Im Juni erst gegründet, weist der luxemburgisch-französische Wirtschaftsklub (Link) drei Monate später bereits 200 Mitglieder auf.
Das Bedürfnis nach Austausch, nach gegenseitigem Kontakt und auch nach wirtschaftlichen Partnerschaften ist groß. Die Bedeutung, die dem Klub beigemessen wird, ist ebenso groß. Die Botschafter Frankreichs in Luxemburg und Luxemburgs in Frankreich waren gemeinsame Gastgeber in der luxemburgischen Residenz in Paris.
Drei Prozent Wirtschaftswachstum
Die Wachstumsquote von drei Prozent in Luxemburg, die Luxemburgs Botschafter Paul Duhr verkündet, erstaunt in Frankreich. Das kleine Luxemburg, das in vielen Statistiken gar nicht auftaucht, mit solch erfolgreicher Wirtschaft zu sehen, ist selbst unter Fachleuten nicht wirklich bekannt.
Diplomatisch gekonnt, spielt Duhr das aber herunter. Luxemburg sei gar nicht so reich wie man immer annimmt. Immerhin arbeiteten über 80.000 Lothringer in Luxemburg. Und die müsse man bei der Schaffung des Reichtums mit einbeziehen.
Drittgrößter Handelspartner von Frankreich
Frankreichs Botschafter in Luxemburg, Guy Yelda, weist seinerseits darauf hin, dass Frankreich drittgrößter Wirtschaftspartner Luxemburgs ist, dass Frankreich einen Exportüberschuss von einer Milliarde Euro mit Luxemburg erzielt.
Das Großherzogtum mag also Waren aus Frankreich. Frankreich stellt mit der BNP Paribas den viertgrößten Arbeitgeber in Luxemburg und ist auch sonst mit Firmen und Banken wie Société oder Credit Agricole oder St. Gobain oder Sodexo in Luxemburg gut vertreten.
80.000 Lothringer arbeiten in Luxemburg
Im Saal der Residenz sitzt unter den 120 Anwesenden auch Caro, eine zierliche Frau. Sie hört die Zahlen und fühlt sich am richtigen Ort. Caro hat eine eigene Kreation von Schals, von bemalten Seidentüchern, alles Unikate, die sie gerne in Luxemburg verkaufen möchte. Sie sucht einen Partner. Die Vorstellung der französischen Handelskammer für internationale Kontakte löst im Saal allerdings das eine oder andere Schmunzeln aus.
Da ist die Rede davon, dass man sich gut versteht, dass man zusammen speist und sich jeden Morgen um acht Uhr zu Besprechungen trifft.
Praktisches Steuer-Anwendungsseminar
Caro wird aufmerksam, als die Steuerexpertin aus Luxemburg, Karine Bellony, sehr praktisch erzählt, wie sich das mit der Mehrwertsteuer zwischen Export- und Importpartnern abspielt.
Der Saal verwandelt sich in ein praktisches Steuer-Anwendungsseminar: Ein Franzose, der seinem Partner in Luxemburg Waren schickt, berechnet keine Mehrwertsteuer, die zahlt der Partner in Luxemburg und umgekehrt.
Die beiden Botschaften hatten den Teilnehmern Kugelschreiber in den jeweiligen Landesfarben – in beiden Fällen rot, weiß, blau – zur Verfügung gestellt mit den jeweiligen Blocks. Die wurden jetzt genutzt, um die Systeme zu notieren.
Erstes Treffen und neue Märkte
Das Seminar in der luxemburgischen Botschaft in Paris war das erste Treffen nach der Gründung des Klubs. Die Veranstaltungen, die folgen, werden nicht immer in Paris stattfinden, sondern auch in Luxemburg.
Caro hatte sich von der Darstellung der Handelskammer für internationale Kontakte nicht beeindrucken lassen. Am Ende der Veranstaltung suchte sie den Kontakt zur Kammer.
Schließlich will sie in Luxemburg ihr Produkt verkaufen. Und die sind typisch für Paris: Luxus- Accessoires für teure Mode. Sehr französisch eben, dafür müsste sich in Luxemburg doch ein Markt finden lassen, hofft sie.
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