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Ein Drahtseilakt

Ein Drahtseilakt
(AFP/Stephane de Sakutin)

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Die Nachfolge von Laurent Fabius

Er wirkte oft unterkühlt, verfolgte aber eine hitzköpfige Politik im Nahen Osten und ist bis heute überzeugter Europäer: Frankreichs Noch-Außenminister Laurent Fabius. Kaum ein anderer französischer Politiker hat ähnlich viele politische Mandate auf fast allen Ebenen der Pariser Politik innegehabt. Historiker werden Fabius vor allem an seiner Zeit als Außenminister messen.

Dhiraj Sabharwal
dsabharwal@tageblatt.lu

Er führte den für Frankreich typischen Militarismus fort. Dies war im Falle Malis sinnvoll, erwies sich jedoch mit Blick auf Syrien als katastrophal – man möchte sich nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte Europa auf Fabius und seinen damaligen britischen Amtskollegen William Hague gehört. Das Gleiche gilt für die Fabius’sche Iran-Politik. Der Franzose war während den Atomverhandlungen der größte Bremser. Allerdings stimmte auch er am Ende zu und sah seine Forderungen durch Teheran umgesetzt. Von seiner Amtszeit wird aber vor allem sein beachtlicher Erfolg bei der Pariser Klimakonferenz COP21 in Erinnerung bleiben.

Fabius verfolgte demnach eine klare, wenn auch oft streitbare Linie. Umso mehr erweist sich die Suche nach einem Nachfolger beziehungsweise einer Nachfolgerin als Drahtseilakt. Er oder sie – Ségolène Royal scheint gute Karten zu haben – muss mit dem französischen Militarismus umgehen können und weiterhin die Nähe zu Deutschland suchen. Außenpolitische Abenteuer kann derzeit niemand gebrauchen.