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Intelligentes Wachstum

Intelligentes Wachstum
(Alain Rischard/editpress)

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Der Rifkin-Plan

Im September vergangenen Jahres fand im Rahmen des EU-Ratsvorsitzes ein Nachhaltigkeitsforum in Luxemburg statt.
Der nicht unumstrittene, aber verkaufstüchtige amerikanische Wirtschaftsexperte und Zukunftsforscher Jeremy Rifkin, der während der EU-Konferenz seine Theorien zur dritten industriellen Revolution präsentieren konnte, hatte da schon den Vertrag mit dem Luxemburger Staat in der Tasche zur Durchführung einer Studie über die künftige wirtschaftliche Strategie des Landes.

Auf Initiative von Wirtschaftsminister Etienne Schneider und mit Unterstützung der Handelskammer und des IMS („Inspiring More Sustainability“) arbeitete der Experte nun ein Jahr lang an einem ökonomischen Modell für das Land, das gestern in Präsenz mehrerer Minister und der Sozialpartner vorgestellt wurde.
Allein arbeitete er dabei nicht, rund 300 Personen aus verschiedenen sozioökonomischen Bereichen dachten in neun Arbeitsgruppen unter Rifkins Leitung über diverse Strategien nach.

Heraus kam eine Studie, die auf 475 Seiten konkrete und einem ersten Eindruck zufolge zumindest interessante und wohl auch zum Schlagwort des qualitativen Wachstums passende Vorschläge sammelt, auch wenn nicht alles neu und nicht alles kritiklos zu schlucken sein mag. Rifkin geht davon aus, dass die zweite industrielle Revolution, jene also, die vom Erdöl, dem Verbrennungsmotor und der Zentralisierung der Stromerzeugung geprägt war, ihre Hochzeit hinter sich hat.

Produktivitätssteigerungen seien angesichts der knapper werdenden fossilen Brennstoffe nur noch schwer möglich, eine hohe Arbeitslosigkeit und eine globale Verlangsamung des Wachstums sowie die Klimaerwärmung seien konkrete Anzeichen hierfür. Rifkin plädiert für eine Wirtschaft des Teilens. Würden seine Vorstellungen umgesetzt, so könnte sich Luxemburg einen Vorsprung auf seine Konkurrenten verschaffen. Laut Rifkin soll Energie künftig dezentral in kleinen Einheiten produziert werden, ein nationales Energie-Internet (wie Creos es in einer Vorstufe bereits entwickelte) soll für eine intelligente Verteilung sorgen (vgl. auch unsere Berichterstattung auf den Seiten 2 und 3). Dieses auf den smarten Stromzählern basierende System ist nicht unumstritten, da Anschläge auf die Versorgungsnetze laut einigen Autoren durch diese Technologie einfacher würden.
Insgesamt neun konkrete Maßnahmen und Projekte, von denen einige im Land zumindest ansatzweise bereits real existieren, sollen umgesetzt werden.

Dabei sollen quasi als Kollateralnutzen zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Allein der Aufbau eines leistungsstarken „Stromtankstelennnetzes“ könnte laut Etienne Schneider „zwei Generationen Arbeit geben“. Der Wirtschaftsminister jedenfalls, dem also erneut (nach dem Space Mining) ein Coup gelungen ist, positioniert sich immer stärker als der „Macher“ in der Regierung.
Sollte der Rifkin-Plan funktionieren, wäre eine nachhaltigere wirtschaftliche Zukunft Luxemburgs immerhin möglich, sogar wenn auch diese Form des Wachstums endlich sein wird.