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«Ich fühle mich gedemütigt und erniedrigt»

«Ich fühle mich gedemütigt und erniedrigt»
(dpa-Archiv)

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Nach seinem Doping-Geständnis drückt Lance Armstrong auf die Tränendrüse: "Ich fühle mich gedemütigt und erniedrigt". Der Luxemburger Radprofi Andy Schleck glaubt dem emotionalen Geständnis Armstrongs.

Im zweiten Teil seines TV-Interviews hat der geständige Dopingsünder Lance Armstrong seine lebenslange Sperre als «Todesstrafe» bezeichnet. «Ich verdiene es, bestraft zu werden, aber ich bin nicht sicher, ob ich die Todesstrafe verdiene», sagte Armstrong am Freitag (Ortszeit) in der TV-Sendung mit Star-Moderatorin Oprah Winfrey.

«Was haben andere Sportler bekommen?», fragte der ehemalige Radprofi und spielte damit – ohne den Namen zu nennen – auf Marion Jones an. Der frühere Leichtathletik-Star musste wegen zweimaligen Meineides 2008 für sechs Monate ins Gefängnis. «Ich erhalte die Todesstrafe und sie bekommen sechs Monate. Ich sage nicht, das ist unfair, aber es ist anders.»

Hoffnung auf Comeback

Einen Tag nach der Ausstrahlung des ersten Teils, in dem der 41 Jahre alte Texaner Dopingmissbrauch bei all seinen sieben Tour-de-France-Siegen gestanden hatte, äußerte Armstrong die Hoffnung, «irgendwann wieder an Wettkämpfen teilzunehmen».

Dass er sich im Herbst von seiner gegründeten Krebsstiftung zurückzog, sei für ihn der «erniedrigendste Moment» seines Dopingskandals gewesen. Sein Rücktritt sei das Beste für die Stiftung gewesen. «Aber es hat sehr wehgetan. Sie war wie mein sechstes Kind.» Nachdem er seinen Hodenkrebs besiegte, hatte Armstrong 1997 in seiner Heimatstadt «Livestrong» aufgebaut.

Top-Sportler sparen nicht mit Kritik

Der Luxemburger Radprofi Andy Schleck sagte am Samstag, er glaube Armstrong, dass er bei der Tour de France 2009 sauber gewesen sei. Gemeinsam mit dem Toursieger Alberto Contador hatte Schleck Armstrong damals auf Platz drei verwiesen.

Andere Top-Sportler sparten derweil nicht mit Kritik an dem Doping-Geständnis. Tennisprofi Serena Williams sagte nach ihrem Spiel gegen Victoria Azarenka bei den Australian Open, Armstrongs Bekenntnis bringe alle anderen Sportler in Verruf. Die Leute würden sich nun fragen: Wenn jemand von Armstrongs Größe so etwas täte, was würden dann die anderen tun? «Es ist ein trauriger Tag für alle Sportler», sagte Williams.

Azarenka ging ebenfalls hart mit Armstrong ins Gericht. «Du darfst nicht lügen. Du darfst nicht betrügen. Alle arbeiten so hart und geben ihr bestes, dass muss man respektieren», sagte sie. Nun bekomme Armstrong, was er verdiene, sagte sie. Tennisstar Roger Federer sagte, auf dem Radsport laste nun eine große Bürde – und vermutlich auf allen anderen Sportarten auch.

Sorge um Armstrongs Stiftung

Die gemeinnützige Organisation hat seitdem mehr als 500 Millionen Dollar an Spendengeldern gesammelt. «Ich hoffe, dass sie ohne mich überleben kann», meine Armstrong. Nachdem die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA umfangreiches Beweismaterial gegen ihn gesammelt hatte, gab er seinen Posten im Herbst auf.

Zudem gab Armstrong an, dass er sich zu dem Interview bei Winfrey im US-Fernsehsender OWN entschieden habe, damit seine fünf Kinder nicht länger unter der Sache leiden müssten.

Verluste in Millionen-Höhe

Erstmals machte der gefallene Star Angaben über seine finanziellen Verluste. «Ich mag gar nicht daran denken, aber das war ein 75-Millionen-Dollar-Tag», sagte er in Anlehnung an den 10. Oktober 2012, als die USADA die Ergebnisse ihres Untersuchungsbericht veröffentlichte. Zahlreiche Sponsoren, allen voran Nike, hatten daraufhin die Zusammenarbeit mit Armstrong beendet. Zudem entgehen ihm künftig Einnahmen als Motivationsredner. In der Vergangenheit hatte er bisweilen sechsstellige Summen pro Auftritt kassiert.

Er hoffe, so Armstrong am Ende des Interviews, dass er künftig nicht wieder ausrutschen und vom rechten Weg abkommen werde. «Dies ist die größte Herausforderung für den Rest meines Lebens.»