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„A lass!“

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Tram: Eine Baustelle für eine Stadt mit mehr Lebensqualität

„A lass!“, kommentierte ein altgedienter Anwalt des öffentlichen Transportes (ÖT) jüngst den Auftakt des Tramchantiers auf Kirchberg und dem Glacis. Ein epochales Projekt, das nach seiner Verwirklichung eine modernere und lebenswertere Hauptstadt zum Ergebnis haben wird.

Woher wir das, so ganz ohne Kristallkugel, wissen wollen? Nun, ganz einfach aufgrund der Erfahrungen mit Dutzenden neuer Netze, die in jenen 30 Jahren, seit 1985 in Nantes die französische „Tramrevolution“ begann, auf mittlerweile sechs Kontinenten in Betrieb genommen worden sind.

Und da in den Foren immer die gleichen Hirnlosigkeiten wiederholt werden: Nein, diese Tram ist nicht einem Komplott des gambistischen Ökotyrannen François Bausch zu verdanken, sie wurde vielmehr unter der Ägide des CSV-Transportministers Claude Wiseler mit der Zustimmung von sämtlichen in der Chamber vertretenen Parteien beschlossen. Nur die ADR motzte wie gehabt im selbstgewählten Abseits.

Die Baustellen werden gewiss etliche Unannehmlichkeiten mit sich bringen … so wie das letztlich bei allen größeren verkehrstechnischen Infrastrukturprojekten der Fall ist. Erinnern sollte man aber auch daran, dass entlang der Trasse im gleichen Aufwasch ein großer Teil der unterirdischen öffentlichen Installationen (Gas, Wasser, Abwasser, Elektrizität, Kommunikation) den Bedürfnissen einer rasch wachsenden Stadt angepasst werden.

Bei der Organisation dieser Chantiers wird die Stadt Luxemburg von dem enormen Know-how, das in den vergangenen Jahrzehnten beim Bau neuer Trambahnen und der Erneuerung bestehender gewonnen werden konnte, profitieren. Bei dieser Gelegenheit sollte man erneut darauf hinweisen, dass der für die Errichtung einer Tram erforderliche bauliche Aufwand nur unwesentlich größer ist, als dies bei einem leistungsfähigen Bussystem, wie dem Metzer Mettis – der ebenfalls eine eigene Fahrbahn aus sehr stabilem Material braucht –, der Fall gewesen wäre. Wobei der Mettis, bei all seinen unbestrittenen Qualitäten, kapazitätsmäßig nun mal bei Weitem nicht in der Lage gewesen wäre, die sich in Luxemburg tagaus, tagein stellenden Aufgaben zu bewältigen.

Was nun die Fahrzeuge betrifft, so lässt sich über das Design gewiss trefflich streiten (dem Urheber dieser Zeilen gefällt es ziemlich gut): Luxtram wäre aber gut beraten, auf einige Kritiken von sachkundigen Anhängern des öffentlichen Transports, wie z.B. dem Méco oder der „Tram asbl.“, zu hören. Das auf Kirchberg ausgestellte „Mockup“ zeigte zum Beispiel, dass sich die Anordnung und Anzahl der Haltegriffe im Fahrgastraum in der Praxis bei gut besetzten Zügen sehr wohl als völlig unzureichend erweisen könnte, was sich nachteilig auf die Sicherheit, aber auch den Komfort der Fahrgäste auswirken würde.

Wie dem auch sei, ab nun entsteht in unserer Hauptstadt ein ÖT, ohne den sie angesichts der stetig und steil ansteigenden Beförderungsbedürfnisse bald erhebliche Einbußen in Bezug auf ihre Funktionsfähigkeit und Lebensqualität zu verzeichnen hätte.

Und diese erfreuliche Aussicht dürfte doch dazu beitragen, den kurzzeitigen Stress, den nicht nur Trambaustellen nun mal so mit sich bringen, nicht allzu tragisch zu nehmen.