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Sioux auf dem Kriegspfad

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Eine neue Ölleitung soll über das Territorium der Sioux laufen: Diese wollen das Vorhaben verhindern. Unterstützung bekommen sie nun auch aus Hollywood.

„Jahr für Jahr hört man von Öllecks. Ich will kein Öl in dem Wasser, das meine Kinder trinken“, sagt Crystal Defatte. Sie ist eine von 30 Indianern, die beim Protest gegen eine Ölleitung in Boone County in Iowa festgenommen worden sind. Hundert Menschen haben dort gegen die Ölleitung protestiert, Arbeiter behindert und sich an Baumaschinen gekettet. Andere wurden bei ähnlichen Protesten in St.Anthony in North Dakota verhaftet. Sie alle wollen das Land ihrer Vorväter sauber halten.
Ein Projekt für 3,8 Milliarden Dollar

Die Rohre des Anstoßes gehören zur Dakota Access Pipeline, einer 1.770 Kilometer langen Strecke mit einer Röhre, die nach der für nächstes Jahr geplanten Fertigstellung 575.000 Barrel Rohöl pro Tag aus dem Bakken-Schieferölfeld in die Raffinerien in Illinois transportieren soll. Das 3,8 Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro) teure Projekt wird von Energy Transfer Partners, Sunoco Logistics und Phillips 66 gebaut.

Bundesrichter muss entscheiden

Die Leitung wird fast das gesamte Reservat des Standing Rock Stammes der Sioux durchqueren. Dessen Mitglieder fordern ein Mitspracherecht bei der Genehmigung des Baus. Stammessprecher Dave Archambault stützte sich dabei auf Verträge mit der Regierung in Washington aus vergangenen Jahrhunderten und verlangt zumindest eine Entschädigung.

Der Streit um die neue Ölleitung erinnert an die Auseinandersetzung um das 7 Milliarden Dollar teure Projekt der Keystone XL-Leitung. Da diese Leitung die Grenze von Kanada und den USA überqueren sollte, konnte Präsident Barack Obama das Vorhaben ablehnen. Aber die Dakota Access Pipeline verläuft vollständig in den USA. Und die amerikanische Rechtspraxis räumt den Bauherren bei solchen Vorhaben sehr viel Rechte ein.

Andere Stämme eilen zu Hilfe

Am 9. September muss ein Bundesrichter in der Hauptstadt Washington über den Antrag der Sioux entscheiden, die einen einstweiligen Baustopp fordern. Inzwischen kommen tausende von „native americans“, wie die Ureinwohner in den Vereinigten Staaten genannt werden, nach Boone County und Umgebung, um Protestveranstaltungen zu halten.

„Wir wollen ein Zeichen der Solidarität mit ihrem Bemühen setzen, die heiligen Stätten zu schützen“, sagt Tim Ballew II. Er ist Vorsitzender des Lummi Indian-Rates im Bundesstaat Washington. Er hat zusammen mit 1500 anderen Ureinwohnern ein Lager in Cannon Ball in North Dakota eingerichtet. Archambault erinnert daran, dass die Lummi schon einmal im Norden des Bundesstaates Washington mit einem ähnlichen Aufstand den Bau eines Kohleverschiffungsterminals verhindert haben.

Hollywood mischt sich ein

Wieder andere haben sich des inzwischen populären Themas angenommen und sich auf die Seite der Indianer gestellt. So schrieb Hollywood-Star Leonardo DiCaprio auf Twitter, er sei „inspiriert von den Bemühungen der Standing Rock Sioux, die Dakota Access Pipeline aufzuhalten“.

Auch das Forum für Eingeborenenfragen der Vereinten Nationen gab in dieser Woche eine Erklärung ab: Die US-Regierung müsse einen „fairen, unabhängigen, unparteiischen, offenen und transparenten Prozess sicherstellen, um diese ernste Angelegenheit zu lösen und die Eskalation in Gewalt und weiteren Missbrauch von Menschenrechten zu verhindern.“

Bauarbeiter und Gewerkschafter

Die am Bau beteiligten Firmen gaben keinen Kommentar ab. Aber Chad Charter von der Gewerkschaft der Bauarbeiter an diesem Projekt in Iowa sagte, die Protestler gefährdeten Arbeitsplätze. Heute seien Jobs in der Region nicht mehr so einfach zu bekommen wie vor einigen Jahren während des Ölbooms. „Unsere Arbeiter sind hier, um einen Job zu erledigen. Und das werden sie solange machen, bis man uns sagt, wir sollen aufhören“, sagte Charter.