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Sorgenfalten

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Bisher dachten wir immer, es gäbe nur eine Sorte von Sozialisten in der LSAP. Am Donnerstag wurden wir eines Besseren belehrt.

In einem längeren Beitrag im Tageblatt haben sich „Linkssozialisten“ zu Wort gemeldet. So bezeichnen sich die Initiatoren eines von mehr als hundert LSAP-Mitgliedern getragenen Schreibens an die Parteiführung Mitte Juli 2015. Darin hatten sie die politische Linie der LSAP-Führung und ihrer Minister öffentlich infrage gestellt. Nun legten sie eine Bilanz ihrer „Aktivitäten der letzten Monate“ vor.

Ein Abrücken von den schmerzhaft kritischen Positionen ist nicht festzustellen, eher eine Verhärtung. Den Vorwurf, sie seien „Nostalgiker, Rückwärtsgewandte“, kontern die „Lénkssozialisten“ damit, die „zum Wirtschaftsliberalismus konvertierten Parteifreunde“ seien „Träumer“, wenn sie glaubten, Austeritäts- und Sparpolitik würde zu allgemeinem Wohlstand und stabiler Beschäftigung führen. Beweise kameradschaftlicher Zärtlichkeit sind derlei Ausdrücke nicht.
Da nehmen sich die Personalprobleme der CSV vielleicht etwas weniger kompliziert aus. Oder doch nicht? Immerhin müssen drei hochkarätige Parteimitglieder und Politiker wahltechnisch platziert werden, sollen alle zufriedenstellend bedient werden.

Claude Wiseler, der „candidat naturel“

Das Wort spekulierte bereits munter drauf los. Claude Wiseler, der „candidat naturel“, wie er von einem Parteifreund bezeichnet wurde, würde die CSV in den nationalen Wahlkampf führen. Luc Frieden würde man nach Brüssel in die EU-Kommission schicken. Und die Dritte im Bunde, die Ex-Kommissarin und aktuelle EU-Parlamentarierin Viviane Reding, würde bei den Kommunalwahlen im Oktober 2017 den Sturm auf den Knuedler-Palast anführen.

Alles in Ordnung demnach, wenn alle Akteure das ihnen zugedachte Spiel tatsächlich mitspielen. Bisher weiß man nur von Wiseler, was er vorhat. Reding schließt diplomatisch formuliert keine Optionen aus, Frieden gibt sich noch verschlossen wie eine Auster.

Frieden als Kommissar

Ob die drei mit dem angedachten Szenario leben könnten, ist jedoch mehr als fraglich, denn so attraktiv die einzelnen Posten auch sein mögen, die Erfolgsaussichten für die einzelnen Kandidaten sind doch ziemlich ungleich verteilt.
Während ein CSV-Spitzenkandidat Wiseler laut aktuellsten Umfragen sicher ans Ziel kommen wird, stehen die Chancen für Frieden und Reding weniger günstig. Zuerst müsste EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zugunsten von Frieden weichen. Doch das hatte er bereits in Luxemburg als Premier nicht getan. Derzeit deutet bei Juncker wenig auf Amtsmüdigkeit hin, ein zweites Mandat ist nicht ausgeschlossen. Einverstanden mit Frieden als Kommissar müsste auch der zukünftige Koalitionspartner sein. Spitzenkandidatin Reding würde gegen eine erfahrene Schöffenratsmannschaft antreten.

Die Aussichten, die aktuelle Mehrheit auf Knuedler zu entthronen, sind gering. Der Kampf um die Spitzenkandidatur in der CSV ist demnach noch lange nicht ausgestanden. Aber das sind alles Gedankenspiele. Viel konkreter sind die Sorgen der LSAP. Nichts ist einer Partei lästiger als internes Gezetere auf der „Place publique“. Den interessierten Wähler dürfte das nicht weiter stören. Ob Kandidatengeschacher bei der CSV oder programmatischer Disput bei den Sozialisten, beides trägt zur Volksbelustigung bei. Und Lachen bleibt die beste Medizin.