Eine der größten Herausforderungen, denen sich Luxemburg in den kommenden Jahrzehnten stellen muss, ist der Verkehr. Wenn nicht jetzt die Weichen richtig gestellt werden, drohen das Land und seine Wirtschaft daran zu ersticken. Und die Lebensqualität wird den Bach runtergehen.
Die gute Nachricht: Luxemburg steht bei der umwelt- und menschenfreundlichen Umgestaltung seines Transportwesens nicht allein da. Kürzlich legte die für den Verkehr zuständige EU-Kommissarin Violeta Bulc bei einem Seminar in Brüssel dar, dass ihre Behörde einiges daransetzen wird, um die Dekarbonisierung und die Effizienz des Transports in Europa konsequent zu fördern. Im Vordergrund stehen dabei die Elektrifizierung und Digitalisierung des Verkehrswesens. Die Kommission will die Umstellung der Automobilflotte von Verbrennungs- auf Elektromotoren in den nächsten 30 Jahren mit voller Energie vorantreiben.
In den Internetforen greinen frustrierte Petrolheads über angeblich ständig leere Busse. Dem widersprechen einerseits die tatsächlichen Fahrgastzahlen, andererseits sind sich die meisten Zeitgenossen offensichtlich der Tatsache nicht bewusst, dass der im Schnitt am schlechtesten ausgelastete Transportmodus précisément … das Auto ist.
Selbst im Rush-Hour-Stau sind die Autos mit durchschnittlich 1,1 Personen besetzt. Geht man von einem typischen Fahrzeug mit fünf Plätzen aus, heißt das nichts anderes, als dass dieses zu 78 Prozent leer durch die Gegend gondelt.
Einen derartigen Luxus kann sich ein Land mit derartig hohen Beförderungsbedürfnissen wie das unsrige eigentlich kaum noch leisten.
Abhilfe kann neben dem massiven Ausbau des öffentlichen Transports die Privilegierung von Fahrgemeinschaften schaffen: Alleinfahrer müssen sich dann im Stau halt ganz hinten anstellen. Hinzu kommen aber eben auch digitale Lösungen, die es den Bürgern erlauben, die verschiedenen Transportmodi (Fahrgemeinschaft, Sammeltaxi, Fahrdienst, Carsharing, Zug, Bus, Tram, Velo) optimal zu kombinieren.
Die finnische Hauptstadt Helsinki leistet mit einer von der Firma MaaS („Mobility as a Service“) entwickelten App namens „Whim“ derzeit in diesem Bereich Pionierarbeit. Das Smartphone hilft den Finnen, ihre Wege „door to door“ nahtlos und effizient zu organisieren.
Wie der Economist aber jüngst feststellte, zeichnen sich die Finnen durch ein hohes Maß an Bürgersinn aus und sind daher relativ leicht für nachhaltige und gemeinschaftliche Lösungen zu gewinnen. In Luxemburg dominiert zurzeit allerdings noch der Egoismus: My car is my battletank.
Leider riskieren wir, unser Land mit dieser Mentalität geradewegs an die Wand zu fahren.
Es ist daher zu begrüßen, dass, wie Verkehrsminister François Bausch gestern dem Parlament erklärte, Luxemburg nun ebenfalls gewillt ist, dem Transportproblem per App – Stichwort auch hierzulande: „Mobilität als Dienstleistung“ – zu Leibe zu rücken: Carsharing und Fahrgemeinschaften sollen nun aktiv gefördert werden.
Denn das sich ständig verschärfende Verkehrschaos erweist sich zusehends als Gift sowohl für unseren Wirtschaftsstandort wie für unsere Lebensqualität.
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