Noch vor einigen Jahren sei die Branche in den betreffenden Ranglisten überhaupt nicht vertreten gewesen, erklärt Claude Demuth, Geschäftsführer der Vereinigung LU-CIX. „Wir waren nicht auf den Listen vorhanden. Es gab uns einfach nicht.“
Claude Demuth. (Bild: Fabrizio Pizzolante)
Nun, sobald das Datenzentrum, das derzeit in Betzdorf gebaut wird, fertig ist, „werden wir die neue Nummer fünf sein“, unterstreicht er. Nur Frankfurt, Amsterdam, London und Paris verfügen – nach Quadratmetern – über mehr Datenzentren.
Datenzentren zählen zur Infrastruktur des Internets. In großen, nach außen abgesicherten Gebäuden stehen Maschinen, auf denen alle Daten gespeichert sind, die über das Internet abrufbar sind.
Vor allem Luxconnect und P&T, zwei staatliche Luxemburger Unternehmen, haben in den letzten Jahren kräftig in den Ausbau der Internet-Infrastruktur im Allgemeinen und in den Bau von Datenzentren im Speziellen investiert.
Werbung für den Standort Luxemburg
„Via Luxconnect und die Post hat der Staat zwischen 2008 und 2012 mehr als 500 Millionen Euro in den Ausbau von Internetverbindungen und in Datenzentren investiert“, hatte Jean-Claude Juncker in seiner Rede zur Lage der Nation erklärt.
Claude Demuth, der früher für die Luxemburger Post und für die Cetrel gearbeitet hat, ist heute Angestellter bei Luxconnect. Er ist jedoch freigestellt, um sich vollzeitig um LU-CIX zu kümmern.
Wer steht hinter LU-CIX?
LU-CIX ist eine Vereinigung einer ganzen Reihe Luxemburger Firmen, die weitläufig im Bereich Internet tätig sind. Dazu zählen unter anderem P&T, Fondation Restena, Voipgate, BCE, SES, Orange, Innova, Cetrel, Cegecom und Onlive.
Gegründet wurde die Vereinigung im Jahr 2009. „Unsere Hauptmission ist, Werbung für den Standort Luxemburg zu machen“, so Claude Demuth. „Während sich Luxembourg for Business um die Werbung für den Unternehmensstandort Luxemburg bekümmert, stehen wir mehr für ICT.“ Somit „gehen wir mehrmals im Jahr auf internationale Messen, um den Standort vorzustellen.“
Gaming-Messe in Luxemburg
Aber auch in Luxemburg selbst organisiert die Vereinigung Events. Dazu zählt beispielsweise die Messe „Luxembourg-Gaming.com“, die für November 2012 geplant ist. Und auch wenn Online-Spiele an sich nicht das Hauptgeschäft von LU-CIX sind, so lohne sich eine derartige Veranstaltung dennoch, sagt Demuth. Mehrere Firmen und Firmenchefs kämen extra dafür nach Luxemburg. „Gaming ist der Marketing-Aufhänger“, unterstreicht er. „Wir wollen zeigen, was wir in Luxemburg alles haben.“
Die in diesem Jahr geplante Messe ist bereits die zweite Ausgabe dieser Veranstaltung. „Letztes Jahr wurden wir vom Erfolg regelrecht überrannt“, erklärt Demuth. Dafür werde sie dieses Jahr in der Luxexpo stattfinden. Etwa 50 Unternehmen sollen der Planung zufolge mit einem Stand auf der Messe vertreten sein. Etwa 500 Gäste werden erwartet – letztes Jahr waren es 230.
Dabei, bemerkt Demuth, sei die Veranstaltung nicht für den Endkonsumenten der Spiele gedacht – es handele sich um ein B2B-Event. Im Gegensatz zu anderen Messen kämen demnach nicht nur Gamer, sondern auch alle Zulieferer dieser Branche. Dann gehe es um Finanzen, Steuern, Regulierungen, Datenzentren, usw. Diese Ausrichtung bleibe eine Nische, betont er.
Ausbau der Infrastruktur
Daneben hat LU-CIX auch den Ausbau der nationalen Internet-Infrastruktur mit vorangetrieben. Die Vereinigung hat vier Internetknoten in Luxemburg aufgestellt. Zur Erklärung: Claude Demuth vergleicht das Internet mit einer Autobahn: Die Glasfaserkabel sind die Autobahn. Telekommunikationskonzerne kontrollieren den Zugang. Und Internetknoten sind die Autobahnkreuzungen.
Somit muss eine E-Mail, die von Luxemburg nach Luxemburg geschickt wird, nicht mehr über das Ausland transitieren. Und auch wenn der Zeitgewinn bei E-Mails nicht ins Gewicht fällt, bei Online-Spielen ist er wichtig.
Finanziert wurde der Aufbau der Internetknoten, die etwa 50.000 Euro kosten, über die Beiträge der Mitglieder der Vereinigung. Eine separate Firma zu gründen habe sich nicht gelohnt, sagt Demuth. „Internetknoten sind nicht rentabel.“
Insgesamt sei der Anschluss Luxemburgs an das weltweite Netz heute sehr gut, so der Geschäftsführer der Vereinigung weiter. „Wir haben eine gute Verbindung mit den wichtigen ICT-Hubs, wie London, Brüssel, Amsterdam, Frankfurt und Paris.“
Anstrengungen haben Früchte getragen
Zudem habe Luxemburg weitere gute Argumente, die für den Standort sprächen. So sei etwa der „Datenschutz in Europa viel stärker als in den USA“, was überaus wichtig für die Geschäfte zwischen Unternehmen (B2B) sei. „In den USA kann der Staat einfach auf eine Drop-Box (Private, auf dem Internet gespeicherte Daten) zugreifen“, erklärt er. Das sei in Europa nicht der Fall. „Auch das macht uns attraktiver.“
Zusätzlich sei Luxemburg dabei, ein Extragesetz über die Handhabung von Daten in der „cloud“ (Daten, die irgendwo in der Welt gespeichert sind und über das Internet abrufbar sind) zu erarbeiten.
Und die ganzen Anstrengungen der letzten Jahre haben auch bereits Früchte getragen. Die Branche entwickelt sich in Luxemburg mit einer beachtlichen Geschwindigkeit. Der US-Konzern AOL machte den Anfang. Danach gesellten sich schnell weitere Unternehmen hinzu, unter anderem Skype, Amazon, iTunes und Paypal.
Dritte Welle
Derzeit kommt eine dritte Welle solcher Firmen nach Luxemburg. Dabei handelt es sich um Hersteller von Computerspielen. Bisher haben rund ein Dutzend von ihnen, etwa Kabam, On-Life, Zinga, Nexon, Big Fish, Ubisoft, Innova und Valve, Tochterfirmen in Luxemburg gegründet. „Und zwei bis drei werden noch dieses Jahr hinzukommen“, ist Claude Demuth überzeugt.
Und diese Firmen seien nicht einfach nur aus Steuergründen hier: „Heute kümmern sie sich in Luxemburg auch um die Technik.“
Ähnlich sieht es bei den Datenzentren aus: Nachdem anfangs Banken die wichtigsten Hauptkunden der neuen Luxemburger Datenzentren waren, so ist der Kundenstamm heute viel diversifizierter.
Und auch für die Zukunft sieht Claude Demuth noch viel Potenzial: „Wir wollen die digitale Unterhaltung in der ‹cloud› weiterentwickeln. Das ist der Boom für die Zukunft in Luxemburg.“
(Christian Muller/Tageblatt.lu)
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