Der 56jährige Francois Villeroy de Galhau gehört zu den französischen Finanzfachleuten, die vom französischen Staat umworben werden. Dem Werben hat er nun nachgegeben. Vom 1. Mai an wird er Projektmanager der französischen Regierung. Er soll die französischen Unternehmen davon überzeugen, zu investieren und dafür auch Kredite aufzunehmen.
Das Amt des französischen Premierministers nennt das so: Er hat den Auftrag, “dafür zu sorgen, dass die sinkenden Zinsen den französischen und europäischen Unternehmen zu Gute kommen.“. Mit anderen Worten: Francois Villeroy de Galhau soll dafür sorgen, dass Unternehmen, insbesondere kleine und mittelständische, Zugang zu Bank-Krediten erhalten.
Private Investitionen
In der Finanzwelt nämlich gibt einen großen Gegensatz. Die Banken beschreiben, in welchem Maße sie ihr Kreditvolumen steigern. Der Mittelstand und die kleinen Unternehmen klagen hingegen darüber, dass ihnen die Finanzierungen für Projekte und Investitionen fehlen. Villeroy de Galhau soll diesen Gegensatz auflösen. Über Firmenfinanzierungen soll der Aufschwung konsolidiert werden. Dabei sollen nicht nur die tiefen Zinsen sondern auch der schwache Euro und der niedrige Ölpreis helfen. Das neue an der Situation: Die französische Regierung verlässt sich dabei nicht auf staatliche Regulierung, sondern holt sich einen Manager aus der Privatwirtschaft.
Das Programm des französischen Premierministers ähnelt in mancher Hinsicht den Vorstellungen des deutschen Wirtschaftsministers Siegmar Gabriel. Der will in deutscher Tradition die Wirtschaft nicht mit Staatshilfen ankurbeln sondern durch private Investitionen, die auch mit einem Mix aus staatlichen und privaten Finanzierungen ermöglicht werden sollen.
Steile Karriere
Für Francois Villeroy de Galhau die Aufgabe für die Regierung eine Rückkehr in den Staatsdienst. Der noch stellvertretende Generaldirektor, im Finanzkonzern zuständig für das Privatkundengeschäft und damit auch Kreditfachmann, ist Absolvent gleich zweier Eliteschulen: Polytechnique und ENA. Nach der ENA ging er in den Elitebereich des Staates, wurde als „Inspecteur des Finances“ der Wirtschaftsprüfer der Regierung. Seine Karriere führte in schnell in den Olymp des französischen Staates. Berater von Pierre Bérégovoy im Finanzministerium und im Ministerpräsidenten Amt. Er war Bürochef der Wirtschafts- und Finanzminister Dominique Strauß Kahn und Christian Sautter von 1997 bis 2000. Villeroy de Galhau wurde Generalinspektor der Finanzen, ging dann zur Verbraucherkreditbank Cetelem und später zur BNP Paribas, wo er 2011 stellvertretender Generaldirektor wurde.
Villeroy de Galhau, der den Sozialisten ein wenig nahesteht, war unabhängig davon immer im Gespräch für hohe Finanz-Staatsämter, zuletzt für die Leitung des Schatzamtes. Jetzt wird er – bevor er überhaupt mit der Projektarbeit begonnen hat – bereits mit der wichtigsten Finanzaufgabe in Verbindung gebracht, die Frankreich zu vergeben hat. Notenbank Gouverneur Christian Noyer wird im Oktober 65 Jahre und geht in den Ruhestand. Gelingt Villeroy de Galhau das Projekt, für das er nun aus der BNP Paribas ausscheidet, dann, so die Spekulation, könnten ihm der Chefsessel bei der prestigeträchtigen Banque de France und damit die Mitgliedschaft im Rat der Europäischen Zentralbank zur Verfügung stehen.
Francois Villeroy de Galhau ist Mitglied des Verwaltungsrates der BGL BNP Paribas in Luxemburg. Ob er diesen Sitz bereits aufgegeben hat, ist nicht bekannt.
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