Großer Bahnhof für ein großartiges Bauwerk: Zur Eröffnung des mit 57 Kilometern längsten Eisenbahntunnels der Welt reisen an diesem Mittwoch hochrangige Gäste in die Schweiz – unter ihnen neben den Staats- und Regierungschefs von Frankreich und Italien auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Der in 17-jähriger Bauzeit für umgerechnet rund 11 Milliarden Euro (12,2 Milliarden Franken) fertiggestellte Gotthard-Basistunnel ist das Herzstück der «Neuen Eisenbahn-Alpentransversale» (NEAT). Er wurde weitgehend im Rahmen der finanziellen und zeitlichen Vorgaben gebaut.
Mit dem europäischen Großprojekt sollen weite Teile des Güterverkehrs zwischen dem Nordseehafen Rotterdam und Genua am Mittelmeer von der Straße auf die Schiene verlegt werden. Der fahrplanmäßige Betrieb durch den Gotthard-Basistunnel soll nach etlichen weiteren Testfahrten am 11. Dezember aufgenommen werden.
Herausragende technische und organisatorische Meisterleistung
Der neue Gotthard-Eisenbahntunnel wird weltweit als herausragende technische und organisatorische Meisterleistung gewürdigt. Seine Gleise verlaufen bei nur geringen Steigungen sowie ohne enge Kurven auf einer Höhe von maximal 550 Metern über dem Meeresspiegel. Experten sprechen von einer «Flachbahn». Darüber türmt sich bis zum Gipfel des Gotthards bis zu 2300 Meter Fels.
Dank der nur geringen Höhe und des ebenen Streckenverlaufs brauchen Züge weniger Lokomotiven und können so preisgünstiger, vor allem weit schneller als im alten Gotthard-Tunnel fahren – Personenzüge mit bis zu 250 Stundenkilometern, Güterzüge mit bis zu 160 km/h.
Zeitgewinn zwischen Zürich und Mailand beträgt rund 45 Minuten
Der Zeitgewinn zwischen Zürich und Mailand beträgt – nach Fertigestellung des kleineren, ergänzenden Ceneri-Tunnels ab 2020 – rund 45 Minuten. Statt bislang maximal 180 Güterzüge sollen künftig pro Tag 260 durch die neuen Röhren rollen.
Noch vor den geladenen Prominenten dürfen 1000 per Los ermittelte Einwohner der Schweiz mit Sonderzügen durch den neuen Tunnel zwischen Erstfeld im Kanton Uri und Bodio im Kanton Tessin fahren. Die Geste gilt als Ausdruck des Dankes an die Bevölkerung, die das Jahrhundertbauwerk durch ihre Zustimmung bei einem Volksentscheid sowie mit der Finanzierung als Steuerzahler ermöglicht hat.
Wie sehr die Schweizer zur Verkehrspolitik ihrer Regierung und insbesondere zum Gotthard-Basistunnel stehen, machte eine repräsentative Umfrage kurz vor dessen Eröffnung deutlich: Acht von zehn Schweizern erachten demnach die Milliardenkosten für gerechtfertigt. Als Grund nannten sie erwartete wirtschaftliche Vorteile. Zudem erklärten 80 Prozent der Befragten, dass solche Projekte wichtig seien «für das Bild der Schweiz im Ausland».
Gigantischer Bohrer pic.twitter.com/LjuCgDtrAs
— Francois Bausch (@fbausch) June 1, 2016
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