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Waffen für den Exfeind

Waffen für den Exfeind
(Alain Rischard/editpress)

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Obama in Vietnam

Zwischen Washington und Hanoi ist das Kriegsbeil nun also definitiv begraben. Mehr noch, die US-Waffenindustrie darf sogar Kriegsbeile an den ehemaligen Feind liefern.

Natürlich ist die Aussöhnung zwischen beiden Nationen zu begrüßen. Vor allem verdient der Großmut der Vietnamesen höchsten Respekt, wenn man bedenkt, was die Vereinigten Staaten in ihrem Land alles angerichtet haben.

Sie warfen mehr Bomben über dem südostasiatischen Staat ab als während des Zweiten Weltkrieges über Europa. Zwischen einer und drei Millionen Vietnamesen mussten diesen barbarischen Konflikt mit dem Leben bezahlen. Um zu verhindern, dass Vietnam kommunistisch würde, war den USA kein vietnamesisches Opfer zu groß.

Als Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg seine Kolonie wiederhaben wollte, welche die Japaner ihm abspenstig gemacht hatten, standen die USA zu Anfang noch vornehm zurück: Die ersten französischen Jagdflugzeuge waren 1945 denn auch japanische Beutemaschinen.

Doch ab dem Moment, wo in Washington antikommunistische Hardliner die Politik bestimmten, waren alle Mittel recht, um die Ausbreitung der sowjetischen Machtsphäre zu verhindern. Wobei dann aber massive US-Waffenlieferungen den Vietminh-Triumph von Dien Bien Phu auch nicht verhindern konnten.

Unter den Konsequenzen von dem, was in den Dekaden darauf folgte, leiden die Vietnamesen noch heute, und doch waren sie bereit, den Amerikanern einen Neuanfang anzubieten, nicht zuletzt, weil sie die amerikanischen Absatzmärkte für die Produkte ihrer Industrie bitter nötig haben.

Man muss sich natürlich fragen, ob es eine besonders brillante Idee ist, in eine Ecke der Welt, in der sich die territorialen Streitigkeiten mehrerer Nationen mit China zusehends zuspitzen, ausgerechnet Waffen zu liefern.
Es ist leider nicht auszuschließen, dass es in dieser Region zum nächsten ganz großen Krieg kommen wird.

Und dabei hätten die USA nicht unbedingt viel zu gewinnen, denn China und USA sind gegenseitig voneinander abhängig. Ohne die Werkbänke des Reiches der Mitte wären die Regale bei Walmart gähnend leer und auch ein Präsident Trump würde es nicht auch nur annähernd fertigbringen, all die Industriejobs, welche aus den Vereinigten Staaten Richtung Ostasien ausgelagert wurden, wieder nach Hause zu holen.

Nun ist kaum anzunehmen, dass die USA das Feinste nach Vietnam liefern, was ihre Arsenale so hergeben, doch gerade für die Marine können Uncle Sams Werften Material liefern, das die Russen nicht im Angebot haben. Die neuen Frühwarn-Flugzeuge (AEW) Vietnams werden übrigens von Airbus (C295) geliefert.

In dieser von furchtbaren Kriegen heimgesuchten Region winkt also bereits die nächste Bonanza für die Kanonenhändler.