gespräch mit dem Tageblatt.

Personalkosten

Die Gründe sind die gleichen, die auch im Jahr 2011 zum Verlust im Linienfluggeschäft geführt haben: Es handelt sich um hohe Kerosinpreise. Es handelt sich um hohe Personalkosten. Von den 119 Millionen Euro Personalkosten entfällt mit gut 50 Millionen etwa die Hälfte auf das Linienfluggeschäft. Luxair ist hier gegenüber anderen Gesellschaften schlecht positioniert: Das Verhältnis zwischen Personalkosten und Umsatz liegt bei 32,64 Prozent. Das heißt, bei einer Einnahme von einem Euro entfallen 32,6 Cents auf Personalkosten. Bei Easyjet sind es 15 cents, bei Lufthansa 21,9 Cents.

Weitere Einbußen fallen durch die neue Konkurrenz am Flughafen Findel an. Auch wenn Darwin Airlines die Strecke nach Genf mittlerweile wieder aufgegeben hat, hinterlässt der Preiskampf noch für lange Zeit seine Spuren. So werden wegen Darwin Airlines in diesem Jahr etwa fünf Millionen Mindereinnahmen zu Buche schlagen. Der dritte Lufthansa Flug nach München wird bei der Luxair einen Schaden von etwa zwei Millionen anrichten. In der Summe wird das Fliegen in diesem Jahr so unrentabel wie nie bei der Luxair sein.

Verluste

Allerdings befindet sich das Unternehmen dabei in guter Gesellschaft. SN Brussels weist einen Verlust von 80 Millionen aus, bei SAS liegt er bei 190 Millionen, Air France hat 809 Millionen Verlust gemacht und schreitet zu einem Sozialplan mit dem Abbau von 5.000 Arbeitsplätzen. Air Berlin schließlich rettete sich nur durch den Einstieg von Abu Dhabi in das Kapital. «Die Situation im Fluggeschäft ist eine Katastrophe», sagt Ney.

Luxair ist in der glücklichen Lage, den Verlust im Linienfluggeschäft durch Gewinne in anderen Bereichen ausgleichen zu können. Das Cargohandling, das Catering, die Beteiligung an Cargolux und die vier Shops spülen Geld in die Kasse. Am Ende bleibt ein operativer Verlust von zwei Millionen Euro, der durch Sondereinnahmen in einen Gewinn von 3,5 Millionen Euro verwandelt wird. Bei einem Umsatz von 428 Millionen Euro ist das nicht gerade viel. Aber damit steht die Luxair im internationalen Vergleich eben doch noch gut da.

Sanierung

Das Unternehmen selbst hat im vergangenen Jahr einige Sanierungsschritte unternommen. Die Ziele Dublin, Prag und Turin wurden eingestellt. Die Frequenz nach Mailand wurde erhöht. Auch nach München fliegt Luxair nun vier mal am Tag und die Flotte wurde umgepolt. Luxair verfügt nun über eine zusätzliche Bombardier Q400. «Wir haben Tage, da ist unsere gesamte Sitzplatz-Kapazität ausgebucht», sagt Ney. Die Aufstockung und Erneuerung der Flotte macht Sinn, meint Ney. «Für die Destinationen, die wir anfliegen, ist die Q 400 das ideale Flugzeug und die 70 Sitze in der Maschine entsprechen genau unserem Bedarf.»

Dasselbe sagt der Vorstandsvorsitzende der Fluggesellschaft auch über die Flotte der Boeing 737. «Es dreht sich hier nicht um das Flugzeug», sagt er. Es dreht sich im Touristik Bereich um die Ziele. «Die arabischen Staaten werden unsicherer für Touristen und machen dem Unternehmen Sorgen», gibt er zu. Im vergangenen Jahr bereits wurden Kapazitäten nach Bulgarien und nach Spanien umgepolt, um der Situation in Tunesien und in Ägypten Renchnung zu tragen. Würde man andere Ziele im Mittleren Osten anfliegen wollen, müsste man auf einen Airbus A 300 umsteigen, was aber nicht beabsichtigt ist. Dagegen erfreut sich das Reiseziel Kapverdische Inseln steigender Beliebtheit.

Zukunft

Istanbul ist ein Ziel, das sich seit vier Wochen mit der Luxair Flugnummer anfliegen lässt. Der Grund: Luxair und Turkish Airlines haben ein Codeshare Abkommen getroffen. Man kann nun seinen Besuch in Istanbul bei der Luxair buchen, in München auf Turkish Airlines umsteigen und dort sogar den Hub in die asiatische Welt nutzen. Ein Grund dafür, dass Adrien Ney eher optimistisch in die Zukunft schaut. Denn: Vergangenheitsbewältigung ist die eine Sache. Die Planung einer erfolgreichen Zukunft die andere. Er meint, dass die Luxair dabei sei, die Zukunft zu planen.