Du hast in der Woche vor Wimbledon kein Turnier gespielt – etwas was du noch nicht so oft gemacht hast. Wie spürst du dich jetzt?
Gilles Muller: Ich habe mir immer die Tür offengehalten: ich melde mich bei den drei Turnieren vor Wimbledon an. Wenn ich aber in den ersten beiden Wochen gut spiele und viele Matches bekomme, dann wäre es nicht so schlecht auf die letzte Woche zu verzichten. Im Endeffekt habe ich alles richtig gemacht. In Nottingham war der Platz scheinbar in schlechtem Zustand und es hat geregnet. Ich habe nach dem Match gegen Murray gespürt, dass ich viel gespielt habe. In der Woche vor Queen habe ich in fünf Tagen sechs Begegnungen bestritten. Mein Gefühl hat mir gesagt, dass es mir nicht an Matches gefehlt hat. In der Woche vor dem Wimbledon-Auftakt gibt es sehr viele gute Trainingspartner vor Ort. Ich habe auch noch einmal im physischen Bereich gearbeitet.
Hat das auch mit einer gesamten Entwicklung zu tun, bei der du mehr auf deinen Körper hörst?
Es ist kompliziert, die richtige Mischung zu finden. Sollte ich in Runde eins verlieren, wird jeder sagen «warum hat er nicht in Nottingham gespielt?». Die Spieler, die bei einem Grand-Slam-Turnier ein gutes Resultat erzielen wollen, pausieren in der Woche davor – außer in Australien, wo man sowieso vor Ort ist und zu Beginn der Saison Matches brauchst. Ich bin in Wimbledon um ein gutes Resultat zu erzielen. Ich hatte jetzt nicht unbedingt das Gefühl noch weitere Matches spielen zu müssen. Es ist auch geplant, diese Planung auch vor den US Open anzuwenden. Nach drei, vier Turnieren werde ich in der Woche vor den US Open nach New York reisen und dort trainieren.
Im März und April ist es nicht so gelaufen wie gewünscht. Woran lag das? Und welche Rolle hat die Davis-Cup-Woche gespielt?
Im Nachhinein ist es schwer zu sagen, welche Woche jetzt Schuld war. Fakt ist, dass ich den Fehler gemacht in dieser Phase zuviel gespielt zu haben. Irgendwann wäre eine Pause vonnöten gewesen – ob die Woche vom Davis Cup oder von Dubai war. Den Monat März habe ich in den Sand gesetzt, auch wenn ich ein Challenger-Halbfinale absolviert habe. Ich war mental nicht bereit und physisch müde. Seit Beginn der Saison habe ich viele Matches gespielt und auch viele gewonnen. Und manchmal muss man sich in guten Phase eingestehen dennoch eine Pause zu machen. Sonst kommt der Einbruch später. Diesen Moment hatte ich im März verpasst. Die Davis-Cup-Woche war anstrengend – auch wenn viele Leute dies nicht verstehen und denken, ich hätte dies mit Leichtigkeit gemacht. Jeder hat das aber von mir erwartet und ich habe das auch von mir erwartet. Die Woche nach dem Davis Cup war ich gebrochen, mental und physisch.
Das ganze Interview: am Dienstag im Tageblatt und im E-Paper.
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