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Die Distanz liegt Muller

Die Distanz liegt Muller
(Tageblatt-Archiv)

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Zweiter Einsatz, zweiter Erfolg in drei Sätzen nach verlorenem ersten Durchgang: Gilles Muller qualifiziert sich mit einem Erfolg gegen den an sieben gesetzten Jérémy Chardy für das Viertelfinale von Sydney.

Und das Zweitrundenspiel war zu Beginn ein Spiegelbild der Erstrundenbegegnung: Muller (ATP 45) kam schlecht in die Partie gegen Chardy (Frankreich, 31) und lag schnell mit zwei Breaks 1:4 in Rückstand: «Ich habe keine Erklärung dafür. Aber ich hoffe, dass ich den Hebel bald umlegen kann, um vom Start weg im Match zu sein.»

Nach dem deutlichen 2:6 hatte sich Muller wie am Vortag aber sofort gefangen. Die Quote bei den Aufschlägen ging hoch und sein Spiel wurde sicherer: «Ich habe eigentlich nichts geändert. ‹Et ass einfach besser gerullt.'» Im zweiten Satz wehrte er den einzigen Breakball ab, konnte aber auch keine seiner vier Möglichkeiten verwerten: bei 6:5 besaß Muller sogar drei Satzbälle. Doch die Entscheidung fiel im Tiebreak. Muller dominierte seine Spezialität und glich mit 7:1 aus.

Wichtig war nach dem ersten Durchgang, Ruhe zu bewahren, eine Qualität, die sich in den vergangenen Jahren immer mehr zum Positiven entwickelt hat. Dennoch gibt er auch zu: «Es ist ein Prozess. Einfach ist es nicht. In einigen Momenten möchte ich lieber meinen Schläger oder sonst etwas zerhacken. Aber ich versuche dies dann anders zu verarbeiten.»

Picasso

Im dritten Durchgang war Muller am Drücker, auch wenn er einige schwierige Situationen zu bewältigen hatte («ich habe mich gut gefühlt und die richtigen Entscheidungen getroffen»). Dennoch würde er nicht sagen, dass er das Spiel unter Kontrolle hatte: „Es waren schwierige Bedingungen: viel Wind. Ich war mir bewusst, dass sich das Match jeden Moment drehen könnte.“

Mit einem frühen Break zum 2:1 verschaffte sich Muller sofort Luft. Die Mission lautete also: «nur noch» vier Mal den eigenen Aufschlag durchbringen. Bei 2:1 und 3:2 wehrte er insgesamt vier Breakpunkte seines Gegners ab. Der Viertelfinaleinzug – der zweite beim zweiten Turnier des Jahres – war auf den Schienen: Nach fast zwei Stunden schloss der FLT-Vertreter zum 6:4 ab.

Am heutigen Donnerstag geht es in der Runde der letzten acht gegen den Australier Bernard Tomic (71). Die bisherigen drei Begegnungen – 2009 bei den Australian Open, 2011 beim Challenger in Nottingham und 2012 in Indian Wells – gingen jeweils an Muller. Doch Tomic ist unberechenbar und mit den zwei bisherigen Gegnern von Muller in Sydney nicht zu vergleichen. Der 22-Jährige ist ein Taktikfuchs, auch wenn er es manchmal übertreibt und auch schon mal Matches einfach so abgibt. Auf dem Platz wirkt er dann lustlos. Doch an Talent mangelt es ihm nicht. Der Junge muss auch ein schwieriges Umfeld bewältigen: Vater John gilt neben dem Platz als ebenso unberechenbar. Sohn Bernard hat den Schiedsrichter schon mal gebeten, seinen Vater aus dem Stadion zu schicken. John Tomic macht immer wieder mit seinem Jähzorn und seiner angeborenen Selbstüberzeugung («Mein Sohn ist wie Picasso») von sich reden. 2013 musste er eine Nacht im Gefängnis verbringen, da er dem Sparringpartner seines Sohnes einen Kopfstoß verpasst hatte. Daraufhin wurde er von der Profi-Organisation ATP gesperrt. Auseinandersetzungen mit dem Australischen Verband sind an der Tagesordnung.

Unter dem Strich ist Mullers nächster Gegner ein extrem talentierter Spieler, der nicht zu unterschätzen ist, aber auf der anderen Seite auch völlig neben sich stehen kann.