Headlines

Oscar Bronner zeigt „New Work“

Oscar Bronner zeigt „New Work“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Schriftsteller wollte Oscar Bronner werden. Und Maler. Erfüllen taten sich die Kinderwünsche dann trotzdem beide. Wenn auch in getrennten Zeitabschnitten.

„Das war nicht so geplant, aber ich war erstaunlich erfolgreich.“ Oscar Bronner ist nicht nur als Künstler, sondern auch als Journalist (und späterer Verleger) ein Autodidakt. Als es darum ging, sein erstes Geld zu verdienen, habe er sowohl als Gebrauchsgrafiker und Zeichner als auch als Journalist gejobbt, erzählt er uns beim Besuch seiner Ausstellung im Espace I der Galerie Clairefontaine. Und das Schreiben war es, in dem er „erstaunlich erfolgreich“ war.

Info

Galerie Clairefontaine
Oscar Bronner:
„New Work“

Bis zum 25. Juli
Di.-Fr., 14.00-18.30
Sa., 10-12 u. 14-17 Uhr

Kontakt
Espace 1
7, place de Clairefontaine
L-1341 Luxembourg
galerie-clairefontaine.lu

www.oscarbronner.com

Vita

Oscar Bronner wurde 1943 in Haifa geboren, wohin seine Familie 1938 aus Österreich übergesiedelt war. 1948 kehrte er mit seinem Vater, dem Kabarettisten Gerhard Bronner, zurück nach Wien. Oscar Bronner arbeitete zunächst als Beleuchter und Regieassistent im Theater seines Vaters, als Volontär der Arbeiter-Zeitung und beim Boulevardblatt Express. 1970 gründete Bronner das Wirtschaftsmagazin trend und das Nachrichtenmagazin profil. 1974 verkaufte er beide Magazine und zog nach New York, wo er als Künstler lebte.
1986 kehrte er nach Wien zurück und gründete 1988 die auf lachsrosa Papier gedruckte Tageszeitung Der Standard, deren Verleger und Herausgeber er ist.
Vor einigen Jahren zog er sich aus dem Tagesgeschäft zurück und arbeitet seitdem als bildender Künstler.

Nicht nur erfolgreich, sondern auch kritisch. Kritisch gegenüber der Presselandschaft in seinem Heimatland Österreich. Als er Mitte zwanzig war, stand fest: „Ich wollte meine eigene Zeitung gründen.“ Gesagt, getan: Mit 26 rief er mit trend ein Wirtschaftsmagazin ins Leben, im Jahr danach mit profil eine Politikzeitschrift. Beide auf hohem Niveau und erfolgreich. So erfolgreich, dass die Konkurrenten ihn „loswerden“ wollten. Enden tat das Ganze dann im Verkauf beider Blätter. Bronner, der bis dahin nur als Hobby der Malerei nachgegangen war, hatte nun ein angenehmes finanzielles Polster und beschloss, sich fortan ganz der Kunst zu widmen.

13 Jahre in New York

„Und da ich immer schon nach New York wollte, erfüllte ich mir auch diesen Wunsch.“ Ein halbes Jahr nur wollte er bleiben. 13 ganze wurden es schließlich. „In New York habe ich zunächst eigentlich weniger als Maler gearbeitet, sondern vor allem als Bildhauer.“ Bronner stellte mehrfach im Big Apple aus, aber auch in Wien und anderen europäischen Städten. Die ganz große Künstlerkarriere blieb zwar aus, doch: „Ich konnte von meiner Arbeit als Bildhauer und Maler leben und das war mir das Wichtigste.“

Irgendwann aber zog es den Österreicher zurück nach Wien. „Eigentlich wollte ich auch dort weiterhin als Künstler wirken“, betont er, „aber irgendwie packte mich der Zeitungsmacher-Bazillus wieder.“ Er hatte sich während der New Yorker Zeit an die NY Times gewöhnt und vermisste zuhause eine solche Qualitätszeitung. „Ich rief also einige frühere Journalistenkollegen an, um die Lage zu sondieren.“ Diese erklärten sich bereit, das Experiment anzugehen, eine neue Tageszeitung auf den Markt zu bringen, aber nur, wenn er selbst auch mitmachen würde. „So erblickte der Standard das Leben.“

Er hängte den Pinsel an den berühmten Nagel

Das Blatt wurde zum Erfolg, Gründer und Herausgeber Bronner musste die Kunst wieder zur Nebensache werden lassen. „Und so kam es, dass ich irgendwann beschloss, gar nicht mehr zu malen. Ich besuchte noch nicht einmal mehr Ausstellungen.“ Keine halben Sachen!

Vor einigen Jahren dann zog sich der heute 72-Jährige vollkommen aus dem Tagesgeschäft beim Standard zurück und fand endlich wieder die Zeit, seiner Leidenschaft als Künstler nachzugehen.

An sieben Tagen der Woche steht er seitdem wieder im Atelier. Er arbeitet intensiv. „Ich weiß ja nicht, wie lange ich das noch kann.“ Bronner spannt die Leinwand auf eine horizontale Holzplatte, malt mit den Fingern. Die stark verdünnte Farbe drückt er damit in die Leinwand. Ein Kraftakt. In früheren Perioden waren es Akte, Blumenbilder und Landschaften, die so entstanden, immer in einem unverkennbaren Stil. Heute sind es abstrakte Kompositionen, sprühend vor Energie. In Luxemburg zeigt Bronner auch einige neue Plastiken. Neu wie die zweite Karriere als Künstler, „New Work“ eben, im doppelten Sinne.