Bei Mandy Minella war die Erklärung für das 6:7 (4) und 1:6 gegen die Qualifikantin Valeria Savinykh (Russland, 161) schnell gefunden: „Die Nerven waren im Spiel und mein Tennis war einfach nicht auf der Höhe.“
Diese innerliche Anspannung erklärt sich die 28-Jährige folgendermaßen: „2012 bin ich eigentlich immer als Außenseiter auf den Platz gegangen. Das ist aber mit dem besseren Ranking natürlich anders. Dann bin ich auch mal Favorit, so wie heute. Dann spielst du anders. Ich muss lernen, damit umzugehen.“
Nervosität bei Minella
Die anfängliche Nervosität konnte die FLT-Spielerin nie ablegen. „Normalerweise kann man das ablegen nach ein paar Spielen und sich befreien. Das ist aber nicht passiert.“
Das führte dann dazu, dass „ich meine Gegnerin aufgebaut habe und sie ins Match zurückgekommen ist.“ Das machte sich vor allem bemerkbar nach dem ersten Break (4:3 für Minella) – gleich danach fiel das 4:4 – und dem vergebenen Satzball bei 6:5. Die Russin erreichte den Tiebreak, wo sie sich nach einem 0:2 absetzte und mit 7:4 abschloss.
Unter Durchschnittsniveau gespielt
„Das war vom Ergebnis ’sauer›. Wegen der Nervosität habe meine Beine sich nicht wie gewünscht bewegt und ich ging nicht so wie geplant in den Ball hinein.“ Trainer Tim Sommer hat nicht die „wahre“ Mandy Minella gesehen: „Mandy hat über die gesamte Länge des Matches unter ihrem Durchschnittsniveau gespielt. Sie war sehr angespannt und konnte den Druck der Favoritenrolle einfach nicht ablegen. Spielerisch war sie gehemmt, kam nie entscheidend in den Platz, hat die Schläge zurückgehalten und sich nicht durchgesetzt.“
Auch der Coach kann nur spekulieren, ob sich die Anspannung mit dem Gewinn des ersten Satzes gelöst hätte: „Ich kann nur vermuten, dass sie sich gelöst hätte, wenn sie den Satzball bei 6:5 macht. So ging es in den Tiebreak. Beide haben auch da wie im gesamten Spielverlauf eher defensiv gehofft, das die Gegnerin einen Fehler macht, als selber die Initiative zu ergreifen.“
Hoffnung auf das Doppel
Positiv hervorzuheben war der Aufschlag, auch wenn „sie sich den Vorteil eines Aufschlages dann immer wieder selbst eliminiert, indem sie nicht nachgesetzt hat“ (Sommer).
Der zweite Satz war eine schnelle Angelegenheit. Nach 37′ stand es 6:1 und Savenykh stand in Runde zwei, wo sie auf Dominika Cibulokva (Slowakei, 14/15) trifft.
Eine sicherlich unnötige Niederlage, aber für Spielerin und Coach kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken (Sommer: „Mandy ist spielerisch stärker als bisher aus der Vorbereitung gekommen und zeigt im Training dierichtigen Ansätze“).
Für Mandy Minella sind die Australian Open aber noch nicht beendet. Ab morgen steht sie mit Megan Moulton-Levy (USA) im Doppel gegen Martic/Mladenovic (Kroatien/Frankreich) auf dem Platz.
Muller: Davis Cup?
Für Gilles Muller sind die Australian Open jedoch beendet. Und die Suche nach Ursachen ist – nach der dritten Niederlage im dritten Spiel des Jahres – sicherlich noch komplexer als bei seiner Landsfrau.
Die Vorbereitung war durch den Ermüdungsbruch im Ellbogen beeinträchtigt. Ein „volles“ Tennis-Training gab es nur während einer Woche.
Daraus lassen sich einige Schlüsse ziehen. Muller ist ein Instinkt-Tennisspieler: Er geht auf den Platz und entscheidet spontan, welchen Schlag er spielt, er hat nicht unbedingt einen strikten „game plan“ im Kopf. Für diese Spielweise muss er befreit aufspielen, also braucht er viele Matches in den Beinen, um das nötige Selbstvertrauen zu bekommen. „Der Rhythmus fehlt mir einfach. Ich treffe zu viele falsche Entscheidungen. Wenn du Selbstvertrauen hast, spielst du auch ruhiger“, erklärt die Nummer eins der FLT.
Ein gutes Training kann Matchpraxis nicht ersetzen. Kommende Woche spielt Muller beim Challenger (85.000 Euro+H) in Heilbronn (Deutschland). Danach folgt der Davis-Cup-Termin. Ob Muller beim Duell in Bosnien-Herzegowina (1. bis 3. Februar) dabei ist, war eher ungewiss. Sollte der Schifflinger aber jetzt eine Option suchen, die ihm auch während dieser Zeit Matchpraxis gewährt, sollte oder müsste er eine Teilnahme in Sarajevo ins Auge fassen. Für einen Profi ist es wichtig, wie er aus dem Davis Cup „rauskommt“ und wie der Wettbewerb sich auf die Leistungen und physische und mentale Verfassung der folgenden Wochen auswirkt. Aber spezielle Situationen – in diesem Fall eine verzögerte Vorbereitung – bedürfen sicherlich spezieller Maßnahmen. Welche diese sind, muss der ehemalige Junioren-Weltmeister mit seinem Umfeld abwägen.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können