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Lausige Zeiten

Lausige Zeiten
(Alain Rischard/editpress)

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Über Konserven und Wasser

Haben Sie Ihren Lebensmittelvorrat bereits aufgestockt? Nudeln, Obst-, Gemüse-, Fisch- und Fleischkonserven eingelagert? Die Kellerwand hinter einer Mauer von Mineralwasserflaschen versteckt? Wenn nicht, sollten Sie das schleunigst tun. Immerhin haben unsere deutschen Nachbarn diese Auflage von ihrer Regierung bekommen. Und die vielen Luxemburger, die so gern im grenznahen Discounter shoppen gehen, könnten vor leeren Regalen stehen, wenn sie das nächste Mal jenseits der Mosel wieder auf Schnäppchenjagd sind.

Aber Spaß beiseite. Zum Lachen ist die Entscheidung der deutschen Regierung, den Zivilschutz zu reorganisieren, nicht. Vor einigen Jahren, lange vor den verdorbenen Beziehungen zu Russland und dem IS-Terror, hätte sie bei den Nachbarn ein müdes Lächeln hervorgerufen. In der Art: Jaja, diese ängstlichen Deutschen. Wurde da nicht der Begriff der „German Angst“ geprägt, um die übervorsichtigen Reaktionen der Deutschen auf internationale Großereignisse zu erklären?

Nur, heute ruft die Empfehlung an die Bürger, sich Reserven an Nahrungsmitteln und Wasser für zehn bzw. fünf Tage anzulegen, ein eher mulmiges Gefühl hervor. Irgendwie passt das alles in die pessimistische Grundstimmung, die so manchen Bürger erfasst. So als füge sich ein weiteres Mosaikstück in das globale Bild eines sich verdüsternden internationalen Horizonts.

Da verscherzt es sich die EU mit ihrem geografisch nicht austauschbaren Großnachbarn in Osteuropa. Der nutzt seinerseits die Sanktionen und die zunehmende Isolierung als Ansporn zum weiteren nationalen Rückzug und stellt sein Selbstverständnis als internationale Großmacht offensiv zur Schau. Eine Steilvorlage liefert ihm dabei die scheinbar unaufhaltsame Progression der NATO an Russlands Grenzen.

Plötzlich erscheint die Möglichkeit eines militärischen Konflikts in Europa, zwischen dem traditionell guten Westen und dem ebenso traditionell bösen Russland, durchaus real, zumal Deutschland laut darüber nachdenkt, die Wehrpflicht wiedereinzuführen. Die Etikette des Kolosses auf tönernen Füßen, die man in den letzten Jahren des Kalten Kriegs verächtlich Russland anhing, müsste man dem Friedensprojekt EU weiterreichen.

Die „Konzeption Zivile Verteidigung“ wolle man nicht als Reaktion auf eine „veränderte sicherheitspolitische Lage“ verstanden wissen, beschwichtigte Mitte der Woche Berlin ob der aus Oppositionskreisen laut gewordenen Kritik. Man spricht lieber von möglichen „hybriden Konflikten“. Statt mit Panzern und Kampffliegern würde der „Ennemi“ mit Computerviren angreifen und Sabotageaktionen durchführen gegen Stromnetze und Kommunikationsstränge. Wirtschaftlicher Zusammenbruch und Chaos wären die Folgen. Weder Facebook und Co. noch die C-Supermärkte würden dann funktionieren.

Andere Waffen, gleicher Feind? Die Frage lässt man vorerst unbeantwortet, auch wenn jedermann die Antwort kennt. Die Gewinner stehen jedoch bereits heute fest. Die Hamsterkäufe werden den Einzelhandel befeuern. Das propagandistische Säbelrasseln der bundesdeutschen Regierung wird der lahmenden Konjunktur einen kleinen Schubs gegeben haben. Vorausgesetzt, die Bundesbürger und die Luxemburger, die sich informationsmäßig vornehmlich aus deutschen Medien ernähren, werden der Empfehlung aus Berlin nachkommen. Wann kommt der offizielle „coup de pouce“ für die hiesige Geschäftswelt?