Der Fall Frank Schleck geht am Mittwoch (19.12.12) in die nächste Runde. Zuletzt wurde Schleck am 15. Oktober vor dem von Martine Solovieff präsidierten CDD gehört. In der Sitzung vor zwei Monaten konnte Schleck seine Verteidigung vortragen. U.a. hatte sein Teamkollege Maxime Monfort, mit dem er während der Tour de France ein Zimmer teilte, ausgesagt.
Neben Schlecks Anwalt, Me Albert Rodesch, hatte der RNT-Profi auch rechtlichen Beistand vom Schweizer Anwalt Antonio Riggozzi, der regelmäßig vor dem CAS plädiert. Wissenschaftliche Ausführungen gab Laurent Rivier, der zwischen 1990 und 2002 wissenschaftlicher Direktor des Schweizer Doping-Labors war und nun als unabhängiger Berater tätig ist. Anschließend konnte die luxemburgische Antidoping-Agentur ALAD die Verteidigung analysieren, um am Mittwoch (19.12.12) Stellung zu nehmen. Aus diesem Grund dauert die Prozedur bei einem Dopingfall, der vor dem CDD verhandelt wird, auch länger als z.B. ein Prozess vor dem Strafgericht. Wenn es vor einem normalen Gericht zur Verhandlung kommt, sind die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft, also des Anklägers, abgeschlossen und sämtliche Fakten liegen auf dem Tisch.
Nimmt die UCI Stellung?
Vor dem CDD beginnt die Untersuchung des Anklägers, der ALAD, aber erst nachdem der Angeklagte seine Verteidigung vor dem CDD vorgebracht hat. In der vergangenen Sitzung wurde die ALAD von ihrem Verwaltungsratsmitglied und Juristen Raymond Mousty vertreten. Da er mit dem Fall vertraut ist, wird er wohl auch am Mittwoch (19.12.12) die Antidoping-Agentur vertreten.
Neben der ALAD kann aber auch Frank Schleck am Mittwoch (19.12.12) noch etwas zu seiner Verteidigung beitragen, beziehungsweise auf die Analyse der ALAD reagieren.
Der Verhandlung vom 15. Oktober wohnte mit Dominique Leroux ebenfalls eine Beobachterin der UCI (Internationaler Radsportverband) bei. Da auch sie mit dem Dossier vertraut ist, wird sie den Verband wohl auch am Mittwoch (19.12.12) vertreten. Die UCI hat aber nicht nur eine Rolle als Beobachter, sondern kann, wenn sie es für nötig befindet, während der Verhandlung intervenieren.
Ob nach der Sitzung am Mittwoch (19.12.12) sämtliche Fakten auf dem Tisch liegen, ist noch unklar. Unter Umständen könnte noch eine weitere Anhörung anberaumt werden. Deshalb ist auch noch nicht bekannt, wann mit einem Urteil zu rechnen ist. Der CDD kann sich erst beraten und ein Urteil fällen, wenn sowohl Frank Schleck seine Verteidigung abgeschlossen hat als auch die ALAD Position bezogen hat.
Ausgang noch ungewiss
Nachdem die positive Probe am zweiten Ruhetag der Tour de France, am 16. Juli, bekannt geworden war, hatte Schleck das Rennen verlassen. Er stritt ab, das Diuretikum eingenommen zu haben, und konnte sich nicht erklären, wie es in seinen Körper gelangt ist. Aber genau das muss der Radprofi erklären, um seine Unschuld zu beweisen. Da Xipamid kein leistungssteigerndes Mittel ist, hätte Schleck die Tour rein theoretisch auch weiter bestreiten können. Das Diuretikum kann jedoch dazu verwendet werden, um Dopingmittel zu verschleiern.
2011 wurde der Russe Alexandr Kolobnev ebenfalls positiv auf ein Verschleierungsmittel getestet. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) hatte beim Russen damals von einer Sperre abgesehen. Kolobnev konnte beweisen, dass der positive Test auf die Einnahme eines Medikamentes zurückzuführen war.
Zuversichtlich
Wie das Urteil im Fall Frank Schleck ausfallen wird, ist noch ungewiss. Nach der vergangenen Sitzung zeigte sich der RNT-Profi aber zuversichtlich und betonte, dass er vollstes Vertrauen in den CDD habe. Auch das RadioShack-Nissan-Team ist optimistisch gestimmt. „Ich hoffe, dass er freigesprochen wird, denn wir brauchen ihn im Team“, hatte Team-Manager Luca Guercilena im Tageblatt-Interview (siehe Ausgabe vom 30.11.) vor rund drei Wochen erklärt.
Ob der ältere der beiden Schleck-Brüder im Falle eines Schuldspruchs im Team bleiben würde, konnte Guercilena jedoch nicht beantworten. Das müsse man zum gegebenen Zeitpunkt analysieren. Auf jeden Fall werde man ihm weiterhin zur Seite stehen.
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