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Leitzins im Euroraum bleibt auf Rekordtief

Leitzins im Euroraum bleibt auf Rekordtief
(dpa/Archiv)

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Angesichts der anhaltend niedrigen Inflation halten Europas Währungshüter das Geld extrem billig. Tatsächlich rechnen Experten sogar eher damit, dass die EZB die Schleusen weiter öffnen könnte.

Die Geldschleusen der Europäischen Zentralbank (EZB) bleiben weit geöffnet: Die Notenbank hält den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent. Das beschloss der EZB-Rat wie erwartet am Donnerstag in Frankfurt. Damit können sich Geschäftsbanken weiterhin extrem günstig mit frischem Zentralbankgeld versorgen.

Seit dem März versuchen die Währungshüter, die Konjunktur und den Preisauftrieb zusätzlich mit einem gewaltigen Kaufprogramm anzuschieben. Monatlich 60 Milliarden Euro sollen in Staatsanleihen und andere Vermögenswerte investiert werden, insgesamt 1,1 Billionen Euro bis September 2016. Bis zum 28. August hat die EZB in diesem Rahmen allein Staatsanleihen im Gesamtvolumen von rund 289,5 Milliarden Euro erworben.

Investition und Konsum vorantreiben

Das frische Geld kommt im Idealfall über die Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Dies wiederum soll Investitionen und Konsum anschieben und so die Konjunktur in Schwung bringen und die Inflation anheizen.

Die Teuerung im Euroraum ist jedoch weiterhin weit vom EZB-Ziel von knapp unter 2,0 Prozent entfernt. Im August verharrte die jährliche Inflationsrate nach Zahlen von Eurostat bei 0,2 Prozent. Hauptgrund für den mickrigen Preisauftrieb ist der erneute Absturz der Ölpreise.

«Kampf um mehr Wachstum»

EZB-Chefvolkswirt Peter Praet räumte angesichts dieser Entwicklung bereits Sorgen ein. Er betonte, dass die EZB ihr Anleihenkaufprogramm notfalls ausweiten könnte. Denkbar ist, dass die Notenbank das monatliche Kaufvolumen erhöht oder dass das Programm länger läuft als bis September 2016.

Aus Sicht von Ökonomen der Helaba besteht dazu aktuell aber kein Grund. EZB-Präsident Mario Draghi könne trotz reduzierter Inflationsprognosen entspannt bleiben: «Niedrige Energiepreise sind kein Auslöser einer Deflation, sondern unterstützen die expansive Geldpolitik im Kampf um mehr Wachstum.» Unter Deflation verstehen Ökonomen sinkende Preise auf breiter Front. Dies kann zu starker Zurückhaltung bei Konsum und Investitionen führen und die Konjunktur so zum Erliegen bringen.

Spannung vor Wirtschaftsprognosen

Auch die von China ausgehenden Finanzmarkt-Turbulenzen dürften die Notenbanker beschäftigt haben. Mit Spannung wird zudem erwartet, wie die EZB am Nachmittag ihre Wirtschaftsprognosen anpassen wird.

Im Juni hatte die Notenbank für 2015 eine Inflationsrate von 0,3 Prozent vorhergesagt. Volkswirte halten diese Zahl aber für zu hoch. Angesichts des Ölpreisverfalls seien vorrübergehend sogar sinkende Verbraucherpreise im Euroraum denkbar.

Der Juni-Prognose zufolge dürfte sich die Geldschwemme durch das billionenschwere Programm zum Kauf von Staatsanleihen 2016 und 2017 stärker auf den Preisauftrieb auswirken. Für 2017 sagten die Notenbanker daher eine Inflationsrate von 1,8 Prozent voraus.

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