Über 82.000 Personen beschäftigt das Handwerk heute. Seit dem Jahr 1990 hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt. Laut Michel Reckinger, Präsident der „Fédération des artisans“ (FdA), ist das Handwerk der größte Arbeitgeber des Landes (Link).
Die Zahl der begonnenen Lehren und Meisterprüfungen ist auch über die Jahre gewachsen. Allerdings folgte die Zahl der abgeschlossenen Lehren und Meisterprüfungen nicht diesem Trend. Im Jahr 2014 haben weniger Lehrlinge ihre Ausbildung abgeschlossen als im Jahr 1990.
In einer von der FdA einberufenen Pressekonferenz beklagte Michel Reckinger diese Situation: „Der Fachkräftemangel ist seit über 30 Jahren eine Tatsache. Im Ausland scheint die Ausbildung besser zu funktionieren. Die Lücken in Luxemburg werden von Grenzgängern gestopft. Die Politik hat es nicht fertiggebracht, diesen Mangel zu beheben.“ Das bestehende Angebot im Bereich der beruflichen Ausbildung entspreche nicht den Bedürfnissen der Unternehmen, so die Vereinigung.
Wachsende Konkurrenz
Neben dem Fachkräftemangel sehen sich die Handwerksbetriebe einer wachsenden grenzüberschreitenden Konkurrenz und technologischen Entwicklungsschüben gegenüber. „Wenn wir in zehn Jahren Häuser haben wollen, die keine Energie verbrauchen, brauchen wir kompetente Menschen, die diese Häuser bauen“, erklärte Marc Ant, der zukünftige Direktor der Kompetenzzentren.
Erste Erfahrungen in Sachen Weiterbildung konnte die FdA im Rahmen des „LuxBuild 2020“-Programms machen. Um die angestrebte Senkung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor bis 2020 zu erreichen, wird die Ausbildung und Qualifizierung von Handwerkern gefördert.
Angesichts dieser Feststellungen hat die „Fédération des artisans“ beschlossen, eigene Kompetenzzentren im Bereich der beruflichen Weiterbildung zu erschaffen. Das „LuxBuild 2020“-Programm diente hier als Vorbild. „Im Prinzip ist dieses Projekt auf den ganzen Sektor ausdehnbar“, stellte Reckinger fest. Die Zentren sind zudem an das Modell des „Institut de formation sectoriel du bâtiment“ (IFSB) angelehnt.
„Nicht nur die Arbeitnehmer können so ihre Kompetenzen erweitern, sondern auch die Unternehmen“, sagte Reckinger. Er erhofft sich eine Kompetitivitätssteigerung der luxemburgischen Handwerksbetriebe.
Marc Ant sieht in den Zentren auch einen Beitrag für die Solidarwirtschaft. „Arbeitssuchende können so ausgebildet werden. Diejenigen, die keinen Schulabschluss haben und dementsprechend Schwierigkeiten haben, eine Arbeitsstelle zu finden, können wieder bei null anfangen.“ Laut Marc Ant brechen heutzutage 80 Prozent der Anwärter für ein „Diplôme d’aptitude professionelle“ (DAP) ihre Ausbildung ab. Diese Schulabbrecher verschwänden jedoch nicht vom Arbeitsmarkt, „sie arbeiten in unseren Unternehmen“. Durch die Ausbildung in den Kompetenzzentren würden diese Menschen nun in den Genuss einer Ausbildung kommen und somit ihre Chancen auf eine Beförderung innerhalb des Unternehmens steigern.
In einer ersten Phase werden die Kompetenzzentren die Berufe der technischen Gebäudeausrüstung und des Innen- und Außenausbaus abdecken. Mehr als 300 Ausbildungsmodule für 28 unterschiedliche Berufe sind bereits ausgearbeitet. „Wir wollen in einem Jahr mit den Ausbildungen beginnen. In einer ersten Phase ist geplant, rund 1.200 Personen weiterzubilden“, so Ant. Die Vereinigung versteht die Zentren als offenes Konzept, an das sich weitere Handwerksberufe anschließen können.
Eigene Finanzierung
Den Anschub des Projektes finanzierte der Europäische Sozialfonds. Die spätere Finanzierung sollen die Unternehmen selbst übernehmen. Es ist geplant, dass die betroffenen Firmen jährlich 0,5 Prozent ihrer Lohnmasse in die Zentren investieren. „Das System wird sich für die Betriebe lohnen“, meinte Romain Schmit, Generalsekretär der FdA. Eine höhere Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer führe zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
Am 1. Juli werden die Kompetenzzentren ihre Arbeit aufnehmen. In naher Zukunft soll auf einem fast drei Hektar großen Areal in Bettemburg mit dem Bau des Ausbildungszentrums „Krakelshaff“ begonnen werden.
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